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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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chelt, da er ihnen durch edlere Motive nicht
beykommen konnte, und er fand sich hierzu
um so mehr berechtigt, als Serlo selbst keine
Ansprüche machte, ein genauer Wirth zu
seyn, den Glanz seines Theaters gerne loben
hörte und zufrieden war, wenn Aurelie, wel¬
che die ganze Haushaltung führte, nach Ab¬
zug aller Kosten, versicherte daß sie keine
Schulden habe, und noch so viel hergab als
nöthig war die Schulden abzutragen, die
Serlo unterdessen durch außerordentliche Frey¬
gebigkeit gegen seine Schönen und sonst etwa
auf sich geladen haben mochte.

Melina, der indessen die Garderobe be¬
sorgte, hatte, kalt und heimtückisch wie er
war, der Sache im stillen zugesehen, und
wußte bey der Entfernung Wilhelms und
bey der zunehmenden Krankheit Aureliens
Serlo fühlbar zu machen, daß man eigent¬
lich mehr einnehmen, weniger ausgeben, und

chelt, da er ihnen durch edlere Motive nicht
beykommen konnte, und er fand ſich hierzu
um ſo mehr berechtigt, als Serlo ſelbſt keine
Anſprüche machte, ein genauer Wirth zu
ſeyn, den Glanz ſeines Theaters gerne loben
hörte und zufrieden war, wenn Aurelie, wel¬
che die ganze Haushaltung führte, nach Ab¬
zug aller Koſten, verſicherte daß ſie keine
Schulden habe, und noch ſo viel hergab als
nöthig war die Schulden abzutragen, die
Serlo unterdeſſen durch außerordentliche Frey¬
gebigkeit gegen ſeine Schönen und ſonſt etwa
auf ſich geladen haben mochte.

Melina, der indeſſen die Garderobe be¬
ſorgte, hatte, kalt und heimtückiſch wie er
war, der Sache im ſtillen zugeſehen, und
wußte bey der Entfernung Wilhelms und
bey der zunehmenden Krankheit Aureliens
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lich mehr einnehmen, weniger ausgeben, und

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[187/0193] chelt, da er ihnen durch edlere Motive nicht beykommen konnte, und er fand ſich hierzu um ſo mehr berechtigt, als Serlo ſelbſt keine Anſprüche machte, ein genauer Wirth zu ſeyn, den Glanz ſeines Theaters gerne loben hörte und zufrieden war, wenn Aurelie, wel¬ che die ganze Haushaltung führte, nach Ab¬ zug aller Koſten, verſicherte daß ſie keine Schulden habe, und noch ſo viel hergab als nöthig war die Schulden abzutragen, die Serlo unterdeſſen durch außerordentliche Frey¬ gebigkeit gegen ſeine Schönen und ſonſt etwa auf ſich geladen haben mochte. Melina, der indeſſen die Garderobe be¬ ſorgte, hatte, kalt und heimtückiſch wie er war, der Sache im ſtillen zugeſehen, und wußte bey der Entfernung Wilhelms und bey der zunehmenden Krankheit Aureliens Serlo fühlbar zu machen, daß man eigent¬ lich mehr einnehmen, weniger ausgeben, und

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/193>, abgerufen am 29.04.2024.