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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741.

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Vorbericht.
Alleine ich änderte meinen Vorsatz. Denn mein
Vorrath wuchs mir unter der Hand dergestalt an,
daß ich füglich ein Bändgen wieder liefern kan. Jn
den vielen Schriften, so bey Gelegenheit der dritten
Gedächtnißfeyer wegen der erfundenen Buchdrucker-
kunst ans Licht getreten, habe ich allerhand gefun-
den, was zur Verbesserung und Ergäntzung meiner
Arbeit dienen könnte. Und dieses wollte ich nicht
zurücke, oder alt werden lassen. Das Ansuchen vieler
Freunde, und die eingeschickten Nachrichten einiger
Gönner nöthigten mich gleichsam von meinem ehe-
mahls gefaßten Vorsatz abzugehen. Jch brachte also
in Ordnung, was ich angemercket hatte, und setzte die
Feder wieder an. Mit einem Verzeichniß der vor-
nehmsten Schrifften, welche bey Gelegenheit der Ge-
dächtnißfeyer herausgekommen sind, machte ich den
Anfang. Jch habe dieses um so viel mehr nöthig
erachtet, weil sich doch nicht ein jeder diese Schriff-
ten alle anschaffen wird, oder mag. Und gleichwohl
dürffte er gerne wissen wollen, was drinnen stehet.
Diese Begierde findet hier ihr Futter. Da ich diese
Schriften durchblätterte, so fielen mir auch die neuen
Zeitungen von gelehrten Sachen, welche zu Coppen-
hagen heraus gekommen, in die Hände, in welche
Christian Friedrich Wadskiär einen Aufsatz einrü-
cken lassen, darinnen er darthun will, daß ein Dä-
ne die Buchdruckerkunst erfunden habe. Hiebey hat
er die Feder auch wider mich gespitzet. Seine un-
vergleichlichen Gedancken und höflichen Ausdrücke
sind werth, daß man sie in Teutschland bekannt
mache, und ihnen ihre Abfertigung gebe, welches also
meine andere Bemühung seyn wird. Hierauf will ich
eine Nachricht einrücken, wie die Gedächtnißfeyer vor

hun-

Vorbericht.
Alleine ich aͤnderte meinen Vorſatz. Denn mein
Vorrath wuchs mir unter der Hand dergeſtalt an,
daß ich fuͤglich ein Baͤndgen wieder liefern kan. Jn
den vielen Schriften, ſo bey Gelegenheit der dritten
Gedaͤchtnißfeyer wegen der erfundenen Buchdrucker-
kunſt ans Licht getreten, habe ich allerhand gefun-
den, was zur Verbeſſerung und Ergaͤntzung meiner
Arbeit dienen koͤnnte. Und dieſes wollte ich nicht
zuruͤcke, oder alt werden laſſen. Das Anſuchen vieler
Freunde, und die eingeſchickten Nachrichten einiger
Goͤnner noͤthigten mich gleichſam von meinem ehe-
mahls gefaßten Vorſatz abzugehen. Jch brachte alſo
in Ordnung, was ich angemercket hatte, und ſetzte die
Feder wieder an. Mit einem Verzeichniß der vor-
nehmſten Schrifften, welche bey Gelegenheit der Ge-
daͤchtnißfeyer herausgekommen ſind, machte ich den
Anfang. Jch habe dieſes um ſo viel mehr noͤthig
erachtet, weil ſich doch nicht ein jeder dieſe Schriff-
ten alle anſchaffen wird, oder mag. Und gleichwohl
duͤrffte er gerne wiſſen wollen, was drinnen ſtehet.
Dieſe Begierde findet hier ihr Futter. Da ich dieſe
Schriften durchblaͤtterte, ſo fielen mir auch die neuen
Zeitungen von gelehrten Sachen, welche zu Coppen-
hagen heraus gekommen, in die Haͤnde, in welche
Chriſtian Friedrich Wadſkiaͤr einen Aufſatz einruͤ-
cken laſſen, darinnen er darthun will, daß ein Daͤ-
ne die Buchdruckerkunſt erfunden habe. Hiebey hat
er die Feder auch wider mich geſpitzet. Seine un-
vergleichlichen Gedancken und hoͤflichen Ausdruͤcke
ſind werth, daß man ſie in Teutſchland bekannt
mache, und ihnen ihre Abfertigung gebe, welches alſo
meine andere Bemuͤhung ſeyn wird. Hierauf will ich
eine Nachricht einruͤcken, wie die Gedaͤchtnißfeyer vor

hun-
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[2/0034] Vorbericht. Alleine ich aͤnderte meinen Vorſatz. Denn mein Vorrath wuchs mir unter der Hand dergeſtalt an, daß ich fuͤglich ein Baͤndgen wieder liefern kan. Jn den vielen Schriften, ſo bey Gelegenheit der dritten Gedaͤchtnißfeyer wegen der erfundenen Buchdrucker- kunſt ans Licht getreten, habe ich allerhand gefun- den, was zur Verbeſſerung und Ergaͤntzung meiner Arbeit dienen koͤnnte. Und dieſes wollte ich nicht zuruͤcke, oder alt werden laſſen. Das Anſuchen vieler Freunde, und die eingeſchickten Nachrichten einiger Goͤnner noͤthigten mich gleichſam von meinem ehe- mahls gefaßten Vorſatz abzugehen. Jch brachte alſo in Ordnung, was ich angemercket hatte, und ſetzte die Feder wieder an. Mit einem Verzeichniß der vor- nehmſten Schrifften, welche bey Gelegenheit der Ge- daͤchtnißfeyer herausgekommen ſind, machte ich den Anfang. Jch habe dieſes um ſo viel mehr noͤthig erachtet, weil ſich doch nicht ein jeder dieſe Schriff- ten alle anſchaffen wird, oder mag. Und gleichwohl duͤrffte er gerne wiſſen wollen, was drinnen ſtehet. Dieſe Begierde findet hier ihr Futter. Da ich dieſe Schriften durchblaͤtterte, ſo fielen mir auch die neuen Zeitungen von gelehrten Sachen, welche zu Coppen- hagen heraus gekommen, in die Haͤnde, in welche Chriſtian Friedrich Wadſkiaͤr einen Aufſatz einruͤ- cken laſſen, darinnen er darthun will, daß ein Daͤ- ne die Buchdruckerkunſt erfunden habe. Hiebey hat er die Feder auch wider mich geſpitzet. Seine un- vergleichlichen Gedancken und hoͤflichen Ausdruͤcke ſind werth, daß man ſie in Teutſchland bekannt mache, und ihnen ihre Abfertigung gebe, welches alſo meine andere Bemuͤhung ſeyn wird. Hierauf will ich eine Nachricht einruͤcken, wie die Gedaͤchtnißfeyer vor hun-

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741/34>, abgerufen am 29.04.2024.