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Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band.

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oder bei der Abreise." -- Bei diesen Worten erhob sie sich vom Stuhle
und wankte einem alten Schubfach zu, in welchem sie ihre Baarschaft
verwahrte. Ich beschwor sie eifrig, doch sitzen zu bleiben. Es half
nichts; sie holte den Thaler und ich mußte ihn nehmen, wenn ich sie
nicht betrüben wollte. Drei Tage nach dieser Unterredung lebte
Großmama nicht mehr, und ich begleitete sie zu Grabe. Es war kalt
und es schneite, als die Großmutter neben ihrem Manne auf dem Fried¬
hofe eingesenkt wurde. Als ich den Tag darauf in die Kirche ging,
lag ein großer Schnee auf dem Grabeshügel. --




oder bei der Abreise." — Bei diesen Worten erhob sie sich vom Stuhle
und wankte einem alten Schubfach zu, in welchem sie ihre Baarschaft
verwahrte. Ich beschwor sie eifrig, doch sitzen zu bleiben. Es half
nichts; sie holte den Thaler und ich mußte ihn nehmen, wenn ich sie
nicht betrüben wollte. Drei Tage nach dieser Unterredung lebte
Großmama nicht mehr, und ich begleitete sie zu Grabe. Es war kalt
und es schneite, als die Großmutter neben ihrem Manne auf dem Fried¬
hofe eingesenkt wurde. Als ich den Tag darauf in die Kirche ging,
lag ein großer Schnee auf dem Grabeshügel. —




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[0310] oder bei der Abreise." — Bei diesen Worten erhob sie sich vom Stuhle und wankte einem alten Schubfach zu, in welchem sie ihre Baarschaft verwahrte. Ich beschwor sie eifrig, doch sitzen zu bleiben. Es half nichts; sie holte den Thaler und ich mußte ihn nehmen, wenn ich sie nicht betrüben wollte. Drei Tage nach dieser Unterredung lebte Großmama nicht mehr, und ich begleitete sie zu Grabe. Es war kalt und es schneite, als die Großmutter neben ihrem Manne auf dem Fried¬ hofe eingesenkt wurde. Als ich den Tag darauf in die Kirche ging, lag ein großer Schnee auf dem Grabeshügel. —

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 5, 1846, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341550_183020/310>, abgerufen am 22.05.2024.