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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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Mikroskop, Vergrößerungsglas, Microscopium, Engyscopium, Microscope.

Ein Werkzeug, wodurch sich sehr kleine, aber nahe Gegenstände dem Auge deutlich und vergrößert darstellen. Man bedient sich dabey entweder eines einzigen, oder mehrerer Gläser, worauf die Eintheilung der Mikroskope in einfache und zusammenge- setzte beruht. Bey den letztern werden bisweilen auch statt einiger Gläser Metallspiegel gebraucht; in diesem Falle heißt das Instrument ein reflectirendes oder Spiegelmikroskop.

Die Erfindung der Mikroskope ist für die Naturlehre fast noch wichtiger, als die Entdeckung der Fernröhre gewesen, obgleich die letztere mehr äußern Glanz hat, und auf erhabnere und größere Gegenstände gerichtet ist. Das Mikroskop zeigt uns dagegen mehr von dem Baue der Körper, die uns zunächst angehen, und lehrt uns den großen Schöpfer auch im Kleinen bewundern.

Das einfache Mikroskop, welches blos aus einem einzigen converen Linsenglase besteht, muß eben so alt, als der Gebrauch der erhabnen Linsen überhaupt seyn, s. Linsengläser, Brillen. Denn diese Linsen konnten, so bald sie erfunden waren, doch zu nichts anderm, als zur Vergrößerung kleiner und naher Gegenstände gebraucht werden, ob es gleich damals Niemand einfiel, ihnen den Namen der Mikroskope zu geben. Man brauchte sie zuerst als Loupen und Brillen, und verfertigte sie nachher immer kleiner und erhabner, um desto kleinere Gegenstände dadurch betrachten zu können, bis endlich Hartsoeker und Hook den Gebrauch der kleinsten Glaskügelchen lehrten. Da alles dieses allmählig geschehen ist, so bleibt blos die Frage von der Erfindung des zusammengesetzten Vergrößerungsglases übrig, welches den Namen Mikroskop sogleich bey seiner Entstehung erhalten hat.

Boreel (De vero telescopii inventore. Hag. Com- 1655. 4. p. 35.) schreibt diese Erfindung dem Zacharias Jansen in Middelburg und dessen Sohne gemeinschaftlich zu. Er theilt einen Brief des holländischen Gesandten


Mikroſkop, Vergroͤßerungsglas, Microſcopium, Engyſcopium, Microſcope.

Ein Werkzeug, wodurch ſich ſehr kleine, aber nahe Gegenſtaͤnde dem Auge deutlich und vergroͤßert darſtellen. Man bedient ſich dabey entweder eines einzigen, oder mehrerer Glaͤſer, worauf die Eintheilung der Mikroſkope in einfache und zuſammenge- ſetzte beruht. Bey den letztern werden bisweilen auch ſtatt einiger Glaͤſer Metallſpiegel gebraucht; in dieſem Falle heißt das Inſtrument ein reflectirendes oder Spiegelmikroſkop.

Die Erfindung der Mikroſkope iſt fuͤr die Naturlehre faſt noch wichtiger, als die Entdeckung der Fernroͤhre geweſen, obgleich die letztere mehr aͤußern Glanz hat, und auf erhabnere und groͤßere Gegenſtaͤnde gerichtet iſt. Das Mikroſkop zeigt uns dagegen mehr von dem Baue der Koͤrper, die uns zunaͤchſt angehen, und lehrt uns den großen Schoͤpfer auch im Kleinen bewundern.

Das einfache Mikroſkop, welches blos aus einem einzigen converen Linſenglaſe beſteht, muß eben ſo alt, als der Gebrauch der erhabnen Linſen uͤberhaupt ſeyn, ſ. Linſenglaͤſer, Brillen. Denn dieſe Linſen konnten, ſo bald ſie erfunden waren, doch zu nichts anderm, als zur Vergroͤßerung kleiner und naher Gegenſtaͤnde gebraucht werden, ob es gleich damals Niemand einfiel, ihnen den Namen der Mikroſkope zu geben. Man brauchte ſie zuerſt als Loupen und Brillen, und verfertigte ſie nachher immer kleiner und erhabner, um deſto kleinere Gegenſtaͤnde dadurch betrachten zu koͤnnen, bis endlich Hartſoeker und Hook den Gebrauch der kleinſten Glaskuͤgelchen lehrten. Da alles dieſes allmaͤhlig geſchehen iſt, ſo bleibt blos die Frage von der Erfindung des zuſammengeſetzten Vergroͤßerungsglaſes uͤbrig, welches den Namen Mikroſkop ſogleich bey ſeiner Entſtehung erhalten hat.

Boreel (De vero teleſcopii inventore. Hag. Com- 1655. 4. p. 35.) ſchreibt dieſe Erfindung dem Zacharias Janſen in Middelburg und deſſen Sohne gemeinſchaftlich zu. Er theilt einen Brief des hollaͤndiſchen Geſandten

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[215/0221] Mikroſkop, Vergroͤßerungsglas, Microſcopium, Engyſcopium, Microſcope. Ein Werkzeug, wodurch ſich ſehr kleine, aber nahe Gegenſtaͤnde dem Auge deutlich und vergroͤßert darſtellen. Man bedient ſich dabey entweder eines einzigen, oder mehrerer Glaͤſer, worauf die Eintheilung der Mikroſkope in einfache und zuſammenge- ſetzte beruht. Bey den letztern werden bisweilen auch ſtatt einiger Glaͤſer Metallſpiegel gebraucht; in dieſem Falle heißt das Inſtrument ein reflectirendes oder Spiegelmikroſkop. Die Erfindung der Mikroſkope iſt fuͤr die Naturlehre faſt noch wichtiger, als die Entdeckung der Fernroͤhre geweſen, obgleich die letztere mehr aͤußern Glanz hat, und auf erhabnere und groͤßere Gegenſtaͤnde gerichtet iſt. Das Mikroſkop zeigt uns dagegen mehr von dem Baue der Koͤrper, die uns zunaͤchſt angehen, und lehrt uns den großen Schoͤpfer auch im Kleinen bewundern. Das einfache Mikroſkop, welches blos aus einem einzigen converen Linſenglaſe beſteht, muß eben ſo alt, als der Gebrauch der erhabnen Linſen uͤberhaupt ſeyn, ſ. Linſenglaͤſer, Brillen. Denn dieſe Linſen konnten, ſo bald ſie erfunden waren, doch zu nichts anderm, als zur Vergroͤßerung kleiner und naher Gegenſtaͤnde gebraucht werden, ob es gleich damals Niemand einfiel, ihnen den Namen der Mikroſkope zu geben. Man brauchte ſie zuerſt als Loupen und Brillen, und verfertigte ſie nachher immer kleiner und erhabner, um deſto kleinere Gegenſtaͤnde dadurch betrachten zu koͤnnen, bis endlich Hartſoeker und Hook den Gebrauch der kleinſten Glaskuͤgelchen lehrten. Da alles dieſes allmaͤhlig geſchehen iſt, ſo bleibt blos die Frage von der Erfindung des zuſammengeſetzten Vergroͤßerungsglaſes uͤbrig, welches den Namen Mikroſkop ſogleich bey ſeiner Entſtehung erhalten hat. Boreel (De vero teleſcopii inventore. Hag. Com- 1655. 4. p. 35.) ſchreibt dieſe Erfindung dem Zacharias Janſen in Middelburg und deſſen Sohne gemeinſchaftlich zu. Er theilt einen Brief des hollaͤndiſchen Geſandten

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/221>, abgerufen am 27.04.2024.