Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

mel als Gleichnißrede betrachten, woraus wir
uns eine Lehre zum unmittelbaren Gebrauch
ziehen. Du stellst das A vor, Charlotte,
und ich dein B: denn eigentlich hänge ich
doch nur von dir ab und folge dir, wie dem
A das B. Das C ist ganz deutlich der Ca¬
pitain, der mich für dießmal dir einigermaßen
entzieht. Nun ist es billig, daß wenn du
nicht ins Unbestimmte entweichen sollst, dir
für ein D gesorgt werde, und das ist ganz
ohne Frage das liebenswürdige Dämchen Otti¬
lie, gegen deren Annäherung du dich nicht
länger vertheidigen darfst.

Gut! versetzte Charlotte, wenn auch das
Beyspiel, wie mir scheint, nicht ganz auf
unsern Fall paßt; so halte ich es doch für
ein Glück, daß wir heute einmal völlig zu¬
sammentreffen, und daß diese Natur- und
Wahlverwandtschaften unter uns eine vertrau¬
liche Mittheilung beschleunigen. Ich will es
also nur gestehen, daß ich seit diesem Nach¬

mel als Gleichnißrede betrachten, woraus wir
uns eine Lehre zum unmittelbaren Gebrauch
ziehen. Du ſtellſt das A vor, Charlotte,
und ich dein B: denn eigentlich haͤnge ich
doch nur von dir ab und folge dir, wie dem
A das B. Das C iſt ganz deutlich der Ca¬
pitain, der mich fuͤr dießmal dir einigermaßen
entzieht. Nun iſt es billig, daß wenn du
nicht ins Unbeſtimmte entweichen ſollſt, dir
fuͤr ein D geſorgt werde, und das iſt ganz
ohne Frage das liebenswuͤrdige Daͤmchen Otti¬
lie, gegen deren Annaͤherung du dich nicht
laͤnger vertheidigen darfſt.

Gut! verſetzte Charlotte, wenn auch das
Beyſpiel, wie mir ſcheint, nicht ganz auf
unſern Fall paßt; ſo halte ich es doch fuͤr
ein Gluͤck, daß wir heute einmal voͤllig zu¬
ſammentreffen, und daß dieſe Natur- und
Wahlverwandtſchaften unter uns eine vertrau¬
liche Mittheilung beſchleunigen. Ich will es
alſo nur geſtehen, daß ich ſeit dieſem Nach¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0096" n="91"/>
mel als Gleichnißrede betrachten, woraus wir<lb/>
uns eine Lehre zum unmittelbaren Gebrauch<lb/>
ziehen. Du &#x017F;tell&#x017F;t das A vor, Charlotte,<lb/>
und ich dein B: denn eigentlich ha&#x0364;nge ich<lb/>
doch nur von dir ab und folge dir, wie dem<lb/>
A das B. Das C i&#x017F;t ganz deutlich der Ca¬<lb/>
pitain, der mich fu&#x0364;r dießmal dir einigermaßen<lb/>
entzieht. Nun i&#x017F;t es billig, daß wenn du<lb/>
nicht ins Unbe&#x017F;timmte entweichen &#x017F;oll&#x017F;t, dir<lb/>
fu&#x0364;r ein D ge&#x017F;orgt werde, und das i&#x017F;t ganz<lb/>
ohne Frage das liebenswu&#x0364;rdige Da&#x0364;mchen Otti¬<lb/>
lie, gegen deren Anna&#x0364;herung du dich nicht<lb/>
la&#x0364;nger vertheidigen darf&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>Gut! ver&#x017F;etzte Charlotte, wenn auch das<lb/>
Bey&#x017F;piel, wie mir &#x017F;cheint, nicht ganz auf<lb/>
un&#x017F;ern Fall paßt; &#x017F;o halte ich es doch fu&#x0364;r<lb/>
ein Glu&#x0364;ck, daß wir heute einmal vo&#x0364;llig zu¬<lb/>
&#x017F;ammentreffen, und daß die&#x017F;e Natur- und<lb/>
Wahlverwandt&#x017F;chaften unter uns eine vertrau¬<lb/>
liche Mittheilung be&#x017F;chleunigen. Ich will es<lb/>
al&#x017F;o nur ge&#x017F;tehen, daß ich &#x017F;eit die&#x017F;em Nach¬<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[91/0096] mel als Gleichnißrede betrachten, woraus wir uns eine Lehre zum unmittelbaren Gebrauch ziehen. Du ſtellſt das A vor, Charlotte, und ich dein B: denn eigentlich haͤnge ich doch nur von dir ab und folge dir, wie dem A das B. Das C iſt ganz deutlich der Ca¬ pitain, der mich fuͤr dießmal dir einigermaßen entzieht. Nun iſt es billig, daß wenn du nicht ins Unbeſtimmte entweichen ſollſt, dir fuͤr ein D geſorgt werde, und das iſt ganz ohne Frage das liebenswuͤrdige Daͤmchen Otti¬ lie, gegen deren Annaͤherung du dich nicht laͤnger vertheidigen darfſt. Gut! verſetzte Charlotte, wenn auch das Beyſpiel, wie mir ſcheint, nicht ganz auf unſern Fall paßt; ſo halte ich es doch fuͤr ein Gluͤck, daß wir heute einmal voͤllig zu¬ ſammentreffen, und daß dieſe Natur- und Wahlverwandtſchaften unter uns eine vertrau¬ liche Mittheilung beſchleunigen. Ich will es alſo nur geſtehen, daß ich ſeit dieſem Nach¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/96
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/96>, abgerufen am 27.04.2024.