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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.

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konnte, sondern auch daß sein Vater, welcher Cassler des Münzhoses
in Perpignan war, besondere Sorgfalt aus die Erziehung seines Sah-
nes verwendete, welcher als Aeltester einer zahlreichen Familie, ihx
Haupt und ihre Stütze werden sollte.

Arago begann seine Studien mit Eiser und Erfolg in dem Col-
lege von Perpignan, das er jedoch noch sehr jung mit dem von
Montpellier vertauschte, um sich dort für die polytechnische Schule
vorzubereiten, die damals eben gegründet worden war. In seinem
achtzehnten Jahre wurde er aufgenommen, als der erste und vorzüg-
lichste der geprüften Aspiranten. Zwei Jahre vergingen ihm hier in
angestrengten Studien. Einige Zeit nach seinem Austritt aus .der
politechnischen Schule, wurde Arago als Secretär des Längenbü-
reaus angestellt, und bald daraus von dem Kaiser beauftragt, an dex
wissenschastlichen Reise nach Spanien Theil zu nehmen, welche unter
dex Leitung Biot's den Bogen des Erdmeridians, welcher dem neuen
französischen Maßsystem zu Grunde liegt, zu messen.

Die Geschichte jener Reise und der Abenteuer Arago's wäh-
rend derselben ist ein förmlicher Roman. Wir beschränken uns dar-
auf, einen kurzen Abriß derselben zu geben, und verweisen den Lesex
wegen der Einzelnheiten auf Biot's interessanten Reisebericht.

Die ersten Versuche, den Durchmesser der Erde durch Bestim-
mung seiner Elemente zu berechnen, fallen in das Jahr 1670. Spä-
ter machten die Erfindung des cercle repetiteur vonBorda und die
Fortschritte in den physischen Wissenschasten eine genaue Berechnung
des Erddurchmessers nach einem Bogen des Erdmeridians von Dünkir--
chen bis Barcelona möglich. Die Fortsetzung dieser Messung von Bar-
celona bis aus die balearischen Inseln war der Zweck der Biot-Ara-
goschen Reise. Die spanische Regierung gab den französischen Ge-
lehrten zwei Commissäre, Chair und Rodriguez, mit, stellte der Erpe-
dition ein Schiff zur Verfügung und die englische Regierung ge-
währte ihr einen Geleitsbries.

Man bestimmte zuerst ein großes Dreieck, um die Insel Iviza
mit der spanischen Küste zu verbinden. Auf dem Scheitelpunkt die-
ses Dreiecks, einem der höchsten Berge Cataloniens, postirten sich Biot
und Arago, um sich durch Signale mit Rodriguez, dex sich auf dem
Berge Campuey aus der Insel Iviza auspostirt hatte, in Verbindung
zu setzen. Ju dieser öden Gebirgsgegend brachten die zwei Gelehrten


konnte, sondern auch daß sein Vater, welcher Cassler des Münzhoses
in Perpignan war, besondere Sorgfalt aus die Erziehung seines Sah-
nes verwendete, welcher als Aeltester einer zahlreichen Familie, ihx
Haupt und ihre Stütze werden sollte.

Arago begann seine Studien mit Eiser und Erfolg in dem Col-
lege von Perpignan, das er jedoch noch sehr jung mit dem von
Montpellier vertauschte, um sich dort für die polytechnische Schule
vorzubereiten, die damals eben gegründet worden war. In seinem
achtzehnten Jahre wurde er aufgenommen, als der erste und vorzüg-
lichste der geprüften Aspiranten. Zwei Jahre vergingen ihm hier in
angestrengten Studien. Einige Zeit nach seinem Austritt aus .der
politechnischen Schule, wurde Arago als Secretär des Längenbü-
reaus angestellt, und bald daraus von dem Kaiser beauftragt, an dex
wissenschastlichen Reise nach Spanien Theil zu nehmen, welche unter
dex Leitung Biot's den Bogen des Erdmeridians, welcher dem neuen
französischen Maßsystem zu Grunde liegt, zu messen.

Die Geschichte jener Reise und der Abenteuer Arago's wäh-
rend derselben ist ein förmlicher Roman. Wir beschränken uns dar-
auf, einen kurzen Abriß derselben zu geben, und verweisen den Lesex
wegen der Einzelnheiten auf Biot's interessanten Reisebericht.

Die ersten Versuche, den Durchmesser der Erde durch Bestim-
mung seiner Elemente zu berechnen, fallen in das Jahr 1670. Spä-
ter machten die Erfindung des cercle repetiteur vonBorda und die
Fortschritte in den physischen Wissenschasten eine genaue Berechnung
des Erddurchmessers nach einem Bogen des Erdmeridians von Dünkir--
chen bis Barcelona möglich. Die Fortsetzung dieser Messung von Bar-
celona bis aus die balearischen Inseln war der Zweck der Biot-Ara-
goschen Reise. Die spanische Regierung gab den französischen Ge-
lehrten zwei Commissäre, Chair und Rodriguez, mit, stellte der Erpe-
dition ein Schiff zur Verfügung und die englische Regierung ge-
währte ihr einen Geleitsbries.

Man bestimmte zuerst ein großes Dreieck, um die Insel Iviza
mit der spanischen Küste zu verbinden. Auf dem Scheitelpunkt die-
ses Dreiecks, einem der höchsten Berge Cataloniens, postirten sich Biot
und Arago, um sich durch Signale mit Rodriguez, dex sich auf dem
Berge Campuey aus der Insel Iviza auspostirt hatte, in Verbindung
zu setzen. Ju dieser öden Gebirgsgegend brachten die zwei Gelehrten


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/86>, abgerufen am 17.06.2024.