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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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Reu al of" Ärondbr!asa,

Acht die Religion wirklich eine polizeiliche Gewalt auf daS Volk aus? Warum
sind in Italien und Belgien, wo der catholische Glaube mit solcher Macht im Volke
wurzelt, die Verbrechen so häufig, in welche der Name Gottes und der Heiligen
so oft gemischt werden? Ein Beispiel'erhielten wir dieser Tage in unserer Nähe.
In Quievrain im Hennegau, wurde der Pächter Ambrosius Duqucnop durch
zwei anonyme Briefe dringend aufgefordert, 200 Frks. unter einem Fenster seines
Hauses niederzulegen, indem ihm für den Fall des Ungehorsams Unglück angedroht
wurde. Er theilte dies dem Gensdarmen Holland mit, und diesem nebst noch
einigen zuverlässigen Personen gelang es, einen gewissen Levccq in dem Augen¬
blicke zu arretiren, als er sich nach dem Beutel mit Geld bückte/ Wir theilen un¬
sern Lesern die Briefe mit, wie sie vor dem Gerichte vorliegen: sie sind merkwürdig
durch die Anrufung Gottes und der Heiligen, so wie durch die Mbclcitate; ihre
Orthographie ist wirklich monstruös.

Der erste Brief lautet wörtlich:

"O jesus christuS unser Heiland der du gesagt hast fordert und ihr werdet
empfangen, suchet und ihr werdet finden klopfet an und es wird euch aufgethan
werden -- o heilige mulier gottcs von camel unglück über euch glückliche familie
wenn eure gute meine bitte nicht gewährt ihr werdet in einen weißen deutet
zweihundert franks unter eurem fenster niederlegen auf der straße um 7 uhr
Abends Unglück über euch noch einmal glückliche familie wenn ihr verweigert habt
keine furcht denn gott befiehlt ihr seit die zehnte familie welche diese liebeSthat thun
wird gott verbietet euch mit jemand davon zu sprechen und unsre liebe frau von
carmel/^ -- Der zweite Brief beginnt so:

"Gebet ich bete dich an o wahrer leib' geboren von der jungfrau maria
der du wahrhaft gelitten hast und bist geopfert worden auf' dem kreuz für das
heil der menschen dessen Seite durchbohrt von einer tanze blut hat ausströmen
lassen mit Wasser erzeige uns die gnade daß wir dich als viaticum empfangen
zur stunde des todes o jesus du gnadenreicher jesuS du schmerzenSr einher ^ dn Sohn
der maria erweise uns mitleiden so.geschehe es ihr werdet es beten. bevor, ihr
zu bette gehet.... aber verweigert mir es nicht ihr seid die zehnte" , familie wenn
ihr es verweigert ihr seid reich aber ihr werdet arm werden und euer, urtb. eils-
spruch ist ausgesprochen morgen das heißt dienstag um 7 uhr/abends wenn das
gelb nicht hingelegt ist unglück über euch ambrosius mein freund ambrosius du
wirst vielleicht diese liebeSthat verweigern die lütte unsers Heilands jesus christuS
gott verbietet euch mit jemanden davon zu sprechen."




Reu al of« Ärondbr!asa,

Acht die Religion wirklich eine polizeiliche Gewalt auf daS Volk aus? Warum
sind in Italien und Belgien, wo der catholische Glaube mit solcher Macht im Volke
wurzelt, die Verbrechen so häufig, in welche der Name Gottes und der Heiligen
so oft gemischt werden? Ein Beispiel'erhielten wir dieser Tage in unserer Nähe.
In Quievrain im Hennegau, wurde der Pächter Ambrosius Duqucnop durch
zwei anonyme Briefe dringend aufgefordert, 200 Frks. unter einem Fenster seines
Hauses niederzulegen, indem ihm für den Fall des Ungehorsams Unglück angedroht
wurde. Er theilte dies dem Gensdarmen Holland mit, und diesem nebst noch
einigen zuverlässigen Personen gelang es, einen gewissen Levccq in dem Augen¬
blicke zu arretiren, als er sich nach dem Beutel mit Geld bückte/ Wir theilen un¬
sern Lesern die Briefe mit, wie sie vor dem Gerichte vorliegen: sie sind merkwürdig
durch die Anrufung Gottes und der Heiligen, so wie durch die Mbclcitate; ihre
Orthographie ist wirklich monstruös.

Der erste Brief lautet wörtlich:

„O jesus christuS unser Heiland der du gesagt hast fordert und ihr werdet
empfangen, suchet und ihr werdet finden klopfet an und es wird euch aufgethan
werden — o heilige mulier gottcs von camel unglück über euch glückliche familie
wenn eure gute meine bitte nicht gewährt ihr werdet in einen weißen deutet
zweihundert franks unter eurem fenster niederlegen auf der straße um 7 uhr
Abends Unglück über euch noch einmal glückliche familie wenn ihr verweigert habt
keine furcht denn gott befiehlt ihr seit die zehnte familie welche diese liebeSthat thun
wird gott verbietet euch mit jemand davon zu sprechen und unsre liebe frau von
carmel/^ — Der zweite Brief beginnt so:

„Gebet ich bete dich an o wahrer leib' geboren von der jungfrau maria
der du wahrhaft gelitten hast und bist geopfert worden auf' dem kreuz für das
heil der menschen dessen Seite durchbohrt von einer tanze blut hat ausströmen
lassen mit Wasser erzeige uns die gnade daß wir dich als viaticum empfangen
zur stunde des todes o jesus du gnadenreicher jesuS du schmerzenSr einher ^ dn Sohn
der maria erweise uns mitleiden so.geschehe es ihr werdet es beten. bevor, ihr
zu bette gehet.... aber verweigert mir es nicht ihr seid die zehnte" , familie wenn
ihr es verweigert ihr seid reich aber ihr werdet arm werden und euer, urtb. eils-
spruch ist ausgesprochen morgen das heißt dienstag um 7 uhr/abends wenn das
gelb nicht hingelegt ist unglück über euch ambrosius mein freund ambrosius du
wirst vielleicht diese liebeSthat verweigern die lütte unsers Heilands jesus christuS
gott verbietet euch mit jemanden davon zu sprechen."




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[0136] Reu al of« Ärondbr!asa, Acht die Religion wirklich eine polizeiliche Gewalt auf daS Volk aus? Warum sind in Italien und Belgien, wo der catholische Glaube mit solcher Macht im Volke wurzelt, die Verbrechen so häufig, in welche der Name Gottes und der Heiligen so oft gemischt werden? Ein Beispiel'erhielten wir dieser Tage in unserer Nähe. In Quievrain im Hennegau, wurde der Pächter Ambrosius Duqucnop durch zwei anonyme Briefe dringend aufgefordert, 200 Frks. unter einem Fenster seines Hauses niederzulegen, indem ihm für den Fall des Ungehorsams Unglück angedroht wurde. Er theilte dies dem Gensdarmen Holland mit, und diesem nebst noch einigen zuverlässigen Personen gelang es, einen gewissen Levccq in dem Augen¬ blicke zu arretiren, als er sich nach dem Beutel mit Geld bückte/ Wir theilen un¬ sern Lesern die Briefe mit, wie sie vor dem Gerichte vorliegen: sie sind merkwürdig durch die Anrufung Gottes und der Heiligen, so wie durch die Mbclcitate; ihre Orthographie ist wirklich monstruös. Der erste Brief lautet wörtlich: „O jesus christuS unser Heiland der du gesagt hast fordert und ihr werdet empfangen, suchet und ihr werdet finden klopfet an und es wird euch aufgethan werden — o heilige mulier gottcs von camel unglück über euch glückliche familie wenn eure gute meine bitte nicht gewährt ihr werdet in einen weißen deutet zweihundert franks unter eurem fenster niederlegen auf der straße um 7 uhr Abends Unglück über euch noch einmal glückliche familie wenn ihr verweigert habt keine furcht denn gott befiehlt ihr seit die zehnte familie welche diese liebeSthat thun wird gott verbietet euch mit jemand davon zu sprechen und unsre liebe frau von carmel/^ — Der zweite Brief beginnt so: „Gebet ich bete dich an o wahrer leib' geboren von der jungfrau maria der du wahrhaft gelitten hast und bist geopfert worden auf' dem kreuz für das heil der menschen dessen Seite durchbohrt von einer tanze blut hat ausströmen lassen mit Wasser erzeige uns die gnade daß wir dich als viaticum empfangen zur stunde des todes o jesus du gnadenreicher jesuS du schmerzenSr einher ^ dn Sohn der maria erweise uns mitleiden so.geschehe es ihr werdet es beten. bevor, ihr zu bette gehet.... aber verweigert mir es nicht ihr seid die zehnte" , familie wenn ihr es verweigert ihr seid reich aber ihr werdet arm werden und euer, urtb. eils- spruch ist ausgesprochen morgen das heißt dienstag um 7 uhr/abends wenn das gelb nicht hingelegt ist unglück über euch ambrosius mein freund ambrosius du wirst vielleicht diese liebeSthat verweigern die lütte unsers Heilands jesus christuS gott verbietet euch mit jemanden davon zu sprechen."

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/136>, abgerufen am 15.06.2024.