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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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ftlvcrkehr .stehen, während, in Bezug auf Nußland derselbe durchaus nicht,
stattfindet, und sie von England meistens nur Waaren , oder mechanische
Erfindungen und Werkzeuge überkommen.

Unsere Meinung ist jedoch nicht, daß eine solche Allianz durch einen
augenblicklichen Entschluß, wie durch einen Zaubersch^ag gestiftet werden
könne. In der That, es hieße sich den hohlsten Träumereien hingeben,
wenn man glaubte, daß die Verhältnisse der Völker, zwischen denen die
Geschichte mehrer Jahrhunderte liegt, durch Uebereinkunst aus dem Steg¬
reife geordnet werdeir können. Es ist aber so schwer nicht, die praktisch
möglichen, und auf den nämlichen Zweck zusammen hinwirkenden Mittel
ausfindig zu machen. Schon der deutsche HandelSvercin giebt dem fran¬
zösischen Staate die Mittel an die Hand, mit Preußen und den übrigen
Gliedern, des deutschen Staatskörpers Verbindungen einzugehen, welche
gewiß denen eines politischen Vertrages ay Wichtigkeit gleichkommen.

Das bisher Gesagte spricht deutlich genug aus, daß es uns,, für
das Beste der Menschheit, um eine Politik des Friedens zu thun
ist, aber um eine, thätige Fricdcnspolikik, nicht um eine leidende, wie
sie seit der, Julirevolution befolgt ist, und die, wenn man sie nicht auf¬
giebt, früher oder später zum Unglück von Frankreich und ganz Eu¬
ropa ausschlagen wird. Ich nenne passive Friedenspolitik diejenige,
welche den Krieg fürchtet, und' welche,, gegen .den, Lauf der Geschichte
und die Natur der Dinge, einzig , und allein den Status quo.des
Friedens aufrechtzuerhalten bestrebt ist. Dahingegen die active Frie¬
denspolitik ist diejenige, welche, ohne dem Krieg hervorzurufen, aber
auch ohne ihn zu fürchten, den Frieden will, und mit organisirender
Thätigkeit ihn benutzt; diejenige ist es, welche sagt: si v!s pac-Lin,
z>N's ^"e<!in, nicht aber, wie die andere: si vis Kellum, xaeu
^llZlum; kurz, diejenige, welche nur im Interesse der Civilisation und
der Unabhängigkeit der Völker den Krieg unternähme. Um dieser Po¬
litik den. Sieg zuzuwenden/ reicht es aus, daß sie von Frankreich ge-,
wollt werde. Was aber ist, erforderlich, um-diesen großen und edlen
Willen hervorzurufen? Nichts anderes, als daß der , Staat selbst in
dieser ruhnnvürdigcn Politik die Initiative ergreife, oder daß die Stimme
des Gedankens, der besonnenen Einsicht diese Lehre mit nnabweiölicher
Kraft von der Volkstribüne verkündige, sie Frankreich und der ganzen
Welt predige, daß die zehn einflußreichsten Journale von Paris., sie nur
drei Jahre hindurch nachdrücklich unterstützen, und der Sieg dieser Po¬
litik wird gesichert sein, denn sie ist in Wahrheit die einzig taugliche Po-,


ftlvcrkehr .stehen, während, in Bezug auf Nußland derselbe durchaus nicht,
stattfindet, und sie von England meistens nur Waaren , oder mechanische
Erfindungen und Werkzeuge überkommen.

Unsere Meinung ist jedoch nicht, daß eine solche Allianz durch einen
augenblicklichen Entschluß, wie durch einen Zaubersch^ag gestiftet werden
könne. In der That, es hieße sich den hohlsten Träumereien hingeben,
wenn man glaubte, daß die Verhältnisse der Völker, zwischen denen die
Geschichte mehrer Jahrhunderte liegt, durch Uebereinkunst aus dem Steg¬
reife geordnet werdeir können. Es ist aber so schwer nicht, die praktisch
möglichen, und auf den nämlichen Zweck zusammen hinwirkenden Mittel
ausfindig zu machen. Schon der deutsche HandelSvercin giebt dem fran¬
zösischen Staate die Mittel an die Hand, mit Preußen und den übrigen
Gliedern, des deutschen Staatskörpers Verbindungen einzugehen, welche
gewiß denen eines politischen Vertrages ay Wichtigkeit gleichkommen.

Das bisher Gesagte spricht deutlich genug aus, daß es uns,, für
das Beste der Menschheit, um eine Politik des Friedens zu thun
ist, aber um eine, thätige Fricdcnspolikik, nicht um eine leidende, wie
sie seit der, Julirevolution befolgt ist, und die, wenn man sie nicht auf¬
giebt, früher oder später zum Unglück von Frankreich und ganz Eu¬
ropa ausschlagen wird. Ich nenne passive Friedenspolitik diejenige,
welche den Krieg fürchtet, und' welche,, gegen .den, Lauf der Geschichte
und die Natur der Dinge, einzig , und allein den Status quo.des
Friedens aufrechtzuerhalten bestrebt ist. Dahingegen die active Frie¬
denspolitik ist diejenige, welche, ohne dem Krieg hervorzurufen, aber
auch ohne ihn zu fürchten, den Frieden will, und mit organisirender
Thätigkeit ihn benutzt; diejenige ist es, welche sagt: si v!s pac-Lin,
z>N's ^»e<!in, nicht aber, wie die andere: si vis Kellum, xaeu
^llZlum; kurz, diejenige, welche nur im Interesse der Civilisation und
der Unabhängigkeit der Völker den Krieg unternähme. Um dieser Po¬
litik den. Sieg zuzuwenden/ reicht es aus, daß sie von Frankreich ge-,
wollt werde. Was aber ist, erforderlich, um-diesen großen und edlen
Willen hervorzurufen? Nichts anderes, als daß der , Staat selbst in
dieser ruhnnvürdigcn Politik die Initiative ergreife, oder daß die Stimme
des Gedankens, der besonnenen Einsicht diese Lehre mit nnabweiölicher
Kraft von der Volkstribüne verkündige, sie Frankreich und der ganzen
Welt predige, daß die zehn einflußreichsten Journale von Paris., sie nur
drei Jahre hindurch nachdrücklich unterstützen, und der Sieg dieser Po¬
litik wird gesichert sein, denn sie ist in Wahrheit die einzig taugliche Po-,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/217>, abgerufen am 17.06.2024.