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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.

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mehrere Monate unter angestrengten Arbeiten, allen Beschwerden der
rauhen Witterung ausgesetzt, zu. Im April 1807 waren endlich die
hauptsächlichsten Operationen vollendet, und Biot reiste nach Paris
ab, um die gemachten Beobachtungen zu berechnen. Arago blieb in
Spanien zurück, um die Arbeiten zu vollenden, und begab sich mit
Rodriguez nach Majorca, um dort von dEm Berg von Galatzo aus
sich mit Jviza in Ve.rbindung zu setzen und den Bogen der Paral-
lele zwischen diefen beiden Stationen zu messen. Unterdessen war der
Krieg zwischen Frankreich und Spanien ausgebrochen, und während
Arago ruhig seine Beobachtungen fortsetzte, verbreitete sich das Ge-
richt unter dem Volke, die Feuerzeichen und Signale der jungen
französischen Gelehrten hätten den Zweck, den Fe^ind herbeizurufen.
Die Majorcaner rotteten sich zusammen und bedrohten Arago mit
dem Tode. Dieser hatte kaum so viel Zeit, sich als Bauer zu ver-
kleiden und feine Papiere zu retten. Anerkannt gelang es ihm, dnrch
die aufrührerische Menge zu entkommen, und sich nach Palma zu flüch-
ten, wo er auf dem spanischen Schiffe Schutz fand, welches ihn nach
der Jnsel gebracht hatte. Die Gefahr feiner Lage wenig beachtend
und hauptsächlich um seine Instrumente besorgt, schickte er, um diese
zu retten, ein Boot und Soldaten nach Galatzo ab. Die Landleute,
welche er als Führer gemiethet hatte, und denen er sie anvertraut,
hatten den Schatz sorgfältig bewahrt, und stellten ihn ihm unversehrt
wieder zurück. Unterdeß war die Gefahr immer dringender, die auf-
rührerische Menge näherte sich Palma, und dex Capitain des Schiffes,
welchex nicht wagte, den Franzosen offen zu vertheidigen, brachte ihn
nach der Citadelle von Belvex, wo ex mehrexe Monate lang in sei-
nen Berechnungen vertieft blieb, während fanatische Mönche täglich
versuchten, die Wachen zu bestechen, daß sie den Gesangenen der
Wuth des Volkes überliefern möchten. Endlich erhielt Axago durch
die ausdauernden Bemühungen seines Begleiters Rodriguez bei der
Junta, seine Freiheit und die Eilaubniß, nach Algier abzureiseU, wo-
hiU er sich mit seinen Instrumenten und Papieren, von einem einzig
gen Matrosen begleitet, auf einem Fischerboot einschiffte.

Hier wurde Arago von dem französischen Consul aufgenommen,
welcher ihn auf eine algierische Fregatte brachte. Schon erblickten
sie die Küsten Frankreichs, als ein spanischer Korsar sie angriff und
nahm. Arago war zum zweiten Male Gefangener, wurde nach dem


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mehrere Monate unter angestrengten Arbeiten, allen Beschwerden der
rauhen Witterung ausgesetzt, zu. Im April 1807 waren endlich die
hauptsächlichsten Operationen vollendet, und Biot reiste nach Paris
ab, um die gemachten Beobachtungen zu berechnen. Arago blieb in
Spanien zurück, um die Arbeiten zu vollenden, und begab sich mit
Rodriguez nach Majorca, um dort von dEm Berg von Galatzo aus
sich mit Jviza in Ve.rbindung zu setzen und den Bogen der Paral-
lele zwischen diefen beiden Stationen zu messen. Unterdessen war der
Krieg zwischen Frankreich und Spanien ausgebrochen, und während
Arago ruhig seine Beobachtungen fortsetzte, verbreitete sich das Ge-
richt unter dem Volke, die Feuerzeichen und Signale der jungen
französischen Gelehrten hätten den Zweck, den Fe^ind herbeizurufen.
Die Majorcaner rotteten sich zusammen und bedrohten Arago mit
dem Tode. Dieser hatte kaum so viel Zeit, sich als Bauer zu ver-
kleiden und feine Papiere zu retten. Anerkannt gelang es ihm, dnrch
die aufrührerische Menge zu entkommen, und sich nach Palma zu flüch-
ten, wo er auf dem spanischen Schiffe Schutz fand, welches ihn nach
der Jnsel gebracht hatte. Die Gefahr feiner Lage wenig beachtend
und hauptsächlich um seine Instrumente besorgt, schickte er, um diese
zu retten, ein Boot und Soldaten nach Galatzo ab. Die Landleute,
welche er als Führer gemiethet hatte, und denen er sie anvertraut,
hatten den Schatz sorgfältig bewahrt, und stellten ihn ihm unversehrt
wieder zurück. Unterdeß war die Gefahr immer dringender, die auf-
rührerische Menge näherte sich Palma, und dex Capitain des Schiffes,
welchex nicht wagte, den Franzosen offen zu vertheidigen, brachte ihn
nach der Citadelle von Belvex, wo ex mehrexe Monate lang in sei-
nen Berechnungen vertieft blieb, während fanatische Mönche täglich
versuchten, die Wachen zu bestechen, daß sie den Gesangenen der
Wuth des Volkes überliefern möchten. Endlich erhielt Axago durch
die ausdauernden Bemühungen seines Begleiters Rodriguez bei der
Junta, seine Freiheit und die Eilaubniß, nach Algier abzureiseU, wo-
hiU er sich mit seinen Instrumenten und Papieren, von einem einzig
gen Matrosen begleitet, auf einem Fischerboot einschiffte.

Hier wurde Arago von dem französischen Consul aufgenommen,
welcher ihn auf eine algierische Fregatte brachte. Schon erblickten
sie die Küsten Frankreichs, als ein spanischer Korsar sie angriff und
nahm. Arago war zum zweiten Male Gefangener, wurde nach dem


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[0087] mehrere Monate unter angestrengten Arbeiten, allen Beschwerden der rauhen Witterung ausgesetzt, zu. Im April 1807 waren endlich die hauptsächlichsten Operationen vollendet, und Biot reiste nach Paris ab, um die gemachten Beobachtungen zu berechnen. Arago blieb in Spanien zurück, um die Arbeiten zu vollenden, und begab sich mit Rodriguez nach Majorca, um dort von dEm Berg von Galatzo aus sich mit Jviza in Ve.rbindung zu setzen und den Bogen der Paral- lele zwischen diefen beiden Stationen zu messen. Unterdessen war der Krieg zwischen Frankreich und Spanien ausgebrochen, und während Arago ruhig seine Beobachtungen fortsetzte, verbreitete sich das Ge- richt unter dem Volke, die Feuerzeichen und Signale der jungen französischen Gelehrten hätten den Zweck, den Fe^ind herbeizurufen. Die Majorcaner rotteten sich zusammen und bedrohten Arago mit dem Tode. Dieser hatte kaum so viel Zeit, sich als Bauer zu ver- kleiden und feine Papiere zu retten. Anerkannt gelang es ihm, dnrch die aufrührerische Menge zu entkommen, und sich nach Palma zu flüch- ten, wo er auf dem spanischen Schiffe Schutz fand, welches ihn nach der Jnsel gebracht hatte. Die Gefahr feiner Lage wenig beachtend und hauptsächlich um seine Instrumente besorgt, schickte er, um diese zu retten, ein Boot und Soldaten nach Galatzo ab. Die Landleute, welche er als Führer gemiethet hatte, und denen er sie anvertraut, hatten den Schatz sorgfältig bewahrt, und stellten ihn ihm unversehrt wieder zurück. Unterdeß war die Gefahr immer dringender, die auf- rührerische Menge näherte sich Palma, und dex Capitain des Schiffes, welchex nicht wagte, den Franzosen offen zu vertheidigen, brachte ihn nach der Citadelle von Belvex, wo ex mehrexe Monate lang in sei- nen Berechnungen vertieft blieb, während fanatische Mönche täglich versuchten, die Wachen zu bestechen, daß sie den Gesangenen der Wuth des Volkes überliefern möchten. Endlich erhielt Axago durch die ausdauernden Bemühungen seines Begleiters Rodriguez bei der Junta, seine Freiheit und die Eilaubniß, nach Algier abzureiseU, wo- hiU er sich mit seinen Instrumenten und Papieren, von einem einzig gen Matrosen begleitet, auf einem Fischerboot einschiffte. Hier wurde Arago von dem französischen Consul aufgenommen, welcher ihn auf eine algierische Fregatte brachte. Schon erblickten sie die Küsten Frankreichs, als ein spanischer Korsar sie angriff und nahm. Arago war zum zweiten Male Gefangener, wurde nach dem 11*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/87>, abgerufen am 17.06.2024.