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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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Sonnensystems) nach den Punkten der Milchstraße gezogen, müssen mehr Firsterne treffen, als Linien nach andern Segenden des Himmels. Da nun die Milchstraße nicht genau einen größten Kreis bildet, so fallen die aus dem Auge in ihre Punkte gezognen Linien nicht ganz in einerley Ebne, sondern sie bilden mit einander die Oberfläche eines stumpfwinklichten Kegels SAB, Taf. XVII. Fig. 50., in dessen Spitze S das Auge steht, und dessen Grundfläche der Kreis vom Durchmesser ACB, oder der Kreis der Milchstraße ist. Der Schöpser scheint also die Fixsterne in einen Raum geordnet zu haben, der nach SE und SD zu enger begrenzt ist, nach SA und SB hingegen sich ringsum am meisten ausbreitet, d. i. in einen Raum, der eine abgeplattete linsenförmige Figur hat. Unser Sonnensystem, oder der Standpunkt S liegt nicht ganz in der Mitte dieses Raums, sondern näher an B, als an A, d. i. näher an dem Theile, wo wir den Adler sehen, weil daselbst die Milchstraße viel breiter und die Sterne zerstreuter erscheinen, als in der gegenüberstehenden Gegend A beym Orion. Hiedurch erhalten alle Firsterne eine gemeinschaftliche Beziehung auf die Ebne der Milchstraße ACB, und auf deren Mitte C, welche vielleicht mit einer großen Sonne besetzt ist, um welche sich die übrigen nach gewissen Gesetzen bewegen. Vielleicht ist der Sirius diese Centralsonne des Firsternsystems; wenigstens sehen wir ihn in der Linie SCF nach der Gegend zu, nach welcher uns, den Voraussetzungen gemäß, die Mitte des Raumes AEBD erscheinen müßte.

Diese erhabenen Muthmaßungen über die Ordnung der Firsternwelt, hat Lambert (Kosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaus, Augsburg, 1761. 8.) zuerst gewagt, und sie scheinen durch neuere Beobachtungen immer mehr bestätiget zu werden, s. Weltgebäude.

Bode Anleitung zur Kenntniß des gestirnten Himmels. Oritte Aufl. Berl. 1777. gr. 8. S. 656. u. f.


Sonnenſyſtems) nach den Punkten der Milchſtraße gezogen, muͤſſen mehr Firſterne treffen, als Linien nach andern Segenden des Himmels. Da nun die Milchſtraße nicht genau einen groͤßten Kreis bildet, ſo fallen die aus dem Auge in ihre Punkte gezognen Linien nicht ganz in einerley Ebne, ſondern ſie bilden mit einander die Oberflaͤche eines ſtumpfwinklichten Kegels SAB, Taf. XVII. Fig. 50., in deſſen Spitze S das Auge ſteht, und deſſen Grundflaͤche der Kreis vom Durchmeſſer ACB, oder der Kreis der Milchſtraße iſt. Der Schoͤpſer ſcheint alſo die Fixſterne in einen Raum geordnet zu haben, der nach SE und SD zu enger begrenzt iſt, nach SA und SB hingegen ſich ringsum am meiſten ausbreitet, d. i. in einen Raum, der eine abgeplattete linſenfoͤrmige Figur hat. Unſer Sonnenſyſtem, oder der Standpunkt S liegt nicht ganz in der Mitte dieſes Raums, ſondern naͤher an B, als an A, d. i. naͤher an dem Theile, wo wir den Adler ſehen, weil daſelbſt die Milchſtraße viel breiter und die Sterne zerſtreuter erſcheinen, als in der gegenuͤberſtehenden Gegend A beym Orion. Hiedurch erhalten alle Firſterne eine gemeinſchaftliche Beziehung auf die Ebne der Milchſtraße ACB, und auf deren Mitte C, welche vielleicht mit einer großen Sonne beſetzt iſt, um welche ſich die uͤbrigen nach gewiſſen Geſetzen bewegen. Vielleicht iſt der Sirius dieſe Centralſonne des Firſternſyſtems; wenigſtens ſehen wir ihn in der Linie SCF nach der Gegend zu, nach welcher uns, den Vorausſetzungen gemaͤß, die Mitte des Raumes AEBD erſcheinen muͤßte.

Dieſe erhabenen Muthmaßungen uͤber die Ordnung der Firſternwelt, hat Lambert (Koſmologiſche Briefe uͤber die Einrichtung des Weltbaus, Augsburg, 1761. 8.) zuerſt gewagt, und ſie ſcheinen durch neuere Beobachtungen immer mehr beſtaͤtiget zu werden, ſ. Weltgebaͤude.

Bode Anleitung zur Kenntniß des geſtirnten Himmels. Oritte Aufl. Berl. 1777. gr. 8. S. 656. u. f.

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[239/0245] Sonnenſyſtems) nach den Punkten der Milchſtraße gezogen, muͤſſen mehr Firſterne treffen, als Linien nach andern Segenden des Himmels. Da nun die Milchſtraße nicht genau einen groͤßten Kreis bildet, ſo fallen die aus dem Auge in ihre Punkte gezognen Linien nicht ganz in einerley Ebne, ſondern ſie bilden mit einander die Oberflaͤche eines ſtumpfwinklichten Kegels SAB, Taf. XVII. Fig. 50., in deſſen Spitze S das Auge ſteht, und deſſen Grundflaͤche der Kreis vom Durchmeſſer ACB, oder der Kreis der Milchſtraße iſt. Der Schoͤpſer ſcheint alſo die Fixſterne in einen Raum geordnet zu haben, der nach SE und SD zu enger begrenzt iſt, nach SA und SB hingegen ſich ringsum am meiſten ausbreitet, d. i. in einen Raum, der eine abgeplattete linſenfoͤrmige Figur hat. Unſer Sonnenſyſtem, oder der Standpunkt S liegt nicht ganz in der Mitte dieſes Raums, ſondern naͤher an B, als an A, d. i. naͤher an dem Theile, wo wir den Adler ſehen, weil daſelbſt die Milchſtraße viel breiter und die Sterne zerſtreuter erſcheinen, als in der gegenuͤberſtehenden Gegend A beym Orion. Hiedurch erhalten alle Firſterne eine gemeinſchaftliche Beziehung auf die Ebne der Milchſtraße ACB, und auf deren Mitte C, welche vielleicht mit einer großen Sonne beſetzt iſt, um welche ſich die uͤbrigen nach gewiſſen Geſetzen bewegen. Vielleicht iſt der Sirius dieſe Centralſonne des Firſternſyſtems; wenigſtens ſehen wir ihn in der Linie SCF nach der Gegend zu, nach welcher uns, den Vorausſetzungen gemaͤß, die Mitte des Raumes AEBD erſcheinen muͤßte. Dieſe erhabenen Muthmaßungen uͤber die Ordnung der Firſternwelt, hat Lambert (Koſmologiſche Briefe uͤber die Einrichtung des Weltbaus, Augsburg, 1761. 8.) zuerſt gewagt, und ſie ſcheinen durch neuere Beobachtungen immer mehr beſtaͤtiget zu werden, ſ. Weltgebaͤude. Bode Anleitung zur Kenntniß des geſtirnten Himmels. Oritte Aufl. Berl. 1777. gr. 8. S. 656. u. f.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/245>, abgerufen am 27.04.2024.