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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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Der Arzt und der Geistliche, über diese
seltsame Entdeckung höchlich erstaunt, hatten
Abends genug mit ihm zu thun, als er zu¬
rückkam und bey dem umständlichern Be¬
kenntniß dieser Begebenheit sich aufs lebhaf¬
teste anklagte. Beyde Männer nahmen den
größten Antheil an ihm, besonders da er ih¬
nen seine übrige Lage nun auch mit schwar¬
zen Farben der augenblicklichen Stimmung
mahlte.

Den andern Tag ließ sich der Arzt nicht
lange bitten mit ihm nach der Stadt zu ge¬
hen, um ihm Gesellschaft zu leisten, um Au¬
relien, die ihr Freund in bedenklichen Um¬
ständen zurückgelassen hatte, wo möglich
Hülfe zu verschaffen.

Sie fanden sie auch wirklich schlimmer,
als sie vermutheten. Sie hatte eine Art von
überspringendem Fieber, dem um so weniger
beyzukommen war, als sie die Anfälle nach

Der Arzt und der Geiſtliche, über dieſe
ſeltſame Entdeckung höchlich erſtaunt, hatten
Abends genug mit ihm zu thun, als er zu¬
rückkam und bey dem umſtändlichern Be¬
kenntniß dieſer Begebenheit ſich aufs lebhaf¬
teſte anklagte. Beyde Männer nahmen den
größten Antheil an ihm, beſonders da er ih¬
nen ſeine übrige Lage nun auch mit ſchwar¬
zen Farben der augenblicklichen Stimmung
mahlte.

Den andern Tag ließ ſich der Arzt nicht
lange bitten mit ihm nach der Stadt zu ge¬
hen, um ihm Geſellſchaft zu leiſten, um Au¬
relien, die ihr Freund in bedenklichen Um¬
ſtänden zurückgelaſſen hatte, wo möglich
Hülfe zu verſchaffen.

Sie fanden ſie auch wirklich ſchlimmer,
als ſie vermutheten. Sie hatte eine Art von
überſpringendem Fieber, dem um ſo weniger
beyzukommen war, als ſie die Anfälle nach

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[184/0190] Der Arzt und der Geiſtliche, über dieſe ſeltſame Entdeckung höchlich erſtaunt, hatten Abends genug mit ihm zu thun, als er zu¬ rückkam und bey dem umſtändlichern Be¬ kenntniß dieſer Begebenheit ſich aufs lebhaf¬ teſte anklagte. Beyde Männer nahmen den größten Antheil an ihm, beſonders da er ih¬ nen ſeine übrige Lage nun auch mit ſchwar¬ zen Farben der augenblicklichen Stimmung mahlte. Den andern Tag ließ ſich der Arzt nicht lange bitten mit ihm nach der Stadt zu ge¬ hen, um ihm Geſellſchaft zu leiſten, um Au¬ relien, die ihr Freund in bedenklichen Um¬ ſtänden zurückgelaſſen hatte, wo möglich Hülfe zu verſchaffen. Sie fanden ſie auch wirklich ſchlimmer, als ſie vermutheten. Sie hatte eine Art von überſpringendem Fieber, dem um ſo weniger beyzukommen war, als ſie die Anfälle nach

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/190>, abgerufen am 29.04.2024.