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Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band.

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Daß die norddeutschen Küstenstaaten solche Schiffe nicht allein bauen und
unterhalten können, ist gewiß, ganz Deutschland müßte zu den Kosten derselben
beitragen. Eben so wie wir jetzt schon deutsche Bnndesfestungen an unseren
südlichen Grenzen haben, zu deren Erbauung auch der an den Gestaden des
Meeres wohnende Deutsche sein gleiches Schärflein beitrug, eben so muß auch
zu diesen "schwimmenden Wallen" der im Binnenland Wohnende mit beisteuern.
Keine preußische, hannöversche, mecklenburgische Kriegsflotte wollen wir, sondern
eine deutsche. Daher müssen wir an unserm Seegestaden allgemeine Bundes¬
werften errichten, auf denen unsere Fahrzeuge gebauet werden, und ein gemein¬
sames, und dem Reichsoberhaupte oder dem Parlamente verantwortliches Ober-
commando muß für die ganze Flotte bestehen, wenn ihre Stationen auch zerstreut
an der ganzen Ost- wie Nordseeküste oder dem adriatischen Meere sind. So
nur kann die nöthige Einheit und der nöthige Ernst in die Sache kommen.
Daß wir alle diese Schiffe nicht gleich auf einmal bauen können, ist entschieden,
denn unsere finanziellen Kräfte würden dazu nicht ausreichen, aber zwei bis vier
größere Dampfer oder Fregatten und vier bis sechs kleinere Schiffe können wir
alljährlich recht gut vom Stapel laufen lassen, ohne daß es ein zu großes Opfer
für das gesammte Deutschland erforderte. Auch die Unterhaltung der Schiffe und
ihrer Bemannung würde uicht unerschwinglich sein und es gäbe manche Mittel,
dieselbe wohlfeiler zu machen.

So könnten die Schiffe, welche zu Expeditionen in weit entlegene Länder
verwandt würden, immer wohlhabende Reisende, die dafür zahlten, mit an Bord
nehmen, wodurch die Unterhaltungskosten gemindert würden. Auch einzelne
Frachtgegenstände, besonders Proben von deutschen Fabrikaten, um diesen dadurch
vermehrten Absatz zu verschaffen, könnten immer mitgenommen werden und so
auch eiuen kleinen Beitrag zu den Kosten der Expeditionen liefern. Eben so könnte
durch Herbringuug fremder Waaren, z. B. naturhistorischer Seltenheiten für
unsere Museen, wilder Thiere für unsere zoologischen Gärten u. s. w., Manches
gewonnen und auch so dem ganzen Deutschland Vortheil gebracht werden. Ein¬
zelne Kriegsdampfschiffe wären aber füglich zum regelmäßigen Postdienst zu be¬
nutzen, wodurch die Kosten ihrer Unterhaltung, ja vielleicht auch die Zinsen ihres
Erbauungscapitales gedeckt werden könnten. Werden doch z. B. im mittelländi¬
schen Meer französische Kriegsdampfschiffe zum Postdienst verwandt, warum könnte
nicht ein Gleiches bei uns geschehen und unsere Schiffe die Verbindung Deutsch¬
lands mit Rußland, England, Schweden, Holland, Frankreich, die jetzt größten¬
teils in den Händen anderer Nationen ist, vermitteln helfen? Wir führen alles
dies hier nur darum an, um zu beweisen, daß die Herstellung und Erhal¬
tung einer für unsere Zwecke genügenden Flotte, nicht gar so unermeßliche
Summen kosten würde, wie Manche in übertriebener Furcht wohl hie und da
glauben. Freilich wenn man Summen unnütz wegwerfen will, so geht dies auch


Daß die norddeutschen Küstenstaaten solche Schiffe nicht allein bauen und
unterhalten können, ist gewiß, ganz Deutschland müßte zu den Kosten derselben
beitragen. Eben so wie wir jetzt schon deutsche Bnndesfestungen an unseren
südlichen Grenzen haben, zu deren Erbauung auch der an den Gestaden des
Meeres wohnende Deutsche sein gleiches Schärflein beitrug, eben so muß auch
zu diesen „schwimmenden Wallen" der im Binnenland Wohnende mit beisteuern.
Keine preußische, hannöversche, mecklenburgische Kriegsflotte wollen wir, sondern
eine deutsche. Daher müssen wir an unserm Seegestaden allgemeine Bundes¬
werften errichten, auf denen unsere Fahrzeuge gebauet werden, und ein gemein¬
sames, und dem Reichsoberhaupte oder dem Parlamente verantwortliches Ober-
commando muß für die ganze Flotte bestehen, wenn ihre Stationen auch zerstreut
an der ganzen Ost- wie Nordseeküste oder dem adriatischen Meere sind. So
nur kann die nöthige Einheit und der nöthige Ernst in die Sache kommen.
Daß wir alle diese Schiffe nicht gleich auf einmal bauen können, ist entschieden,
denn unsere finanziellen Kräfte würden dazu nicht ausreichen, aber zwei bis vier
größere Dampfer oder Fregatten und vier bis sechs kleinere Schiffe können wir
alljährlich recht gut vom Stapel laufen lassen, ohne daß es ein zu großes Opfer
für das gesammte Deutschland erforderte. Auch die Unterhaltung der Schiffe und
ihrer Bemannung würde uicht unerschwinglich sein und es gäbe manche Mittel,
dieselbe wohlfeiler zu machen.

So könnten die Schiffe, welche zu Expeditionen in weit entlegene Länder
verwandt würden, immer wohlhabende Reisende, die dafür zahlten, mit an Bord
nehmen, wodurch die Unterhaltungskosten gemindert würden. Auch einzelne
Frachtgegenstände, besonders Proben von deutschen Fabrikaten, um diesen dadurch
vermehrten Absatz zu verschaffen, könnten immer mitgenommen werden und so
auch eiuen kleinen Beitrag zu den Kosten der Expeditionen liefern. Eben so könnte
durch Herbringuug fremder Waaren, z. B. naturhistorischer Seltenheiten für
unsere Museen, wilder Thiere für unsere zoologischen Gärten u. s. w., Manches
gewonnen und auch so dem ganzen Deutschland Vortheil gebracht werden. Ein¬
zelne Kriegsdampfschiffe wären aber füglich zum regelmäßigen Postdienst zu be¬
nutzen, wodurch die Kosten ihrer Unterhaltung, ja vielleicht auch die Zinsen ihres
Erbauungscapitales gedeckt werden könnten. Werden doch z. B. im mittelländi¬
schen Meer französische Kriegsdampfschiffe zum Postdienst verwandt, warum könnte
nicht ein Gleiches bei uns geschehen und unsere Schiffe die Verbindung Deutsch¬
lands mit Rußland, England, Schweden, Holland, Frankreich, die jetzt größten¬
teils in den Händen anderer Nationen ist, vermitteln helfen? Wir führen alles
dies hier nur darum an, um zu beweisen, daß die Herstellung und Erhal¬
tung einer für unsere Zwecke genügenden Flotte, nicht gar so unermeßliche
Summen kosten würde, wie Manche in übertriebener Furcht wohl hie und da
glauben. Freilich wenn man Summen unnütz wegwerfen will, so geht dies auch


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276205/226>, abgerufen am 17.06.2024.