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Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band.

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und den letzten Schiffsjungen? Das Bauholz -- stammt ans Kram und Kärn-
then; das Eisen -- ans Steiermark; Hanf und Theer -- ans Rußland; die
tapfern Matrosen -- sind slavische Jstrier, Dalmatiner und Veneder (was ganz
leserlich von den alten Winden abzuleiten ist); der böse Wind selbst auf der Adria,
der von den Flaggen aller Nationen so gefürchtet wird, ist slavisch, denn er heißt
Bora und bläst aus den Schluchten des weudisch-illyrischen Gebirges oberhalb
Trieft herab.

Dennoch ist ans dieser Manne, in Folge deutscher Intrigue", das ita¬
lienische Commando eingeführt. Solche krumme Wege wandelt der deutsche
Neid und Ehrgeiz. Weil der Njemetz daran verzweifelte, seine eigene Sprache
auf dem adriatischen Meer zur commandirenden zu machen, hat er die italienische
begünstigt, nur um die slavische zu verdränge", mir um die slavischen Anrechte
in Vergessenheit zu bringen.

Der hohe Slavenreichstag möge daher auf diesen wichtigen Punkt seine be¬
sondere Aufmerksamkeit richten und die Dynastie, welche uns so viel verdankt, auf-
fordern, auf unserer Marine das slavische Commando wieder (?) einzuführen und
dadurch feierlich anzuerkennen, daß Oestreich nicht blos zu Lande, sondern auch
zur See vorzugsweise slavisch ist. -- Es ist, wie gesagt, ein kleiner Schritt, doch
ein entscheidender.

Um Oestreich für uns günstig zu stimme" und zugleich die slavische Marine
zik vermehren, müssen wir auf eigene Kosten eine gute Zahl Kriegsschiffe bauen
nud der östreichischen Regierung zur Verfügung stellen, unter der Bedingung, daß
auf denselben Name, Bemannung und Commando rein slavisch seien. Der hohe
Reichstag schreibe daher in allen Hütten, Häusern und Palästen Böhmens und
der andern slavischen Länder eine patriotische Schiffssteuer aus nud beeile sich
mit der Eintreibung. Hoffentlich wird der Sohn Slavas rascher sein als der
ungeschmiedete Njemetz. Wen" dann, eine Fregatte "Hanka", ein Linienschiff "Pa-
lacky", ein Kreter "Hawliczek" oder ein "Uffo Horn" und "Faster" mit 120 Ka¬
nonen über die Meere segelt, so wird der moralische Eindruck unermeßlich sein.
Alle Fahrzeuge, selbst die deutsche", die "Luthers", die "Jtzsteins" und "Schu-
selkas", die wohl bis babi" "och nicht fertig sind, werde" vor uus die Flagge
streichen; und ist auch vielleicht die Elbe aus ewig für uns verloren, so dürste
der Tag doch nimmer fern sein, wo Oder, Weichsel und Donau den Klauen des
deutschen Adlers entrissen werden.

Welche Macht, welcher Reichthum, welche Herrschaft wird dann des Slaven
Erbtheil! Aller Segen aber wird von Osten kommen und Süden, aus dem unbe¬
fleckten Schooße des Slaventhums.

Dann erst wird der Czcche ausathmen in seinem tiefen Kesselthal und friedlich
dem Pfluge folgen wie in der patriarchalischen Urzeit des Slavismus, wie der
Serbe und Montenegriner thut, die Flinte auf der Schulter und das Volkslied


und den letzten Schiffsjungen? Das Bauholz — stammt ans Kram und Kärn-
then; das Eisen — ans Steiermark; Hanf und Theer — ans Rußland; die
tapfern Matrosen — sind slavische Jstrier, Dalmatiner und Veneder (was ganz
leserlich von den alten Winden abzuleiten ist); der böse Wind selbst auf der Adria,
der von den Flaggen aller Nationen so gefürchtet wird, ist slavisch, denn er heißt
Bora und bläst aus den Schluchten des weudisch-illyrischen Gebirges oberhalb
Trieft herab.

Dennoch ist ans dieser Manne, in Folge deutscher Intrigue», das ita¬
lienische Commando eingeführt. Solche krumme Wege wandelt der deutsche
Neid und Ehrgeiz. Weil der Njemetz daran verzweifelte, seine eigene Sprache
auf dem adriatischen Meer zur commandirenden zu machen, hat er die italienische
begünstigt, nur um die slavische zu verdränge», mir um die slavischen Anrechte
in Vergessenheit zu bringen.

Der hohe Slavenreichstag möge daher auf diesen wichtigen Punkt seine be¬
sondere Aufmerksamkeit richten und die Dynastie, welche uns so viel verdankt, auf-
fordern, auf unserer Marine das slavische Commando wieder (?) einzuführen und
dadurch feierlich anzuerkennen, daß Oestreich nicht blos zu Lande, sondern auch
zur See vorzugsweise slavisch ist. — Es ist, wie gesagt, ein kleiner Schritt, doch
ein entscheidender.

Um Oestreich für uns günstig zu stimme» und zugleich die slavische Marine
zik vermehren, müssen wir auf eigene Kosten eine gute Zahl Kriegsschiffe bauen
nud der östreichischen Regierung zur Verfügung stellen, unter der Bedingung, daß
auf denselben Name, Bemannung und Commando rein slavisch seien. Der hohe
Reichstag schreibe daher in allen Hütten, Häusern und Palästen Böhmens und
der andern slavischen Länder eine patriotische Schiffssteuer aus nud beeile sich
mit der Eintreibung. Hoffentlich wird der Sohn Slavas rascher sein als der
ungeschmiedete Njemetz. Wen» dann, eine Fregatte „Hanka", ein Linienschiff „Pa-
lacky", ein Kreter „Hawliczek" oder ein „Uffo Horn" und „Faster" mit 120 Ka¬
nonen über die Meere segelt, so wird der moralische Eindruck unermeßlich sein.
Alle Fahrzeuge, selbst die deutsche», die „Luthers", die „Jtzsteins" und „Schu-
selkas", die wohl bis babi» »och nicht fertig sind, werde» vor uus die Flagge
streichen; und ist auch vielleicht die Elbe aus ewig für uns verloren, so dürste
der Tag doch nimmer fern sein, wo Oder, Weichsel und Donau den Klauen des
deutschen Adlers entrissen werden.

Welche Macht, welcher Reichthum, welche Herrschaft wird dann des Slaven
Erbtheil! Aller Segen aber wird von Osten kommen und Süden, aus dem unbe¬
fleckten Schooße des Slaventhums.

Dann erst wird der Czcche ausathmen in seinem tiefen Kesselthal und friedlich
dem Pfluge folgen wie in der patriarchalischen Urzeit des Slavismus, wie der
Serbe und Montenegriner thut, die Flinte auf der Schulter und das Volkslied


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[0391] und den letzten Schiffsjungen? Das Bauholz — stammt ans Kram und Kärn- then; das Eisen — ans Steiermark; Hanf und Theer — ans Rußland; die tapfern Matrosen — sind slavische Jstrier, Dalmatiner und Veneder (was ganz leserlich von den alten Winden abzuleiten ist); der böse Wind selbst auf der Adria, der von den Flaggen aller Nationen so gefürchtet wird, ist slavisch, denn er heißt Bora und bläst aus den Schluchten des weudisch-illyrischen Gebirges oberhalb Trieft herab. Dennoch ist ans dieser Manne, in Folge deutscher Intrigue», das ita¬ lienische Commando eingeführt. Solche krumme Wege wandelt der deutsche Neid und Ehrgeiz. Weil der Njemetz daran verzweifelte, seine eigene Sprache auf dem adriatischen Meer zur commandirenden zu machen, hat er die italienische begünstigt, nur um die slavische zu verdränge», mir um die slavischen Anrechte in Vergessenheit zu bringen. Der hohe Slavenreichstag möge daher auf diesen wichtigen Punkt seine be¬ sondere Aufmerksamkeit richten und die Dynastie, welche uns so viel verdankt, auf- fordern, auf unserer Marine das slavische Commando wieder (?) einzuführen und dadurch feierlich anzuerkennen, daß Oestreich nicht blos zu Lande, sondern auch zur See vorzugsweise slavisch ist. — Es ist, wie gesagt, ein kleiner Schritt, doch ein entscheidender. Um Oestreich für uns günstig zu stimme» und zugleich die slavische Marine zik vermehren, müssen wir auf eigene Kosten eine gute Zahl Kriegsschiffe bauen nud der östreichischen Regierung zur Verfügung stellen, unter der Bedingung, daß auf denselben Name, Bemannung und Commando rein slavisch seien. Der hohe Reichstag schreibe daher in allen Hütten, Häusern und Palästen Böhmens und der andern slavischen Länder eine patriotische Schiffssteuer aus nud beeile sich mit der Eintreibung. Hoffentlich wird der Sohn Slavas rascher sein als der ungeschmiedete Njemetz. Wen» dann, eine Fregatte „Hanka", ein Linienschiff „Pa- lacky", ein Kreter „Hawliczek" oder ein „Uffo Horn" und „Faster" mit 120 Ka¬ nonen über die Meere segelt, so wird der moralische Eindruck unermeßlich sein. Alle Fahrzeuge, selbst die deutsche», die „Luthers", die „Jtzsteins" und „Schu- selkas", die wohl bis babi» »och nicht fertig sind, werde» vor uus die Flagge streichen; und ist auch vielleicht die Elbe aus ewig für uns verloren, so dürste der Tag doch nimmer fern sein, wo Oder, Weichsel und Donau den Klauen des deutschen Adlers entrissen werden. Welche Macht, welcher Reichthum, welche Herrschaft wird dann des Slaven Erbtheil! Aller Segen aber wird von Osten kommen und Süden, aus dem unbe¬ fleckten Schooße des Slaventhums. Dann erst wird der Czcche ausathmen in seinem tiefen Kesselthal und friedlich dem Pfluge folgen wie in der patriarchalischen Urzeit des Slavismus, wie der Serbe und Montenegriner thut, die Flinte auf der Schulter und das Volkslied

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 7, 1848, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341561_276205/391>, abgerufen am 17.06.2024.