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Celadon von der Donau [i. e. Greflinger, Georg]: Der Deutschen Dreyßig-Jähriger Krjeg. [s. l.], 1657.

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Dem Brysach folgete die Landskrohn/ derer Spitzen
Biß an die Wolcken gehn/ die immer frey zu sitzen
Bißher gewohnet war. Wie mächtig der Verlust
Von solchem festen Platz des großen Adlers Brust
Betrübet/ hab' ich mehr zu schweigen als zu sagen.
Rom selbst mit Spannien betrieb hierob sein Klagen.
Es war nun um die Zeit da Titan seinen Gang
Jm kalten Steinbock hatt'/ da sich die Nächte lang
und voll vom harten Frost bezeigten/ derowegen
Gieng Bernhards seine Macht Burgundien zu belegen/
und das/ was feindlich war/ zu zwingen/ wie sie dann
Joux, Pontalier und mehr/ die ich nicht nennen kan/
Eroborte. Vesont und Dole zaghafft machte.
Der Brysach/ einen Preiß der Vesten/ unterbrachte/
Mocht andre freylich wol erschrecken. Es geschah/
Der strenge Frost war weg/ der Lentz war wieder da/
und Bernhard naherte sich seinem Brysach wieder/
Fiel aber bald darauf in eine Kranckheit nieder.
Die jhm/ der Sage nach/ des gelben Neydes Gifft/
Das sonst gemeiniglich die tapfren Helden trifft/
Hatt' eingeflöst. Er starb (g) zu Neuenburg am Reyhne
Sehr sanfft und seeliglich. Sein Tod wurd' an der Seyne/
und wo sein Lob erscholl/ höchst-trauerig beklagt.
Der allen Preiß und Ruhm von diesem Fürsten sagt
Hat Ursach das zu thun. Laß dier hiebey belieben
Was man um seinen Sarck zu Ehren hat geschrieben.
Dem vormals Sterblichen von Weymar/ aber itzt
Unsterblichen/ sey diß zum Denckmahl eingeritzt:
Steh lieber Wandersmann und lies/ so ohne weinen
Dein Aug des Weymars Grab kan lesende bescheinen/
Er starb in Deutschlands Schoß/ von allen starck bekriegt/
Da Deutschland selber doch in jhm seeltagend ligt.
Er war in Franckreich lieb/ dem Käyserthum entgegen/
Er zeigte jenem Hilff und diesem seinen Degen.
Er starb auf seinen Sieg von Brysach/ Er bestritt'
und nam allein mit dem die andern alle mit.
Er wuste hier nicht mehr Triumffe zu erlangen/
Daher er auch von hier zum Höhern ist gegangen.
Er
(g) Anno 1639, den 8, Julij.
Dem Bryſach folgete die Landskrohn/ derer Spitzen
Biß an die Wolcken gehn/ die immer frey zu ſitzen
Bißher gewohnet war. Wie maͤchtig der Verluſt
Von ſolchem feſten Platz des großen Adlers Bruſt
Betruͤbet/ hab’ ich mehr zu ſchweigen als zu ſagen.
Rom ſelbſt mit Spannien betrieb hierob ſein Klagen.
Es war nun um die Zeit da Titan ſeinen Gang
Jm kalten Steinbock hatt’/ da ſich die Naͤchte lang
und voll vom harten Froſt bezeigten/ derowegen
Gieng Bernhards ſeine Macht Burgundien zu belegen/
und das/ was feindlich war/ zu zwingen/ wie ſie dann
Joux, Pontalier und mehr/ die ich nicht nennen kan/
Eroborte. Veſont und Dole zaghafft machte.
Der Bryſach/ einen Preiß der Veſten/ unterbrachte/
Mocht andre freylich wol erſchrecken. Es geſchah/
Der ſtrenge Froſt war weg/ der Lentz war wieder da/
und Bernhard naherte ſich ſeinem Bryſach wieder/
Fiel aber bald darauf in eine Kranckheit nieder.
Die jhm/ der Sage nach/ des gelben Neydes Gifft/
Das ſonſt gemeiniglich die tapfren Helden trifft/
Hatt’ eingefloͤſt. Er ſtarb (g) zu Neuenburg am Reyhne
Sehr ſanfft und ſeeliglich. Sein Tod wurd’ an der Seyne/
und wo ſein Lob erſcholl/ hoͤchſt-trauerig beklagt.
Der allen Preiß und Ruhm von dieſem Fuͤrſten ſagt
Hat Urſach das zu thun. Laß dier hiebey belieben
Was man um ſeinen Sarck zu Ehren hat geſchrieben.
Dem vormals Sterblichen von Weymar/ aber itzt
Unſterblichen/ ſey diß zum Denckmahl eingeritzt:
Steh lieber Wandersmann und lieſ/ ſo ohne weinen
Dein Aug des Weymars Grab kan leſende beſcheinen/
Er ſtarb in Deutſchlands Schoß/ von allen ſtarck bekriegt/
Da Deutſchland ſelber doch in jhm ſeeltagend ligt.
Er war in Franckreich lieb/ dem Kaͤyſerthum entgegen/
Er zeigte jenem Hilff und dieſem ſeinen Degen.
Er ſtarb auf ſeinen Sieg von Bryſach/ Er beſtritt’
und nam allein mit dem die andern alle mit.
Er wuſte hier nicht mehr Triumffe zu erlangen/
Daher er auch von hier zum Hoͤhern iſt gegangen.
Er
(g) Anno 1639, den 8, Julij.
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[0116] Dem Bryſach folgete die Landskrohn/ derer Spitzen Biß an die Wolcken gehn/ die immer frey zu ſitzen Bißher gewohnet war. Wie maͤchtig der Verluſt Von ſolchem feſten Platz des großen Adlers Bruſt Betruͤbet/ hab’ ich mehr zu ſchweigen als zu ſagen. Rom ſelbſt mit Spannien betrieb hierob ſein Klagen. Es war nun um die Zeit da Titan ſeinen Gang Jm kalten Steinbock hatt’/ da ſich die Naͤchte lang und voll vom harten Froſt bezeigten/ derowegen Gieng Bernhards ſeine Macht Burgundien zu belegen/ und das/ was feindlich war/ zu zwingen/ wie ſie dann Joux, Pontalier und mehr/ die ich nicht nennen kan/ Eroborte. Veſont und Dole zaghafft machte. Der Bryſach/ einen Preiß der Veſten/ unterbrachte/ Mocht andre freylich wol erſchrecken. Es geſchah/ Der ſtrenge Froſt war weg/ der Lentz war wieder da/ und Bernhard naherte ſich ſeinem Bryſach wieder/ Fiel aber bald darauf in eine Kranckheit nieder. Die jhm/ der Sage nach/ des gelben Neydes Gifft/ Das ſonſt gemeiniglich die tapfren Helden trifft/ Hatt’ eingefloͤſt. Er ſtarb (g) zu Neuenburg am Reyhne Sehr ſanfft und ſeeliglich. Sein Tod wurd’ an der Seyne/ und wo ſein Lob erſcholl/ hoͤchſt-trauerig beklagt. Der allen Preiß und Ruhm von dieſem Fuͤrſten ſagt Hat Urſach das zu thun. Laß dier hiebey belieben Was man um ſeinen Sarck zu Ehren hat geſchrieben. Dem vormals Sterblichen von Weymar/ aber itzt Unſterblichen/ ſey diß zum Denckmahl eingeritzt: Steh lieber Wandersmann und lieſ/ ſo ohne weinen Dein Aug des Weymars Grab kan leſende beſcheinen/ Er ſtarb in Deutſchlands Schoß/ von allen ſtarck bekriegt/ Da Deutſchland ſelber doch in jhm ſeeltagend ligt. Er war in Franckreich lieb/ dem Kaͤyſerthum entgegen/ Er zeigte jenem Hilff und dieſem ſeinen Degen. Er ſtarb auf ſeinen Sieg von Bryſach/ Er beſtritt’ und nam allein mit dem die andern alle mit. Er wuſte hier nicht mehr Triumffe zu erlangen/ Daher er auch von hier zum Hoͤhern iſt gegangen. Er (g) Anno 1639, den 8, Julij.

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Zitationshilfe: Celadon von der Donau [i. e. Greflinger, Georg]: Der Deutschen Dreyßig-Jähriger Krjeg. [s. l.], 1657, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/greflinger_krieg_1657/116>, abgerufen am 27.04.2024.