Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.-- Journale uns Ratten. -- In Paris wurden dieser Tage notariell 122 Actien des Siecle versteigerte -- Mrillparzcr und da S var iher V a lie t.-- Ein Privatschreibcn aus Paris an den Redacteur dieser Blätter enthält -- Die Persönlichkeiten d-r l'adischcu Kammer. -- Die neue badische Kammer wird folgendermaßen geschildert. Am Äimstcr- — Journale uns Ratten. — In Paris wurden dieser Tage notariell 122 Actien des Siecle versteigerte — Mrillparzcr und da S var iher V a lie t.— Ein Privatschreibcn aus Paris an den Redacteur dieser Blätter enthält — Die Persönlichkeiten d-r l'adischcu Kammer. — Die neue badische Kammer wird folgendermaßen geschildert. Am Äimstcr- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0103" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/266720"/> </div> <div n="3"> <head> — Journale uns Ratten. —</head><lb/> <p xml:id="ID_239"> In Paris wurden dieser Tage notariell 122 Actien des Siecle versteigerte<lb/> ihr Nominalwerth ist 200 Francs; erstanden wurden sie zu 409 Francs, welche<lb/> Summe durch die Kosten auf 450 Francs erhöht wird. Im verflossenen Jahre<lb/> brachte jede Actie über IIX an Interessen und Dividenden, so daß zu 4',0<lb/> Francs immer noch ein Zinsfuß von ü F erreicht wird. Die 2500 Actien des<lb/> Siecle würde» zu diesem Kaufpreise jetzt eine Summe von I,I2',,000 Francs'<lb/> repräsentiern. Die Presse, das andere Actien-Journal, ist in nicht minder<lb/> blühenden Verhältnissen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="3"> <head> — Mrillparzcr und da S var iher V a lie t.—</head><lb/> <p xml:id="ID_240"> Ein Privatschreibcn aus Paris an den Redacteur dieser Blätter enthält<lb/> folgende Stelle: Woraus wir Deutsche Tragödien machen, daraus machen die<lb/> Franzosen Ballete. Derselbe Stoff, den Grillparzer in einem seiner besten<lb/> Dramen: „Der Traum ein Leben" behandelt, macht jetzt in der Opera-Co-<lb/> mique als Pantomime sein Glück. Ein junges Herz wird> von dem Dämon<lb/> der Eitelkeit getrieben, am Tage vor der Verlobung die stille Geburtsstätte zu<lb/> verlassen und sein Glück in der großen Welt zu suchen. Bei Grillparze'r ist<lb/> es ein Jüngling: der französische Wallctmeistcr hat ein Mädchen daraus ge¬<lb/> macht. Carlotte tanzt Grillparzerschc Verse. Die Handlung jedoch spielt nicht<lb/> in Persien, sondern in Gent und Venedig, wo freilich die Volksscenen und<lb/> das Costüme für ein Ballet dankbarer sind. Wie der Grillparzer'sehe Held,<lb/> sinkt auch hier die Heldin von Stufe zu Stufe: ihr Verführer hat sie ver¬<lb/> lassen.... ihre Noth ist aufs Höchste gestiegen... da erwacht sie. Alles<lb/> war ein Traum: sie ist in ihrem stillen Stübchen im älterlichen Hause. Der<lb/> Vater holt sie ab zur Trauung- Ihre Phantasie hatte ihr den Streich ge¬<lb/> spielt, und der Zuschauer hat all die Tänze ihrer Einbildungskraft mit ange¬<lb/> sehen. Die reichen und glücklichen Handlungen dieses Ballets, welches den<lb/> Titel: „Das schöne Mädchen von Gent" führt, verschaffen derDirecrivn<lb/> trotz deö herrlichen Wetters volle Häuser. Der allerliebsten Musik, die Adam<lb/> dazu componirt hat, gehört aber eine große Hälfte des Erfolges-</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="3"> <head> — Die Persönlichkeiten d-r l'adischcu Kammer. —</head><lb/> <p xml:id="ID_241" next="#ID_242"> Die neue badische Kammer wird folgendermaßen geschildert. Am Äimstcr-<lb/> tischc sitzen: der Minister des Innern, Freih. v. Rüdt, ein milder und ver¬<lb/> söhnlicher Redner; der Finanzminister, v. Bökh, sein Gegensatz, leidenschaftlich</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0103]
— Journale uns Ratten. —
In Paris wurden dieser Tage notariell 122 Actien des Siecle versteigerte
ihr Nominalwerth ist 200 Francs; erstanden wurden sie zu 409 Francs, welche
Summe durch die Kosten auf 450 Francs erhöht wird. Im verflossenen Jahre
brachte jede Actie über IIX an Interessen und Dividenden, so daß zu 4',0
Francs immer noch ein Zinsfuß von ü F erreicht wird. Die 2500 Actien des
Siecle würde» zu diesem Kaufpreise jetzt eine Summe von I,I2',,000 Francs'
repräsentiern. Die Presse, das andere Actien-Journal, ist in nicht minder
blühenden Verhältnissen.
— Mrillparzcr und da S var iher V a lie t.—
Ein Privatschreibcn aus Paris an den Redacteur dieser Blätter enthält
folgende Stelle: Woraus wir Deutsche Tragödien machen, daraus machen die
Franzosen Ballete. Derselbe Stoff, den Grillparzer in einem seiner besten
Dramen: „Der Traum ein Leben" behandelt, macht jetzt in der Opera-Co-
mique als Pantomime sein Glück. Ein junges Herz wird> von dem Dämon
der Eitelkeit getrieben, am Tage vor der Verlobung die stille Geburtsstätte zu
verlassen und sein Glück in der großen Welt zu suchen. Bei Grillparze'r ist
es ein Jüngling: der französische Wallctmeistcr hat ein Mädchen daraus ge¬
macht. Carlotte tanzt Grillparzerschc Verse. Die Handlung jedoch spielt nicht
in Persien, sondern in Gent und Venedig, wo freilich die Volksscenen und
das Costüme für ein Ballet dankbarer sind. Wie der Grillparzer'sehe Held,
sinkt auch hier die Heldin von Stufe zu Stufe: ihr Verführer hat sie ver¬
lassen.... ihre Noth ist aufs Höchste gestiegen... da erwacht sie. Alles
war ein Traum: sie ist in ihrem stillen Stübchen im älterlichen Hause. Der
Vater holt sie ab zur Trauung- Ihre Phantasie hatte ihr den Streich ge¬
spielt, und der Zuschauer hat all die Tänze ihrer Einbildungskraft mit ange¬
sehen. Die reichen und glücklichen Handlungen dieses Ballets, welches den
Titel: „Das schöne Mädchen von Gent" führt, verschaffen derDirecrivn
trotz deö herrlichen Wetters volle Häuser. Der allerliebsten Musik, die Adam
dazu componirt hat, gehört aber eine große Hälfte des Erfolges-
— Die Persönlichkeiten d-r l'adischcu Kammer. —
Die neue badische Kammer wird folgendermaßen geschildert. Am Äimstcr-
tischc sitzen: der Minister des Innern, Freih. v. Rüdt, ein milder und ver¬
söhnlicher Redner; der Finanzminister, v. Bökh, sein Gegensatz, leidenschaftlich
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