Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Glauber, Johann Rudolf: Furni Philosophici. Bd. 3. Amsterdam, 1648.

Bild:
<< vorherige Seite

Philosophischer Oefen.
seyn; wie zu sehen/ wan man einen Spir. volat. sulphur-
eum,
er sey gleich auß vitriol gemein Saltz/ Alaun/ oder
mineral. vnd Metallen gemacht/ zu einem wol rectifi-
cir
ten Sp. urinae, oder sal. armon. schüttet/ daß also bal-
den einer den andern wird tödten/ vnd seine volatilität
vnd durchdringende kraft benehmen/ also/ daß auß bey-
den den allerdurchdringensten vnd subtilesten Geist ern/
doch zweier widerwertiger Naturen/ ein Saltz ohne Ge-
ruch vnd empfindlichkeit einiger kräften/ werden wird/
dahero zu sehen/ daß nit alle subtile Geister gleicher Na-
tur vnd Wesens seyn/ vnd zu gleichen Kranckheiten
können gebraucht werden/ darumb der jenige/ der mit
Geistern vmbgehen wil/ sich wol fürsehen muß/ was er
thue/ weiln grosse gewalt vnd krafft dahinter stecket/ auff
daß er nicht einen Feind für einen Freund gebrauche/
sondern derselben Natur/ Krafft vnd Wesen zuvor wol
erfahre/ ehe er solche zur medicin gebrauche. Möchte ie-
mand fragen/ wo ist dan beyder Spirituum grosse krafft
in einem augenblick hinkommen? ist solche in dem zusa-
men giessen in jhrem fechten vnd streiten verraucht vnd
außgedunstet? Nein/ gantz nicht/ jhre Krafft ist nit hin-
weg geflogen/ sondern hat sich auß der geistlichkeit in ein
corporalität verwandelt/ vnd ist also auß dem aller-rein-
esten/ mineralischen sulph. vnd aller flüchtigsten vnd
durchdringensten animalischen Mercurio, ein wunder-
barlich corporalisch Saltz worden/ welches man wol a-
quilam philosophicam
nennen möchte. Weilen es mit
linder hitze als ein Saltz auffsteiget. Darin grosse Ge-
heimnüssen verborgen stecken/ in deme die Metallen vnd
sonderlich das Gold wunderbarlicher weise damit kan a-
natomi
ret/ vnd solches auch allein für sich/ ohne Metall

in

Philoſophiſcher Oefen.
ſeyn; wie zu ſehen/ wan man einen Spir. volat. ſulphur-
eum,
er ſey gleich auß vitriol gemein Saltz/ Alaun/ odeꝛ
mineral. vnd Metallen gemacht/ zu einem wol rectifi-
cir
ten Sp. urinæ, oder ſal. armon. ſchuͤttet/ daß alſo bal-
den einer den andern wird toͤdten/ vnd ſeine volatilitaͤt
vnd durchdringende kraft benehmen/ alſo/ daß auß bey-
den den allerdurchdringenſten vnd ſubtileſten Geiſt ern/
doch zweier widerwertiger Naturen/ ein Saltz ohne Ge-
ruch vnd empfindlichkeit einiger kraͤften/ werden wird/
dahero zu ſehen/ daß nit alle ſubtile Geiſter gleicher Na-
tur vnd Weſens ſeyn/ vnd zu gleichen Kranckheiten
koͤnnen gebraucht werden/ darumb der jenige/ der mit
Geiſtern vmbgehen wil/ ſich wol fuͤrſehen muß/ was er
thue/ weiln groſſe gewalt vnd krafft dahinter ſtecket/ auff
daß er nicht einen Feind fuͤr einen Freund gebrauche/
ſondern derſelben Natur/ Krafft vnd Weſen zuvor wol
erfahre/ ehe er ſolche zur medicin gebrauche. Moͤchte ie-
mand fragen/ wo iſt dan beyder Spirituum groſſe krafft
in einem augenblick hinkommen? iſt ſolche in dem zuſa-
men gieſſen in jhrem fechten vnd ſtreiten verraucht vnd
außgedunſtet? Nein/ gantz nicht/ jhre Krafft iſt nit hin-
weg geflogen/ ſondern hat ſich auß der geiſtlichkeit in ein
corporalitaͤt verwandelt/ vñ iſt alſo auß dem aller-rein-
eſten/ mineraliſchen ſulph. vnd aller fluͤchtigſten vnd
durchdringenſten animaliſchen Mercurio, ein wunder-
barlich corporaliſch Saltz worden/ welches man wol a-
quilam philoſophicam
nennen moͤchte. Weilen es mit
linder hitze als ein Saltz auffſteiget. Darin groſſe Ge-
heimnuͤſſen verborgen ſtecken/ in deme die Metallen vnd
ſonderlich das Gold wunderbarlicher weiſe damit kan a-
natomi
ret/ vnd ſolches auch allein fuͤr ſich/ ohne Metall

in
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0063" n="59"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Philo&#x017F;ophi&#x017F;cher Oefen.</hi></fw><lb/>
&#x017F;eyn; wie zu &#x017F;ehen/ wan man einen <hi rendition="#aq">Spir. volat. &#x017F;ulphur-<lb/>
eum,</hi> er &#x017F;ey gleich auß <hi rendition="#aq">vitriol</hi> gemein Saltz/ Alaun/ ode&#xA75B;<lb/><hi rendition="#aq">mineral.</hi> vnd Metallen gemacht/ zu einem wol <hi rendition="#aq">rectifi-<lb/>
cir</hi>ten <hi rendition="#aq">Sp. urinæ,</hi> oder <hi rendition="#aq">&#x017F;al. armon.</hi> &#x017F;chu&#x0364;ttet/ daß al&#x017F;o bal-<lb/>
den einer den andern wird to&#x0364;dten/ vnd &#x017F;eine <hi rendition="#aq">volatilit</hi>a&#x0364;t<lb/>
vnd durchdringende kraft benehmen/ al&#x017F;o/ daß auß bey-<lb/>
den den allerdurchdringen&#x017F;ten vnd &#x017F;ubtile&#x017F;ten Gei&#x017F;t ern/<lb/>
doch zweier widerwertiger Naturen/ ein Saltz ohne Ge-<lb/>
ruch vnd empfindlichkeit einiger kra&#x0364;ften/ werden wird/<lb/>
dahero zu &#x017F;ehen/ daß nit alle &#x017F;ubtile Gei&#x017F;ter gleicher Na-<lb/>
tur vnd We&#x017F;ens &#x017F;eyn/ vnd zu gleichen Kranckheiten<lb/>
ko&#x0364;nnen gebraucht werden/ darumb der jenige/ der mit<lb/>
Gei&#x017F;tern vmbgehen wil/ &#x017F;ich wol fu&#x0364;r&#x017F;ehen muß/ was er<lb/>
thue/ weiln gro&#x017F;&#x017F;e gewalt vnd krafft dahinter &#x017F;tecket/ auff<lb/>
daß er nicht einen Feind fu&#x0364;r einen Freund gebrauche/<lb/>
&#x017F;ondern der&#x017F;elben Natur/ Krafft vnd We&#x017F;en zuvor wol<lb/>
erfahre/ ehe er &#x017F;olche zur <hi rendition="#aq">medicin</hi> gebrauche. Mo&#x0364;chte ie-<lb/>
mand fragen/ wo i&#x017F;t dan beyder <hi rendition="#aq">Spirituum</hi> gro&#x017F;&#x017F;e krafft<lb/>
in einem augenblick hinkommen? i&#x017F;t &#x017F;olche in dem zu&#x017F;a-<lb/>
men gie&#x017F;&#x017F;en in jhrem fechten vnd &#x017F;treiten verraucht vnd<lb/>
außgedun&#x017F;tet? Nein/ gantz nicht/ jhre Krafft i&#x017F;t nit hin-<lb/>
weg geflogen/ &#x017F;ondern hat &#x017F;ich auß der gei&#x017F;tlichkeit in ein<lb/><hi rendition="#aq">corporalit</hi>a&#x0364;t verwandelt/ vn&#x0303; i&#x017F;t al&#x017F;o auß dem aller-rein-<lb/>
e&#x017F;ten/ <hi rendition="#aq">minerali</hi>&#x017F;chen <hi rendition="#aq">&#x017F;ulph.</hi> vnd aller flu&#x0364;chtig&#x017F;ten vnd<lb/>
durchdringen&#x017F;ten <hi rendition="#aq">animali</hi>&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Mercurio,</hi> ein wunder-<lb/>
barlich <hi rendition="#aq">corporali</hi>&#x017F;ch Saltz worden/ welches man wol <hi rendition="#aq">a-<lb/>
quilam philo&#x017F;ophicam</hi> nennen mo&#x0364;chte. Weilen es mit<lb/>
linder hitze als ein Saltz auff&#x017F;teiget. Darin gro&#x017F;&#x017F;e Ge-<lb/>
heimnu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en verborgen &#x017F;tecken/ in deme die Metallen vnd<lb/>
&#x017F;onderlich das Gold wunderbarlicher wei&#x017F;e damit kan <hi rendition="#aq">a-<lb/>
natomi</hi>ret/ vnd &#x017F;olches auch allein fu&#x0364;r &#x017F;ich/ ohne Metall<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">in</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[59/0063] Philoſophiſcher Oefen. ſeyn; wie zu ſehen/ wan man einen Spir. volat. ſulphur- eum, er ſey gleich auß vitriol gemein Saltz/ Alaun/ odeꝛ mineral. vnd Metallen gemacht/ zu einem wol rectifi- cirten Sp. urinæ, oder ſal. armon. ſchuͤttet/ daß alſo bal- den einer den andern wird toͤdten/ vnd ſeine volatilitaͤt vnd durchdringende kraft benehmen/ alſo/ daß auß bey- den den allerdurchdringenſten vnd ſubtileſten Geiſt ern/ doch zweier widerwertiger Naturen/ ein Saltz ohne Ge- ruch vnd empfindlichkeit einiger kraͤften/ werden wird/ dahero zu ſehen/ daß nit alle ſubtile Geiſter gleicher Na- tur vnd Weſens ſeyn/ vnd zu gleichen Kranckheiten koͤnnen gebraucht werden/ darumb der jenige/ der mit Geiſtern vmbgehen wil/ ſich wol fuͤrſehen muß/ was er thue/ weiln groſſe gewalt vnd krafft dahinter ſtecket/ auff daß er nicht einen Feind fuͤr einen Freund gebrauche/ ſondern derſelben Natur/ Krafft vnd Weſen zuvor wol erfahre/ ehe er ſolche zur medicin gebrauche. Moͤchte ie- mand fragen/ wo iſt dan beyder Spirituum groſſe krafft in einem augenblick hinkommen? iſt ſolche in dem zuſa- men gieſſen in jhrem fechten vnd ſtreiten verraucht vnd außgedunſtet? Nein/ gantz nicht/ jhre Krafft iſt nit hin- weg geflogen/ ſondern hat ſich auß der geiſtlichkeit in ein corporalitaͤt verwandelt/ vñ iſt alſo auß dem aller-rein- eſten/ mineraliſchen ſulph. vnd aller fluͤchtigſten vnd durchdringenſten animaliſchen Mercurio, ein wunder- barlich corporaliſch Saltz worden/ welches man wol a- quilam philoſophicam nennen moͤchte. Weilen es mit linder hitze als ein Saltz auffſteiget. Darin groſſe Ge- heimnuͤſſen verborgen ſtecken/ in deme die Metallen vnd ſonderlich das Gold wunderbarlicher weiſe damit kan a- natomiret/ vnd ſolches auch allein fuͤr ſich/ ohne Metall in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/glauber_furni03_1648
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/glauber_furni03_1648/63
Zitationshilfe: Glauber, Johann Rudolf: Furni Philosophici. Bd. 3. Amsterdam, 1648, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glauber_furni03_1648/63>, abgerufen am 28.04.2024.