Die Grenzboten. Jg. 6, 1847, I. Semester II. Band.die Thüre aufgerissen und hinter ihm .erschien die breite Gestalt des Frei¬ Jaromir jubelte laut, Theodor im Stillen bei dieser Nachricht. Die Die Baronin hätte sich noch großmüthiger gezeigt und den Hofmeister die Thüre aufgerissen und hinter ihm .erschien die breite Gestalt des Frei¬ Jaromir jubelte laut, Theodor im Stillen bei dieser Nachricht. Die Die Baronin hätte sich noch großmüthiger gezeigt und den Hofmeister <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0063" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/271962"/> <p xml:id="ID_202" prev="#ID_201"> die Thüre aufgerissen und hinter ihm .erschien die breite Gestalt des Frei¬<lb/> herrn im grünen Pelz mit Astrachan aufgeschlagen und mit Schnüren besetzt,<lb/> aus dessen Pekesche sich stolz das kupferuasige Haupt, mit einer Jagdmütze<lb/> stattlich bedeckt, wie die Sonne aus schwarzen Wolken hob. Er blies erst<lb/> eine Rauchwolke in den Wagen, dann nahm er die Pfeife aus dem Mund,<lb/> drückte seinen Sprößling an das Herz und endlich erfolgte auch eine zärtliche<lb/> Umarmung der beiden Gatten. Die Baronin wischte sich nach dem Kusse<lb/> den Mund, Karl küßte ihr die Hand und als der ganze Inhalt des Wagens<lb/> sich auf dem Hofe befand, wurde auch Theodor bemerkt, der mit großer<lb/> Beklommenheit in seinem Pelze Staat und auf deu Augenblick wartete, wo<lb/> man seiner ansichtig werden würde. Die Baronin sah den Gemahl prüfend<lb/> an, der den Hofmeister ganz mit derselben Miene wie die Branntweinochsen<lb/> musterte, wenn sie zur Mästung in seinen Hof getrieben wurden, und end¬<lb/> lich die Oberlippe hin und herziehend, denken mochte: „wollen sehen, ob er<lb/> nicht wachsen wird, wenn er in besseres Futter kommt!" — „Wenzel! ich<lb/> hab' die Schecken mit, laß Dir eine halbe Bier einschenken und spanne sie an<lb/> die Kutsche, wir werden gleich wieder weiter fahren — der Horsa spannt<lb/> die Braunen an die Britschka und wird langsam nachkommen! Habt Ihr<lb/> Hunger?" — „Ja, Vater." — „Ich habe auch einen kalten Haasen und<lb/> ein Paar Rephühner mitgebracht." —</p><lb/> <p xml:id="ID_203"> Jaromir jubelte laut, Theodor im Stillen bei dieser Nachricht. Die<lb/> dicke Wirthin, strahlend von Fett und Ofenhitze, kam nnn aus dem Hause<lb/> und küßte der Baronin die Hand. „El, el, unterthänigste Dienerin! küsse<lb/> tausendmal die Hand! Also aus der Prag wieder da! beliebten lang drinn zu<lb/> bleiben gnädige Frau Baronin! Aber sehen sehr gut aus, so schön, so<lb/> jung — und das junge Baronchen, ja, ja, junger Herr! hahaha! Gott<lb/> behüt's!"—„Gut, gut, Wotipkin! was hat Sie denn Warmes?" — „Schö¬<lb/> nes Schweinbratel, gnädiger Herr! wie Mandeln ganz frisch und von gestern<lb/> noch Gans, aber wie eine Torte!" — „Wie machen wir es denn mit dem<lb/> Nachhausefahren?" fragte nun der Freiherr seine Gattin, „wir lassen den<lb/> Hofmeister, die Betel und den Karl in der Britschka nachfahren." — »Was<lb/> fällt Dir ein, Deinen Hofmeister und Deinen Büchsenspanner in einem Wa¬<lb/> gen?" „Nu, was wär's denn?" — „Der Karl kann ans dem Bock sitzen."<lb/> ^ »Es ist aber sehr kalt!" — „Wenn's der Wenzel von Prag her aus¬<lb/> halten kann, wird der Karl auch nicht erfrieren!"</p><lb/> <p xml:id="ID_204" next="#ID_205"> Die Baronin hätte sich noch großmüthiger gezeigt und den Hofmeister<lb/> in ihren eigenen Wagen genommen, wenn sie es nicht für zweckmäßiger er¬<lb/> achtet hätte, ihren Mann unter vier Augen erst zu sondiren und zu Gunsten</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0063]
die Thüre aufgerissen und hinter ihm .erschien die breite Gestalt des Frei¬
herrn im grünen Pelz mit Astrachan aufgeschlagen und mit Schnüren besetzt,
aus dessen Pekesche sich stolz das kupferuasige Haupt, mit einer Jagdmütze
stattlich bedeckt, wie die Sonne aus schwarzen Wolken hob. Er blies erst
eine Rauchwolke in den Wagen, dann nahm er die Pfeife aus dem Mund,
drückte seinen Sprößling an das Herz und endlich erfolgte auch eine zärtliche
Umarmung der beiden Gatten. Die Baronin wischte sich nach dem Kusse
den Mund, Karl küßte ihr die Hand und als der ganze Inhalt des Wagens
sich auf dem Hofe befand, wurde auch Theodor bemerkt, der mit großer
Beklommenheit in seinem Pelze Staat und auf deu Augenblick wartete, wo
man seiner ansichtig werden würde. Die Baronin sah den Gemahl prüfend
an, der den Hofmeister ganz mit derselben Miene wie die Branntweinochsen
musterte, wenn sie zur Mästung in seinen Hof getrieben wurden, und end¬
lich die Oberlippe hin und herziehend, denken mochte: „wollen sehen, ob er
nicht wachsen wird, wenn er in besseres Futter kommt!" — „Wenzel! ich
hab' die Schecken mit, laß Dir eine halbe Bier einschenken und spanne sie an
die Kutsche, wir werden gleich wieder weiter fahren — der Horsa spannt
die Braunen an die Britschka und wird langsam nachkommen! Habt Ihr
Hunger?" — „Ja, Vater." — „Ich habe auch einen kalten Haasen und
ein Paar Rephühner mitgebracht." —
Jaromir jubelte laut, Theodor im Stillen bei dieser Nachricht. Die
dicke Wirthin, strahlend von Fett und Ofenhitze, kam nnn aus dem Hause
und küßte der Baronin die Hand. „El, el, unterthänigste Dienerin! küsse
tausendmal die Hand! Also aus der Prag wieder da! beliebten lang drinn zu
bleiben gnädige Frau Baronin! Aber sehen sehr gut aus, so schön, so
jung — und das junge Baronchen, ja, ja, junger Herr! hahaha! Gott
behüt's!"—„Gut, gut, Wotipkin! was hat Sie denn Warmes?" — „Schö¬
nes Schweinbratel, gnädiger Herr! wie Mandeln ganz frisch und von gestern
noch Gans, aber wie eine Torte!" — „Wie machen wir es denn mit dem
Nachhausefahren?" fragte nun der Freiherr seine Gattin, „wir lassen den
Hofmeister, die Betel und den Karl in der Britschka nachfahren." — »Was
fällt Dir ein, Deinen Hofmeister und Deinen Büchsenspanner in einem Wa¬
gen?" „Nu, was wär's denn?" — „Der Karl kann ans dem Bock sitzen."
^ »Es ist aber sehr kalt!" — „Wenn's der Wenzel von Prag her aus¬
halten kann, wird der Karl auch nicht erfrieren!"
Die Baronin hätte sich noch großmüthiger gezeigt und den Hofmeister
in ihren eigenen Wagen genommen, wenn sie es nicht für zweckmäßiger er¬
achtet hätte, ihren Mann unter vier Augen erst zu sondiren und zu Gunsten
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