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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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concavo-convexa, Verre concavo-convexe).
Diese drey Arten, welche in der Mitte dünner, als am Rande, sind, machen zusammen die Classe der hohlen Linsen oder Hohlgläser (Lentes concavae, Verres concaves) aus, und heißen bisweilen wegen des Gebrauchs, den man davon macht, Augengläser.

Bey allen diesen Glaslinsen heißt die Linie AB, welche durch die Mittelpunkte beyder Krümmungen geht, oder bey Fig. 105 und 108 durch den Mittelpunkt der Krümmung senkrecht auf die ebne Seite gesetzt wird, die Axe der Linse. Sie muß genau durch die Mitte der Linse durchgehen; und man sagt alsdann, das Glas sey richtig centrirt.

Bey einer richtig centrirten Linse sind die Flächen um die Mitte mit einander parallel. Ist also die Dicke der Linse nicht beträchtlich, so kan man nach Th. I. S. 433. Num. 4. beym Worte Brechung, ohne Fehler annehmen, daß jeder auf die Mitte einer Linse fallende Stral ungebrochen durchgehe.

Man nennt bisweilen eine Glaslinse einzollig, zweyzollig, dreyfüßig u. s. w., wenn die Durchmesser beyder Krümmungen (oder bey Fig. 105 und 108 der Durchmesser der einzigen Krümmung) 1 Zoll, 2 Zoll, 3 Fuß rc. betragen. Haben die beyden Krümmungen verschiedene Durchmesser, wie beym Convexoconvex sehr oft, und beym Meniskus allemal, so läßt sich diese Benennung gar nicht anwenden. Es ist also überhaupt besser, sich derselben zu enthalten.

Die Linsengläser dienen zu so vielen nützlichen Werkzeugen, daß es wohl der Mühe lohnt, hier etwas von den Gründen ihrer allgemeinen Theorie beyzubringen. Ich werde hiebey zuerst die Brechung des Lichts durch einzelne krumme Flächen, dann die durch Linsengläser mit zwo Flächen betrachten, hieraus die Eigenschaften der Linsengläser herleiten, und zuletzt zeigen, wie sich die Gegenstände darstellen, die man durch solche Gläser betrachtet. Brechung durch eine Kugelfläche.

Wenn PQ, Taf. XIII. Fig. 110. den Durchschnitt einer


concavo-convexa, Verre concavo-convexe).
Dieſe drey Arten, welche in der Mitte duͤnner, als am Rande, ſind, machen zuſammen die Claſſe der hohlen Linſen oder Hohlglaͤſer (Lentes concavae, Verres concaves) aus, und heißen bisweilen wegen des Gebrauchs, den man davon macht, Augenglaͤſer.

Bey allen dieſen Glaslinſen heißt die Linie AB, welche durch die Mittelpunkte beyder Kruͤmmungen geht, oder bey Fig. 105 und 108 durch den Mittelpunkt der Kruͤmmung ſenkrecht auf die ebne Seite geſetzt wird, die Axe der Linſe. Sie muß genau durch die Mitte der Linſe durchgehen; und man ſagt alsdann, das Glas ſey richtig centrirt.

Bey einer richtig centrirten Linſe ſind die Flaͤchen um die Mitte mit einander parallel. Iſt alſo die Dicke der Linſe nicht betraͤchtlich, ſo kan man nach Th. I. S. 433. Num. 4. beym Worte Brechung, ohne Fehler annehmen, daß jeder auf die Mitte einer Linſe fallende Stral ungebrochen durchgehe.

Man nennt bisweilen eine Glaslinſe einzollig, zweyzollig, dreyfuͤßig u. ſ. w., wenn die Durchmeſſer beyder Kruͤmmungen (oder bey Fig. 105 und 108 der Durchmeſſer der einzigen Kruͤmmung) 1 Zoll, 2 Zoll, 3 Fuß rc. betragen. Haben die beyden Kruͤmmungen verſchiedene Durchmeſſer, wie beym Convexoconvex ſehr oft, und beym Meniſkus allemal, ſo laͤßt ſich dieſe Benennung gar nicht anwenden. Es iſt alſo uͤberhaupt beſſer, ſich derſelben zu enthalten.

Die Linſenglaͤſer dienen zu ſo vielen nuͤtzlichen Werkzeugen, daß es wohl der Muͤhe lohnt, hier etwas von den Gruͤnden ihrer allgemeinen Theorie beyzubringen. Ich werde hiebey zuerſt die Brechung des Lichts durch einzelne krumme Flaͤchen, dann die durch Linſenglaͤſer mit zwo Flaͤchen betrachten, hieraus die Eigenſchaften der Linſenglaͤſer herleiten, und zuletzt zeigen, wie ſich die Gegenſtaͤnde darſtellen, die man durch ſolche Glaͤſer betrachtet. Brechung durch eine Kugelflaͤche.

Wenn PQ, Taf. XIII. Fig. 110. den Durchſchnitt einer

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[906/0912] concavo-convexa, Verre concavo-convexe). Dieſe drey Arten, welche in der Mitte duͤnner, als am Rande, ſind, machen zuſammen die Claſſe der hohlen Linſen oder Hohlglaͤſer (Lentes concavae, Verres concaves) aus, und heißen bisweilen wegen des Gebrauchs, den man davon macht, Augenglaͤſer. Bey allen dieſen Glaslinſen heißt die Linie AB, welche durch die Mittelpunkte beyder Kruͤmmungen geht, oder bey Fig. 105 und 108 durch den Mittelpunkt der Kruͤmmung ſenkrecht auf die ebne Seite geſetzt wird, die Axe der Linſe. Sie muß genau durch die Mitte der Linſe durchgehen; und man ſagt alsdann, das Glas ſey richtig centrirt. Bey einer richtig centrirten Linſe ſind die Flaͤchen um die Mitte mit einander parallel. Iſt alſo die Dicke der Linſe nicht betraͤchtlich, ſo kan man nach Th. I. S. 433. Num. 4. beym Worte Brechung, ohne Fehler annehmen, daß jeder auf die Mitte einer Linſe fallende Stral ungebrochen durchgehe. Man nennt bisweilen eine Glaslinſe einzollig, zweyzollig, dreyfuͤßig u. ſ. w., wenn die Durchmeſſer beyder Kruͤmmungen (oder bey Fig. 105 und 108 der Durchmeſſer der einzigen Kruͤmmung) 1 Zoll, 2 Zoll, 3 Fuß rc. betragen. Haben die beyden Kruͤmmungen verſchiedene Durchmeſſer, wie beym Convexoconvex ſehr oft, und beym Meniſkus allemal, ſo laͤßt ſich dieſe Benennung gar nicht anwenden. Es iſt alſo uͤberhaupt beſſer, ſich derſelben zu enthalten. Die Linſenglaͤſer dienen zu ſo vielen nuͤtzlichen Werkzeugen, daß es wohl der Muͤhe lohnt, hier etwas von den Gruͤnden ihrer allgemeinen Theorie beyzubringen. Ich werde hiebey zuerſt die Brechung des Lichts durch einzelne krumme Flaͤchen, dann die durch Linſenglaͤſer mit zwo Flaͤchen betrachten, hieraus die Eigenſchaften der Linſenglaͤſer herleiten, und zuletzt zeigen, wie ſich die Gegenſtaͤnde darſtellen, die man durch ſolche Glaͤſer betrachtet. Brechung durch eine Kugelflaͤche. Wenn PQ, Taf. XIII. Fig. 110. den Durchſchnitt einer

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 906. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/912>, abgerufen am 30.04.2024.