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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.

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und daS einzige Muster des unbefangenen kecken Nachwuchses. Wir
haben wohl noch einige Historienmaler, z. B. Dittcnbcrgcr, Schmorr,
Kraft u. s. w., doch das sind keine reformirend einwirkende Köpfe.

Weit höher als alle genannten, und gleich dem Stephans-
dome in der Monarchie hinanfragcnd steht Havez, ein junger Mailän¬
der Maler da, der, obwohl Italiener, doch als österreichischer Unterthan
zu den unsrigen zu rechnen, vor einigen Jahren aufgetreten ist. Sein
in der neuen deutschen Schule im Belvedere hängendes Bild "Der
Doge Foocari" ist das beste Kunstwerk das in Wiens Ringmauern
eristirt. Auch besitzt der Graf Kolowrat ein ausgezeichnetes histori¬
sches Bild (der Feldherr Pisani) von dem junge" Meister.

Vieles und Interessantes wäre noch über hiesige Kunstzustände
zu melden. Ich bewahre es mir für meine nächsten Briefe. Frän-
kl's Sonntagsblättcr bringen reiche und mannichfaltige Notizen über
unsere Maler und ihre Arbeiten.

Wir wünschten, daß er jene Schärfe, die er in allgemeinen Ar¬
tikeln hat, auch im Einzelnen gegen die betreffenden'Individuen an¬
wenden möge. Die Sonntagsblättcr würden dann noch erfolgreicher
in der Entwickelung unserer Kunstzuständc eingreifen.




II.
Notizen.

Sampicro. -- Für die Redaction derAuhsb. Allgem. -- Karl Weck. -- Gau-
dy. -- Ein Deutscher für Rußland. -- Stephan und Olga. -- Bairische Ab¬
bitte. -- Schwanenorden. -- Narvhalla. -- Geheimnisse. -- Bernadotte. --
Göttinger Anzeigen. -- Murhard. --

-- Wir haben aus der Beurtheilung von Halm'S Sampicro (im
vorigen Hefte) eine, durch Zufall weggebliebene Bemerkung nach¬
zutragen: So hat Halm Sampiero's und Vanina's Schicksal aufge¬
faßt und wiedergegeben. Sehen wir, was die Geschichte sagt von die¬
ser Beiden Charakter und Verhängnis). Sie erzählt: Sampicro war
der Brutus CorsicaS. Er und seine Freunde gelobten ewigen Haß den
Genuesern, ihren Unterdrückern, und schwuren Tod demjenigen, der je
eine Unterhandlung mit jenen anzuknüpfen nur versuchte. -- Dieser
Schwur war ihr Gesetz. Vanina, Sampicro's liebende und geliebte
Gattin, unterhandelte mit Genua, um ihrem Gatten den Frieden zu
geben. -- DaS wußte man nicht, daß es so kommen werde, Vanina
wußt- ja um den Schwur, der den Corsen Gesetz war. -- Und der Ge¬
setzgeber mußte, die ihn retten wollte, nach dem eigenen Gesetze rieb-


und daS einzige Muster des unbefangenen kecken Nachwuchses. Wir
haben wohl noch einige Historienmaler, z. B. Dittcnbcrgcr, Schmorr,
Kraft u. s. w., doch das sind keine reformirend einwirkende Köpfe.

Weit höher als alle genannten, und gleich dem Stephans-
dome in der Monarchie hinanfragcnd steht Havez, ein junger Mailän¬
der Maler da, der, obwohl Italiener, doch als österreichischer Unterthan
zu den unsrigen zu rechnen, vor einigen Jahren aufgetreten ist. Sein
in der neuen deutschen Schule im Belvedere hängendes Bild „Der
Doge Foocari" ist das beste Kunstwerk das in Wiens Ringmauern
eristirt. Auch besitzt der Graf Kolowrat ein ausgezeichnetes histori¬
sches Bild (der Feldherr Pisani) von dem junge» Meister.

Vieles und Interessantes wäre noch über hiesige Kunstzustände
zu melden. Ich bewahre es mir für meine nächsten Briefe. Frän-
kl's Sonntagsblättcr bringen reiche und mannichfaltige Notizen über
unsere Maler und ihre Arbeiten.

Wir wünschten, daß er jene Schärfe, die er in allgemeinen Ar¬
tikeln hat, auch im Einzelnen gegen die betreffenden'Individuen an¬
wenden möge. Die Sonntagsblättcr würden dann noch erfolgreicher
in der Entwickelung unserer Kunstzuständc eingreifen.




II.
Notizen.

Sampicro. — Für die Redaction derAuhsb. Allgem. — Karl Weck. — Gau-
dy. — Ein Deutscher für Rußland. — Stephan und Olga. — Bairische Ab¬
bitte. — Schwanenorden. — Narvhalla. — Geheimnisse. — Bernadotte. —
Göttinger Anzeigen. — Murhard. —

— Wir haben aus der Beurtheilung von Halm'S Sampicro (im
vorigen Hefte) eine, durch Zufall weggebliebene Bemerkung nach¬
zutragen: So hat Halm Sampiero's und Vanina's Schicksal aufge¬
faßt und wiedergegeben. Sehen wir, was die Geschichte sagt von die¬
ser Beiden Charakter und Verhängnis). Sie erzählt: Sampicro war
der Brutus CorsicaS. Er und seine Freunde gelobten ewigen Haß den
Genuesern, ihren Unterdrückern, und schwuren Tod demjenigen, der je
eine Unterhandlung mit jenen anzuknüpfen nur versuchte. — Dieser
Schwur war ihr Gesetz. Vanina, Sampicro's liebende und geliebte
Gattin, unterhandelte mit Genua, um ihrem Gatten den Frieden zu
geben. — DaS wußte man nicht, daß es so kommen werde, Vanina
wußt- ja um den Schwur, der den Corsen Gesetz war. — Und der Ge¬
setzgeber mußte, die ihn retten wollte, nach dem eigenen Gesetze rieb-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/231>, abgerufen am 17.06.2024.