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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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Stephan Gray (Philos. Trans. no. 221. 223.) fiel auf ein leichtes Mittel, sehr wohlfeile Mikroskope, freylich nur auf kurze Zeit, zu machen. Man nimmt mit einer Nadelspitze ein Wassertröpfchen auf, und bringt es in ein kleines Loch in einer metallnen Platte, wo es eine kugelförmige Gestalt annimmt, und die Dienste eines einfachen Mikroskops thut. Besonders erscheinen dadurch die im Wassertropfen selbst besindlichen Thierchen sehr groß, weil hiebey die hintere Seite des Tropfens wie ein Hohlspiegel wirkt. Man nennt diese Vorrichtung Grays Wassermikroskop.

Bey Betrachtung undurchsichtiger Gegenstände ist die Erieuchtung, die hier von der Vorderseite kommen muß, schwerer anzubringen. D. Lieberkühn bediente sich dazu im Jahre 1739 eines polirten silbernen Hohlspiegels, den er in der Mitte durchbohrte, und in das Loch ein Vergrößerungsglas einsetzte. Der Hohlspiegel, gegen das Taglicht gekehrt, erleuchtet den Gegenstand, der in seinem Brennpunkte angebracht wird, von eben der Seite her, von welcher ihn das Auge durch das eingesetzte Glas betrachtet. Lieberküyn zeigte diese Einrichtung verschiedenen Künstlern in England, besonders dem Herrn Cuff, welcher viel Mikroskope von dieser Art nut großer Voilkommenhelt verfertiget hat. Schon Leeuwenhoek (Areana naturae detecta, p. 182.) redet von einer ähnlichen Erfindung, wobey er eine kleine polirte messingne Schüssel zur Erleuchtung gebrauchte, um den Kreislauf des Bluts in Aalen zu betrachten.

Beym Gebrauche des einfachen Mikroskops kömmt sehr viel auf eine geschickte Behandlung des Gegenstands an, die man schwerlich anders, als durch Erfahrung erlernen kan. Dunkle Gegenstände erfordern ein stärkeres Licht, als helle und durchsichtige; für manche ist das Licht einer Kerze dem Taglichte vorzuziehen: das unmittelbare Sonnenlicht aber ist für alle mikroskopische Beobachtungen zu stark. Zusammengesetzte Mikroskope.

Das zusammengesetzte Mikroskop aus zwey Gläsern ist dem astronomischen Fernrohre ähnlich. Es besteht


Stephan Gray (Philoſ. Trans. no. 221. 223.) fiel auf ein leichtes Mittel, ſehr wohlfeile Mikroſkope, freylich nur auf kurze Zeit, zu machen. Man nimmt mit einer Nadelſpitze ein Waſſertroͤpfchen auf, und bringt es in ein kleines Loch in einer metallnen Platte, wo es eine kugelfoͤrmige Geſtalt annimmt, und die Dienſte eines einfachen Mikroſkops thut. Beſonders erſcheinen dadurch die im Waſſertropfen ſelbſt beſindlichen Thierchen ſehr groß, weil hiebey die hintere Seite des Tropfens wie ein Hohlſpiegel wirkt. Man nennt dieſe Vorrichtung Grays Waſſermikroſkop.

Bey Betrachtung undurchſichtiger Gegenſtaͤnde iſt die Erieuchtung, die hier von der Vorderſeite kommen muß, ſchwerer anzubringen. D. Lieberkuͤhn bediente ſich dazu im Jahre 1739 eines polirten ſilbernen Hohlſpiegels, den er in der Mitte durchbohrte, und in das Loch ein Vergroͤßerungsglas einſetzte. Der Hohlſpiegel, gegen das Taglicht gekehrt, erleuchtet den Gegenſtand, der in ſeinem Brennpunkte angebracht wird, von eben der Seite her, von welcher ihn das Auge durch das eingeſetzte Glas betrachtet. Lieberkuͤyn zeigte dieſe Einrichtung verſchiedenen Kuͤnſtlern in England, beſonders dem Herrn Cuff, welcher viel Mikroſkope von dieſer Art nut großer Voilkommenhelt verfertiget hat. Schon Leeuwenhoek (Areana naturae detecta, p. 182.) redet von einer aͤhnlichen Erfindung, wobey er eine kleine polirte meſſingne Schuͤſſel zur Erleuchtung gebrauchte, um den Kreislauf des Bluts in Aalen zu betrachten.

Beym Gebrauche des einfachen Mikroſkops koͤmmt ſehr viel auf eine geſchickte Behandlung des Gegenſtands an, die man ſchwerlich anders, als durch Erfahrung erlernen kan. Dunkle Gegenſtaͤnde erfordern ein ſtaͤrkeres Licht, als helle und durchſichtige; fuͤr manche iſt das Licht einer Kerze dem Taglichte vorzuziehen: das unmittelbare Sonnenlicht aber iſt fuͤr alle mikroſkopiſche Beobachtungen zu ſtark. Zuſammengeſetzte Mikroſkope.

Das zuſammengeſetzte Mikroſkop aus zwey Glaͤſern iſt dem aſtronomiſchen Fernrohre aͤhnlich. Es beſteht

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[223/0229] Stephan Gray (Philoſ. Trans. no. 221. 223.) fiel auf ein leichtes Mittel, ſehr wohlfeile Mikroſkope, freylich nur auf kurze Zeit, zu machen. Man nimmt mit einer Nadelſpitze ein Waſſertroͤpfchen auf, und bringt es in ein kleines Loch in einer metallnen Platte, wo es eine kugelfoͤrmige Geſtalt annimmt, und die Dienſte eines einfachen Mikroſkops thut. Beſonders erſcheinen dadurch die im Waſſertropfen ſelbſt beſindlichen Thierchen ſehr groß, weil hiebey die hintere Seite des Tropfens wie ein Hohlſpiegel wirkt. Man nennt dieſe Vorrichtung Grays Waſſermikroſkop. Bey Betrachtung undurchſichtiger Gegenſtaͤnde iſt die Erieuchtung, die hier von der Vorderſeite kommen muß, ſchwerer anzubringen. D. Lieberkuͤhn bediente ſich dazu im Jahre 1739 eines polirten ſilbernen Hohlſpiegels, den er in der Mitte durchbohrte, und in das Loch ein Vergroͤßerungsglas einſetzte. Der Hohlſpiegel, gegen das Taglicht gekehrt, erleuchtet den Gegenſtand, der in ſeinem Brennpunkte angebracht wird, von eben der Seite her, von welcher ihn das Auge durch das eingeſetzte Glas betrachtet. Lieberkuͤyn zeigte dieſe Einrichtung verſchiedenen Kuͤnſtlern in England, beſonders dem Herrn Cuff, welcher viel Mikroſkope von dieſer Art nut großer Voilkommenhelt verfertiget hat. Schon Leeuwenhoek (Areana naturae detecta, p. 182.) redet von einer aͤhnlichen Erfindung, wobey er eine kleine polirte meſſingne Schuͤſſel zur Erleuchtung gebrauchte, um den Kreislauf des Bluts in Aalen zu betrachten. Beym Gebrauche des einfachen Mikroſkops koͤmmt ſehr viel auf eine geſchickte Behandlung des Gegenſtands an, die man ſchwerlich anders, als durch Erfahrung erlernen kan. Dunkle Gegenſtaͤnde erfordern ein ſtaͤrkeres Licht, als helle und durchſichtige; fuͤr manche iſt das Licht einer Kerze dem Taglichte vorzuziehen: das unmittelbare Sonnenlicht aber iſt fuͤr alle mikroſkopiſche Beobachtungen zu ſtark. Zuſammengeſetzte Mikroſkope. Das zuſammengeſetzte Mikroſkop aus zwey Glaͤſern iſt dem aſtronomiſchen Fernrohre aͤhnlich. Es beſteht

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/229>, abgerufen am 27.04.2024.