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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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so wäre die jetzige Dichte der Luft um 6/704 größer, als die anfängliche, oder sie verhielte sich zur letztern, wie 710: 704, d. i. wie (710/704) zu 1.

Daß die Kugel luftleer sey, ist nicht unumgänglich nöthig; es erleichtert aber die Bestimmung der jedesmaligen Dichte, welche dadurch auf die eben angezeigte Rechnung gebracht wird, da man sonst noch auf das Gewicht der Luft in der Kugel Rücksicht nehmen müßte. Auf diese Art hat Halley Versuche angestellt (Act. Erud. Suppl. To. II. Sect. 9. p. 435.) und gefunden, daß die Luft in England bey der größten Sommerwärme um (1/13) dünner, und bey der größten Winterkälte um (1/20) dichter sey, als bey den mittlern Temperaturen, wobey aber nicht auf die Feuchtigkeit gesehen ist. Eine sehr vollkommne Einrichtung dieses Guerickischen Manometers hat de Souchy (Mem. de Paris, 1780. p. 73.) angegeben.

Varignon (Manometre, ou machine pour trouver le rapport des raretes de l'air naturel, Mem. de Paris, 1705. p. 300.) beschreibt unter diesem Namen ein Werkzeug, welches die verlangte Absicht gar nicht erfüllet. Es besteht aus einem lothrechten cylindrischen Gefäße BC Taf. XVI. Fig. 42., an welches die im Zikzak gebogne Glasröhre CD EFG angeschmolzen ist, die sich in ein bey A ofnes Gefäß endigt. In BC ist Luft, und in der Röhre CDEFG Wasser. Wenn man durch ein Zeichen bey D bemerkt, wo das Wasser zur Zeit der Verfertigung stand, so kennt man den Raum BCD, den die eingeschloßne Luft bey ihrer damaligen Dichtigkeit füllte. Aendert sich nun ihre Dichte, so wird sie sich dem gemäß ausbreiten oder zusammenziehen, welches man durch das Vor-oder Rückwärtsgehen der Wasserfläche bey D wahrnimmt. Daher zeigt dieses Instrument die Dichte der in BCD eingeschloßnen Luft, die sich aber nicht, wie Varignon voraussetzt, auf gleiche Art mit der Dichte der äußern Luft ändert. Denn, obgleich die Wärme der Luft in BCD mit der Wärme der äußern einerley ist, so ist doch dieses nicht der Fall mit den übrigen Ursachen, welche die specifische Elasticität der äußern Luft ändern,


ſo waͤre die jetzige Dichte der Luft um 6/704 groͤßer, als die anfaͤngliche, oder ſie verhielte ſich zur letztern, wie 710: 704, d. i. wie (710/704) zu 1.

Daß die Kugel luftleer ſey, iſt nicht unumgaͤnglich noͤthig; es erleichtert aber die Beſtimmung der jedesmaligen Dichte, welche dadurch auf die eben angezeigte Rechnung gebracht wird, da man ſonſt noch auf das Gewicht der Luft in der Kugel Ruͤckſicht nehmen muͤßte. Auf dieſe Art hat Halley Verſuche angeſtellt (Act. Erud. Suppl. To. II. Sect. 9. p. 435.) und gefunden, daß die Luft in England bey der groͤßten Sommerwaͤrme um (1/13) duͤnner, und bey der groͤßten Winterkaͤlte um (1/20) dichter ſey, als bey den mittlern Temperaturen, wobey aber nicht auf die Feuchtigkeit geſehen iſt. Eine ſehr vollkommne Einrichtung dieſes Guerickiſchen Manometers hat de Souchy (Mém. de Paris, 1780. p. 73.) angegeben.

Varignon (Manomètre, ou machine pour trouver le rapport des raretés de l'air naturel, Mém. de Paris, 1705. p. 300.) beſchreibt unter dieſem Namen ein Werkzeug, welches die verlangte Abſicht gar nicht erfuͤllet. Es beſteht aus einem lothrechten cylindriſchen Gefaͤße BC Taf. XVI. Fig. 42., an welches die im Zikzak gebogne Glasroͤhre CD EFG angeſchmolzen iſt, die ſich in ein bey A ofnes Gefaͤß endigt. In BC iſt Luft, und in der Roͤhre CDEFG Waſſer. Wenn man durch ein Zeichen bey D bemerkt, wo das Waſſer zur Zeit der Verfertigung ſtand, ſo kennt man den Raum BCD, den die eingeſchloßne Luft bey ihrer damaligen Dichtigkeit fuͤllte. Aendert ſich nun ihre Dichte, ſo wird ſie ſich dem gemaͤß ausbreiten oder zuſammenziehen, welches man durch das Vor-oder Ruͤckwaͤrtsgehen der Waſſerflaͤche bey D wahrnimmt. Daher zeigt dieſes Inſtrument die Dichte der in BCD eingeſchloßnen Luft, die ſich aber nicht, wie Varignon vorausſetzt, auf gleiche Art mit der Dichte der aͤußern Luft aͤndert. Denn, obgleich die Waͤrme der Luft in BCD mit der Waͤrme der aͤußern einerley iſt, ſo iſt doch dieſes nicht der Fall mit den uͤbrigen Urſachen, welche die ſpecifiſche Elaſticitaͤt der aͤußern Luft aͤndern,

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[136/0142] ſo waͤre die jetzige Dichte der Luft um 6/704 groͤßer, als die anfaͤngliche, oder ſie verhielte ſich zur letztern, wie 710: 704, d. i. wie (710/704) zu 1. Daß die Kugel luftleer ſey, iſt nicht unumgaͤnglich noͤthig; es erleichtert aber die Beſtimmung der jedesmaligen Dichte, welche dadurch auf die eben angezeigte Rechnung gebracht wird, da man ſonſt noch auf das Gewicht der Luft in der Kugel Ruͤckſicht nehmen muͤßte. Auf dieſe Art hat Halley Verſuche angeſtellt (Act. Erud. Suppl. To. II. Sect. 9. p. 435.) und gefunden, daß die Luft in England bey der groͤßten Sommerwaͤrme um (1/13) duͤnner, und bey der groͤßten Winterkaͤlte um (1/20) dichter ſey, als bey den mittlern Temperaturen, wobey aber nicht auf die Feuchtigkeit geſehen iſt. Eine ſehr vollkommne Einrichtung dieſes Guerickiſchen Manometers hat de Souchy (Mém. de Paris, 1780. p. 73.) angegeben. Varignon (Manomètre, ou machine pour trouver le rapport des raretés de l'air naturel, Mém. de Paris, 1705. p. 300.) beſchreibt unter dieſem Namen ein Werkzeug, welches die verlangte Abſicht gar nicht erfuͤllet. Es beſteht aus einem lothrechten cylindriſchen Gefaͤße BC Taf. XVI. Fig. 42., an welches die im Zikzak gebogne Glasroͤhre CD EFG angeſchmolzen iſt, die ſich in ein bey A ofnes Gefaͤß endigt. In BC iſt Luft, und in der Roͤhre CDEFG Waſſer. Wenn man durch ein Zeichen bey D bemerkt, wo das Waſſer zur Zeit der Verfertigung ſtand, ſo kennt man den Raum BCD, den die eingeſchloßne Luft bey ihrer damaligen Dichtigkeit fuͤllte. Aendert ſich nun ihre Dichte, ſo wird ſie ſich dem gemaͤß ausbreiten oder zuſammenziehen, welches man durch das Vor-oder Ruͤckwaͤrtsgehen der Waſſerflaͤche bey D wahrnimmt. Daher zeigt dieſes Inſtrument die Dichte der in BCD eingeſchloßnen Luft, die ſich aber nicht, wie Varignon vorausſetzt, auf gleiche Art mit der Dichte der aͤußern Luft aͤndert. Denn, obgleich die Waͤrme der Luft in BCD mit der Waͤrme der aͤußern einerley iſt, ſo iſt doch dieſes nicht der Fall mit den uͤbrigen Urſachen, welche die ſpecifiſche Elaſticitaͤt der aͤußern Luft aͤndern,

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/142>, abgerufen am 27.04.2024.