Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite
Ein Strom nun wirft den Bogenstrahl,
Auf einmal legt er sich in flache Felsenbreite
Und rauscht und schäumt, nach der und jener Seite,
Und stufenweise wirft er sich in's Thal.
Was hilft ein tapfres heldenmäßiges Stemmen?
Die mächtige Woge strömt sie wegzuschwemmen.
Mir schaudert selbst vor solchem wilden Schwall.
Mephistopheles.
Ich sehe nichts von diesen Wasserlügen,
Nur Menschen-Augen lassen sich betrügen
Und mich ergötzt der wunderliche Fall.
Sie stürzen fort zu ganzen hellen Haufen,
Die Narren wähnen zu ersaufen,
Indem sie frei auf festem Lande schnaufen,
Und lächerlich mit Schwimmgebärden laufen.
Nun ist Verwirrung überall.
(Die Raben sind wieder gekommen.)
Ich werd' euch bei dem hohen Meister loben;
Wollt ihr euch nun als Meister selbst erproben,
So eilet zu der glühnden Schmiede,
Wo das Gezwerg-Volk, nimmer müde,
Metall und Stein zu Funken schlägt.
Verlangt, weitläufig sie beschwatzend,
Ein Feuer, leuchtend, blinkend, platzend,
Wie man's im hohen Sinne hegt.
Zwar Wetterleuchten in der weiten Ferne,
Blickschnelles Fallen allerhöchster Sterne,
Ein Strom nun wirft den Bogenstrahl,
Auf einmal legt er sich in flache Felsenbreite
Und rauscht und schäumt, nach der und jener Seite,
Und stufenweise wirft er sich in’s Thal.
Was hilft ein tapfres heldenmäßiges Stemmen?
Die mächtige Woge strömt sie wegzuschwemmen.
Mir schaudert selbst vor solchem wilden Schwall.
Mephistopheles.
Ich sehe nichts von diesen Wasserlügen,
Nur Menschen-Augen lassen sich betrügen
Und mich ergötzt der wunderliche Fall.
Sie stürzen fort zu ganzen hellen Haufen,
Die Narren wähnen zu ersaufen,
Indem sie frei auf festem Lande schnaufen,
Und lächerlich mit Schwimmgebärden laufen.
Nun ist Verwirrung überall.
(Die Raben sind wieder gekommen.)
Ich werd’ euch bei dem hohen Meister loben;
Wollt ihr euch nun als Meister selbst erproben,
So eilet zu der glühnden Schmiede,
Wo das Gezwerg-Volk, nimmer müde,
Metall und Stein zu Funken schlägt.
Verlangt, weitläufig sie beschwatzend,
Ein Feuer, leuchtend, blinkend, platzend,
Wie man’s im hohen Sinne hegt.
Zwar Wetterleuchten in der weiten Ferne,
Blickschnelles Fallen allerhöchster Sterne,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="act" n="1">
        <div type="scene" n="2">
          <sp>
            <p><pb facs="#f0294" n="282"/>
Ein Strom nun wirft den Bogenstrahl,<lb/>
Auf einmal legt er sich in flache Felsenbreite<lb/>
Und rauscht und schäumt, nach der und jener Seite,<lb/>
Und stufenweise wirft er sich in&#x2019;s Thal.<lb/>
Was hilft ein tapfres heldenmäßiges Stemmen?<lb/>
Die mächtige Woge strömt sie wegzuschwemmen.<lb/>
Mir schaudert selbst vor solchem wilden Schwall.<lb/></p>
          </sp>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#g">Mephistopheles.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Ich sehe nichts von diesen Wasserlügen,<lb/>
Nur Menschen-Augen lassen sich betrügen<lb/>
Und mich ergötzt der wunderliche Fall.<lb/>
Sie stürzen fort zu ganzen hellen Haufen,<lb/>
Die Narren wähnen zu ersaufen,<lb/>
Indem sie frei auf festem Lande schnaufen,<lb/>
Und lächerlich mit Schwimmgebärden laufen.<lb/>
Nun ist Verwirrung überall.<lb/></p>
            <stage> <hi rendition="#right">(Die Raben sind wieder gekommen.)</hi> </stage><lb/>
            <p>Ich werd&#x2019; euch bei dem hohen Meister loben;<lb/>
Wollt ihr euch nun als Meister selbst erproben,<lb/>
So eilet zu der glühnden Schmiede,<lb/>
Wo das Gezwerg-Volk, nimmer müde,<lb/>
Metall und Stein zu Funken schlägt.<lb/>
Verlangt, weitläufig sie beschwatzend,<lb/>
Ein Feuer, leuchtend, blinkend, platzend,<lb/>
Wie man&#x2019;s im hohen Sinne hegt.<lb/>
Zwar Wetterleuchten in der weiten Ferne,<lb/>
Blickschnelles Fallen allerhöchster Sterne,<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[282/0294] Ein Strom nun wirft den Bogenstrahl, Auf einmal legt er sich in flache Felsenbreite Und rauscht und schäumt, nach der und jener Seite, Und stufenweise wirft er sich in’s Thal. Was hilft ein tapfres heldenmäßiges Stemmen? Die mächtige Woge strömt sie wegzuschwemmen. Mir schaudert selbst vor solchem wilden Schwall. Mephistopheles. Ich sehe nichts von diesen Wasserlügen, Nur Menschen-Augen lassen sich betrügen Und mich ergötzt der wunderliche Fall. Sie stürzen fort zu ganzen hellen Haufen, Die Narren wähnen zu ersaufen, Indem sie frei auf festem Lande schnaufen, Und lächerlich mit Schwimmgebärden laufen. Nun ist Verwirrung überall. (Die Raben sind wieder gekommen.) Ich werd’ euch bei dem hohen Meister loben; Wollt ihr euch nun als Meister selbst erproben, So eilet zu der glühnden Schmiede, Wo das Gezwerg-Volk, nimmer müde, Metall und Stein zu Funken schlägt. Verlangt, weitläufig sie beschwatzend, Ein Feuer, leuchtend, blinkend, platzend, Wie man’s im hohen Sinne hegt. Zwar Wetterleuchten in der weiten Ferne, Blickschnelles Fallen allerhöchster Sterne,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Freies Deutsches Hochstift (Frankfurter Goethe-Museum), Sign. III B / 23: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2014-03-12T12:00:00Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/294
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Faust. Der Tragödie zweiter Teil. Stuttgart, 1832, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_faust02_1832/294>, abgerufen am 29.04.2024.