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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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ma, das, weil es das umgekehrt anlangende Bild in
die Höhe rückt, solches wieder umkehrt, die Ränder auf
den Nullpunct bringt, wo denn abermals von einem
dritten Prisma, das den brechenden Winkel nach oben
richtet, das farblose Bild aufgefangen wird und nach
der Brechung wieder gefärbt erscheint.

680.

Hieran können wir nichts merkwürdiges finden:
denn daß man ein verrücktes und gefärbtes Bild auf
mancherley Weise wieder zurecht rücken und farblos
machen könne, ist uns kein Geheimniß. Daß ferner ein
solches entfärbtes Bild auf mancherley Weise durch
neue Verrückung wieder von vorn anfange gefärbt zu
werden, ohne daß diese neue Färbung mit der ersten
aufgehobenen auch nur in der mindesten Verbindung
stehe, ist uns auch nicht verborgen, da wir, was ge-
wisse Reflexionsfälle betrifft, unsere achte Tafel mit ei-
ner umständlichen Auslegung diesem Gegenstand gewid-
met haben.

681.

So ist denn auch aufmerksamen Lesern und Experi-
mentatoren keineswegs unbekannt, wann solche gefärbte,
auf den Nullpunct entweder subjectiv oder objectiv zu-
rückgebrachte Bilder, nach den Gesetzen des ersten An-
stoßes, oder durch entgegengesetzte Determination, ihre
Eigenschaften behaupten, fortsetzen, erneuern oder um-
kehren.


ma, das, weil es das umgekehrt anlangende Bild in
die Hoͤhe ruͤckt, ſolches wieder umkehrt, die Raͤnder auf
den Nullpunct bringt, wo denn abermals von einem
dritten Prisma, das den brechenden Winkel nach oben
richtet, das farbloſe Bild aufgefangen wird und nach
der Brechung wieder gefaͤrbt erſcheint.

680.

Hieran koͤnnen wir nichts merkwuͤrdiges finden:
denn daß man ein verruͤcktes und gefaͤrbtes Bild auf
mancherley Weiſe wieder zurecht ruͤcken und farblos
machen koͤnne, iſt uns kein Geheimniß. Daß ferner ein
ſolches entfaͤrbtes Bild auf mancherley Weiſe durch
neue Verruͤckung wieder von vorn anfange gefaͤrbt zu
werden, ohne daß dieſe neue Faͤrbung mit der erſten
aufgehobenen auch nur in der mindeſten Verbindung
ſtehe, iſt uns auch nicht verborgen, da wir, was ge-
wiſſe Reflexionsfaͤlle betrifft, unſere achte Tafel mit ei-
ner umſtaͤndlichen Auslegung dieſem Gegenſtand gewid-
met haben.

681.

So iſt denn auch aufmerkſamen Leſern und Experi-
mentatoren keineswegs unbekannt, wann ſolche gefaͤrbte,
auf den Nullpunct entweder ſubjectiv oder objectiv zu-
ruͤckgebrachte Bilder, nach den Geſetzen des erſten An-
ſtoßes, oder durch entgegengeſetzte Determination, ihre
Eigenſchaften behaupten, fortſetzen, erneuern oder um-
kehren.


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[646/0700] ma, das, weil es das umgekehrt anlangende Bild in die Hoͤhe ruͤckt, ſolches wieder umkehrt, die Raͤnder auf den Nullpunct bringt, wo denn abermals von einem dritten Prisma, das den brechenden Winkel nach oben richtet, das farbloſe Bild aufgefangen wird und nach der Brechung wieder gefaͤrbt erſcheint. 680. Hieran koͤnnen wir nichts merkwuͤrdiges finden: denn daß man ein verruͤcktes und gefaͤrbtes Bild auf mancherley Weiſe wieder zurecht ruͤcken und farblos machen koͤnne, iſt uns kein Geheimniß. Daß ferner ein ſolches entfaͤrbtes Bild auf mancherley Weiſe durch neue Verruͤckung wieder von vorn anfange gefaͤrbt zu werden, ohne daß dieſe neue Faͤrbung mit der erſten aufgehobenen auch nur in der mindeſten Verbindung ſtehe, iſt uns auch nicht verborgen, da wir, was ge- wiſſe Reflexionsfaͤlle betrifft, unſere achte Tafel mit ei- ner umſtaͤndlichen Auslegung dieſem Gegenſtand gewid- met haben. 681. So iſt denn auch aufmerkſamen Leſern und Experi- mentatoren keineswegs unbekannt, wann ſolche gefaͤrbte, auf den Nullpunct entweder ſubjectiv oder objectiv zu- ruͤckgebrachte Bilder, nach den Geſetzen des erſten An- ſtoßes, oder durch entgegengeſetzte Determination, ihre Eigenſchaften behaupten, fortſetzen, erneuern oder um- kehren.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 646. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/700>, abgerufen am 30.04.2024.