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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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geschiedenen vortrefflichen Freundin erhalten
habe. Es ist mir unendlich werth, sagte er,
und ich vertraue Ihnen das Original selbst
an. Nur der Titel ist von meiner Hand,
Bekenntnisse einer schönen Seele.

Über diätetische und medizinische Behand¬
lung der unglücklichen aufgespannten Aurelie,
vertraute der Arzt Wilhelmen noch seinen be¬
sten Rath, versprach zu schreiben und wo
möglich selbst wieder zu kommen.

Inzwischen hatte sich in Wilhelms Abwe¬
senheit eine Veränderung vorbereitet, die er
nicht vermuthen konnte. Wilhelm hatte wäh¬
rend der Zeit seiner Regie das ganze Geschäft
mit einer gewissen Freyheit und Liberalität
behandelt, vorzüglich auf die Sache gesehen,
und besonders bey Kleidungen, Dekorationen
und Requisiten alles reichlich und anständig
angeschaft, auch um den guten Willen der
Leute zu erhalten ihrem Eigennutze geschmei¬

geſchiedenen vortrefflichen Freundin erhalten
habe. Es iſt mir unendlich werth, ſagte er,
und ich vertraue Ihnen das Original ſelbſt
an. Nur der Titel iſt von meiner Hand,
Bekenntniſſe einer ſchönen Seele.

Über diätetiſche und mediziniſche Behand¬
lung der unglücklichen aufgeſpannten Aurelie,
vertraute der Arzt Wilhelmen noch ſeinen be¬
ſten Rath, verſprach zu ſchreiben und wo
möglich ſelbſt wieder zu kommen.

Inzwiſchen hatte ſich in Wilhelms Abwe¬
ſenheit eine Veränderung vorbereitet, die er
nicht vermuthen konnte. Wilhelm hatte wäh¬
rend der Zeit ſeiner Regie das ganze Geſchäft
mit einer gewiſſen Freyheit und Liberalität
behandelt, vorzüglich auf die Sache geſehen,
und beſonders bey Kleidungen, Dekorationen
und Requiſiten alles reichlich und anſtändig
angeſchaft, auch um den guten Willen der
Leute zu erhalten ihrem Eigennutze geſchmei¬

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[186/0192] geſchiedenen vortrefflichen Freundin erhalten habe. Es iſt mir unendlich werth, ſagte er, und ich vertraue Ihnen das Original ſelbſt an. Nur der Titel iſt von meiner Hand, Bekenntniſſe einer ſchönen Seele. Über diätetiſche und mediziniſche Behand¬ lung der unglücklichen aufgeſpannten Aurelie, vertraute der Arzt Wilhelmen noch ſeinen be¬ ſten Rath, verſprach zu ſchreiben und wo möglich ſelbſt wieder zu kommen. Inzwiſchen hatte ſich in Wilhelms Abwe¬ ſenheit eine Veränderung vorbereitet, die er nicht vermuthen konnte. Wilhelm hatte wäh¬ rend der Zeit ſeiner Regie das ganze Geſchäft mit einer gewiſſen Freyheit und Liberalität behandelt, vorzüglich auf die Sache geſehen, und beſonders bey Kleidungen, Dekorationen und Requiſiten alles reichlich und anſtändig angeſchaft, auch um den guten Willen der Leute zu erhalten ihrem Eigennutze geſchmei¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/192>, abgerufen am 29.04.2024.