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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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Mineralien, Sossilien, Körper dos Mineral - oder Steinteichs, Corpora mineralia s. regni mineralis, Fossilia, Mineraux.

Diejenigen unbelebten und unorganisirten natürlichen Körper, die blos dadurch entsiehen, daß einfache seste Theile durch Ansatz von außen zusammengehäust, und mit einander verbunden werden (aggregata per iuxta - positionem).

Die meisten Mineralien sind weit älter, als die Revolutionen des Erdballs, von denen wir Spuren finden, s. Erdkugel, und vielleicht so alt, als die Erde selbst, von der sie den eigentlichen Stof ausmachen. Dennoch geschehen immerfort und noch jetzt im Mineralreiche Veränderungen und neue Erzeugungen, nicht allein durch gewaltsame Revolutionen des Wassers und der Vulkane, sondern auch durch allmählige Verwesung der organisirten Körper und durch Verwitterung der Mineralien selbst. Daß sogar noch immer neue Metalle und Erze erzeugt werden, zeigt Herr von Trebra (Erfahrungen vom Innern der Gebirge. p. 53. sq.). Er fand alte hölzerne Stempel, die etwa 200 Jahr in einem marienberger Schachte gelegen hatten, mit gediegnem Silber und Glaserz angeflogen.

Die Mineralien lassen sich füglich unter die vier Classen der Erden, Salze, brennbaren Materiale und Metalle bringen, von welchen in diesem Wörterbuche unter eignen Artikeln gehandelt wird. Die Steine, aus welchen die ältern Mineralogen eine eigne Classe machten, sind nichts, als verhärtete Erden, deren Theile durch einen stärkern Grad der Cohäston verbunden sind. Als einen Anhang zu den Mineralien betrachtet man die Versteinerungen (Petrefacta), von welchen ebenfalls unter dem besondern Artikel Petrefacten gehandelt wird.

Die Mineralien sind erst nach Linne von Walletius (Mineralogia. Stockh. 1747. 8. Systema mineralogicum. Holm. 1772. II. Vol. 8. Deutsch von Leske und Hebenstreit, Berlin, 1781. II B. 8.) und Cronstedt


Mineralien, Soſſilien, Koͤrper dos Mineral - oder Steinteichs, Corpora mineralia ſ. regni mineralis, Foſſilia, Mineraux.

Diejenigen unbelebten und unorganiſirten natuͤrlichen Koͤrper, die blos dadurch entſiehen, daß einfache ſeſte Theile durch Anſatz von außen zuſammengehaͤuſt, und mit einander verbunden werden (aggregata per iuxta - poſitionem).

Die meiſten Mineralien ſind weit aͤlter, als die Revolutionen des Erdballs, von denen wir Spuren finden, ſ. Erdkugel, und vielleicht ſo alt, als die Erde ſelbſt, von der ſie den eigentlichen Stof ausmachen. Dennoch geſchehen immerfort und noch jetzt im Mineralreiche Veraͤnderungen und neue Erzeugungen, nicht allein durch gewaltſame Revolutionen des Waſſers und der Vulkane, ſondern auch durch allmaͤhlige Verweſung der organiſirten Koͤrper und durch Verwitterung der Mineralien ſelbſt. Daß ſogar noch immer neue Metalle und Erze erzeugt werden, zeigt Herr von Trebra (Erfahrungen vom Innern der Gebirge. p. 53. ſq.). Er fand alte hoͤlzerne Stempel, die etwa 200 Jahr in einem marienberger Schachte gelegen hatten, mit gediegnem Silber und Glaserz angeflogen.

Die Mineralien laſſen ſich fuͤglich unter die vier Claſſen der Erden, Salze, brennbaren Materiale und Metalle bringen, von welchen in dieſem Woͤrterbuche unter eignen Artikeln gehandelt wird. Die Steine, aus welchen die aͤltern Mineralogen eine eigne Claſſe machten, ſind nichts, als verhaͤrtete Erden, deren Theile durch einen ſtaͤrkern Grad der Cohaͤſton verbunden ſind. Als einen Anhang zu den Mineralien betrachtet man die Verſteinerungen (Petrefacta), von welchen ebenfalls unter dem beſondern Artikel Petrefacten gehandelt wird.

Die Mineralien ſind erſt nach Linné von Walletius (Mineralogia. Stockh. 1747. 8. Syſtema mineralogicum. Holm. 1772. II. Vol. 8. Deutſch von Leske und Hebenſtreit, Berlin, 1781. II B. 8.) und Cronſtedt

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[240/0246] Mineralien, Soſſilien, Koͤrper dos Mineral - oder Steinteichs, Corpora mineralia ſ. regni mineralis, Foſſilia, Mineraux. Diejenigen unbelebten und unorganiſirten natuͤrlichen Koͤrper, die blos dadurch entſiehen, daß einfache ſeſte Theile durch Anſatz von außen zuſammengehaͤuſt, und mit einander verbunden werden (aggregata per iuxta - poſitionem). Die meiſten Mineralien ſind weit aͤlter, als die Revolutionen des Erdballs, von denen wir Spuren finden, ſ. Erdkugel, und vielleicht ſo alt, als die Erde ſelbſt, von der ſie den eigentlichen Stof ausmachen. Dennoch geſchehen immerfort und noch jetzt im Mineralreiche Veraͤnderungen und neue Erzeugungen, nicht allein durch gewaltſame Revolutionen des Waſſers und der Vulkane, ſondern auch durch allmaͤhlige Verweſung der organiſirten Koͤrper und durch Verwitterung der Mineralien ſelbſt. Daß ſogar noch immer neue Metalle und Erze erzeugt werden, zeigt Herr von Trebra (Erfahrungen vom Innern der Gebirge. p. 53. ſq.). Er fand alte hoͤlzerne Stempel, die etwa 200 Jahr in einem marienberger Schachte gelegen hatten, mit gediegnem Silber und Glaserz angeflogen. Die Mineralien laſſen ſich fuͤglich unter die vier Claſſen der Erden, Salze, brennbaren Materiale und Metalle bringen, von welchen in dieſem Woͤrterbuche unter eignen Artikeln gehandelt wird. Die Steine, aus welchen die aͤltern Mineralogen eine eigne Claſſe machten, ſind nichts, als verhaͤrtete Erden, deren Theile durch einen ſtaͤrkern Grad der Cohaͤſton verbunden ſind. Als einen Anhang zu den Mineralien betrachtet man die Verſteinerungen (Petrefacta), von welchen ebenfalls unter dem beſondern Artikel Petrefacten gehandelt wird. Die Mineralien ſind erſt nach Linné von Walletius (Mineralogia. Stockh. 1747. 8. Syſtema mineralogicum. Holm. 1772. II. Vol. 8. Deutſch von Leske und Hebenſtreit, Berlin, 1781. II B. 8.) und Cronſtedt

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/246>, abgerufen am 27.04.2024.