Kaum hatte er geendigt, als ihm Wil¬ helm zurief: wer du auch seyst, der du als ein hülfreicher Schutzgeist mit einer segnen¬ den und belebenden Stimme zu uns kommst, nimm meine Verehrung und meinen Dank, fühle, daß wir alle dich bewundern, und ver¬ trau uns, wenn du etwas bedarfst.
Der Alte schwieg, ließ erst seine Finger über die Saiten schleichen, dann griff er sie stärker an, und sang:
Was hör' ich draußen vor dem Thor?
Was auf der Brücke schallen? Laßt den Gesang zu unserm Ohr Im Saale wiederhallen! Der König sprach's, der Page lief, Der Knabe kam, der König rief: Bring ihn herein den Alten.
Gegrüßet seyd ihr hohe Herrn,
Gegrüßt ihr schöne Damen! Welch reicher Himmel! Stern bey Stern! Wer kennet ihre Namen?
Kaum hatte er geendigt, als ihm Wil¬ helm zurief: wer du auch ſeyſt, der du als ein hülfreicher Schutzgeiſt mit einer ſegnen¬ den und belebenden Stimme zu uns kommſt, nimm meine Verehrung und meinen Dank, fühle, daß wir alle dich bewundern, und ver¬ trau uns, wenn du etwas bedarfſt.
Der Alte ſchwieg, ließ erſt ſeine Finger über die Saiten ſchleichen, dann griff er ſie ſtärker an, und ſang:
Was hör’ ich draußen vor dem Thor?
Was auf der Brücke ſchallen? Laßt den Geſang zu unſerm Ohr Im Saale wiederhallen! Der König ſprach's, der Page lief, Der Knabe kam, der König rief: Bring ihn herein den Alten.
Gegrüßet ſeyd ihr hohe Herrn,
Gegrüßt ihr ſchöne Damen! Welch reicher Himmel! Stern bey Stern! Wer kennet ihre Namen?
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0335"n="327"/><p>Kaum hatte er geendigt, als ihm Wil¬<lb/>
helm zurief: wer du auch ſeyſt, der du als<lb/>
ein hülfreicher Schutzgeiſt mit einer ſegnen¬<lb/>
den und belebenden Stimme zu uns kommſt,<lb/>
nimm meine Verehrung und meinen Dank,<lb/>
fühle, daß wir alle dich bewundern, und ver¬<lb/>
trau uns, wenn du etwas bedarfſt.</p><lb/><p>Der Alte ſchwieg, ließ erſt ſeine Finger<lb/>
über die Saiten ſchleichen, dann griff er ſie<lb/>ſtärker an, und ſang:</p><lb/><lgtype="poem"><lgn="1"><lrendition="#et">Was hör’ ich draußen vor dem Thor?</l><lb/><l>Was auf der Brücke ſchallen?</l><lb/><l>Laßt den Geſang zu unſerm Ohr</l><lb/><l>Im Saale wiederhallen!</l><lb/><l>Der König ſprach's, der Page lief,</l><lb/><l>Der Knabe kam, der König rief:</l><lb/><l>Bring ihn herein den Alten.</l><lb/></lg><lgn="2"><lrendition="#et">Gegrüßet ſeyd ihr hohe Herrn,</l><lb/><l>Gegrüßt ihr ſchöne Damen!</l><lb/><l>Welch reicher Himmel! Stern bey Stern!</l><lb/><l>Wer kennet ihre Namen?</l><lb/></lg></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[327/0335]
Kaum hatte er geendigt, als ihm Wil¬
helm zurief: wer du auch ſeyſt, der du als
ein hülfreicher Schutzgeiſt mit einer ſegnen¬
den und belebenden Stimme zu uns kommſt,
nimm meine Verehrung und meinen Dank,
fühle, daß wir alle dich bewundern, und ver¬
trau uns, wenn du etwas bedarfſt.
Der Alte ſchwieg, ließ erſt ſeine Finger
über die Saiten ſchleichen, dann griff er ſie
ſtärker an, und ſang:
Was hör’ ich draußen vor dem Thor?
Was auf der Brücke ſchallen?
Laßt den Geſang zu unſerm Ohr
Im Saale wiederhallen!
Der König ſprach's, der Page lief,
Der Knabe kam, der König rief:
Bring ihn herein den Alten.
Gegrüßet ſeyd ihr hohe Herrn,
Gegrüßt ihr ſchöne Damen!
Welch reicher Himmel! Stern bey Stern!
Wer kennet ihre Namen?
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/335>, abgerufen am 11.12.2023.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2023. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.