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Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. I. Band.

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bürg begonnene unwürdige Spiel anch an andern Orten anzuwenden; in Augsburg,
in Stuttgart, in Frankfurt und in Amsterdam sollen Metalliqucs versetzt worden
sein, woraus nun trassirt und die Devisen an der Börse veräußert werden. Bei diesen
Manipulationen bringt es der Minister nicht dahin, den Tagsbedarf mit Scheide¬
münze zu decken; weder Kupferkreuzer noch die verrufenen Silbersechscr (aus der
Mark statt 20 si. -- 36 si. geprägt) sind in den öffentlichen Kassen zu bekommen. Die
sogenannten Kassenanweisungen tragen täglichen Zins, der in seinen Bruchtheilen auf
die Rückseite dieses Papiers mit dem laufenden Datum notirt ist; da der Staat seinem
Geldpapier ebenfalls den Zwangsconrs auflegte, so ist die Nationalbank verpflichtet,
Jedem diese Zinspapiere gegen Banknoten auszuwechseln. Die entfallenden Kreuzer-
thcile wurden bisher in Metallmünze gegeben; -- anch dies mußte eingestellt werden,
und seit dieser Woche gibt die Bank statt Kupfergeld die Münzscheine zu 6 und 10
Kreuzer! -- Jene Silbersechscr, welche 66H Prozent an Silber verlieren, werden
dennoch mit 11^ Agio gegen Papiergeld bezahlt; die Kupferkreuzer werden von Wir¬
then, Fleischern, Bäckern und tgi. mit 4 bis 5^ Agio gesucht. Die Wiener Münze
hat das Prägen von kleinem. Silber ganz eingestellt, nachdem 7 Millionen zu SKrenzer-
stücken, kaum ausgegeben, wie durch Zauber verschwanden; die Prager Münze prägte
an 4 Millionen, und nirgends im Lande ist ein weißes Geldstück zu sehen. Geldspe-
culanten lassen sich russische Jmperiale in großen Quantitäten kommen, und übergeben
sie der Münze, um sie in kaiserl. Ducaten nmzuschmclzen, die im ganzen Orient eine
gangbarere Münze sind, und daher höher als andere Goldsorten stehen. An dieser
Operation wurden schon Tausende gewonnen, aber die Geldzustände besserten sich nicht
um einen Dent. Die französische Bank hat l0 Millionen Francs mehr in Baarem
vorräthig, als sie Noten ausgab; die östreichische Bank hat 215 Millionen Gulden
weniger in Baarem, als sie Noten ausgab. An diesem Mißverhältniß scheitern alle-
Versuche, eine Besserung herbeizuführen, selbst wenn'der Staatshaushalt kein so enor¬
mes Defizit hätte und in Paris keine rothen Wahlen vorkämen.

Der Minister des Innern, Dr. Bach, hat einige Ergänzungen zum Grundgesetze
vom Stapel gelassen; so klein und unscheinbar, so unschuldig und wohlwollend! Keine
Gemeinde darf eine Wahl ihrer Gemeindebeamten, Ortsvorsteher oder Bürgermeister
vornehmen, ohne Beisein eines Regierungsbeamten; der Bezirkshauptmann, oder ein
von ihm Delegirter hat zu präsidiren und die Wahl zu leiten. -- Eine- zweite
Ergänzung ist, daß nur 30jährige Gemeindeangehörige gewählt werden können! --
Diese beiden Bestimmungen, deren Bedeutung nicht erst erklärt werden muß, befinden
sich nicht in dem ursprünglichen Octroy des Gcmeindegesctzcs, sondern erst nach Jah¬
resfrist werden sie hinznoctrvyirt.

Der Justizminister von Schmerling erließ eine Ordonnanz zur Organisation des
Gerichtsverfahrens in Kroatien und Slowenien, und findet sich bewogen, das Geschwor-
uengricht zu cassiren, als nicht passend für die Culturzustände der Länder.

Dagegen hat der Ministerrath, nach ömvnatlichem Erwägen, die Courage gefaßt^
dem Oberkommandanten Ungarns, Herrn Haynau, zu erkläre", daß die den Juden auf¬
erlegte Contribution unrechtmäßig sei. Wir haben keine zu großen Begriffe von den
Talenten im Ministerium, aber die beiden Juristen Bach und Schmerling mußten doch
im ersten Augenblicke urtheilen können, daß eine solche Solidarität von Glaubensgenos¬
sen allen Nechtsbcgnffen widerstreitet. Sie urtheilten in der That auch ebenso, wie die
ganze Welt darüber, allein es fehlte ihnen die Kraft, ihrer Entscheidung Gehorsam zu
verschaffen; die kommandirenden Generäle sind Dictatoren, selbst der Regierung und
bis zu gewisser Grenze auch dem Kaiser gegenüber. Als ein erfreuliches Zeichen der
Ermannung ist es zu begrüßen, daß wenigstens Einem Unrecht eine Schranke ge¬
setzt wird.

Nicht mit Unrecht macht man der Opposition (auch diesen Blättern und dem


bürg begonnene unwürdige Spiel anch an andern Orten anzuwenden; in Augsburg,
in Stuttgart, in Frankfurt und in Amsterdam sollen Metalliqucs versetzt worden
sein, woraus nun trassirt und die Devisen an der Börse veräußert werden. Bei diesen
Manipulationen bringt es der Minister nicht dahin, den Tagsbedarf mit Scheide¬
münze zu decken; weder Kupferkreuzer noch die verrufenen Silbersechscr (aus der
Mark statt 20 si. — 36 si. geprägt) sind in den öffentlichen Kassen zu bekommen. Die
sogenannten Kassenanweisungen tragen täglichen Zins, der in seinen Bruchtheilen auf
die Rückseite dieses Papiers mit dem laufenden Datum notirt ist; da der Staat seinem
Geldpapier ebenfalls den Zwangsconrs auflegte, so ist die Nationalbank verpflichtet,
Jedem diese Zinspapiere gegen Banknoten auszuwechseln. Die entfallenden Kreuzer-
thcile wurden bisher in Metallmünze gegeben; — anch dies mußte eingestellt werden,
und seit dieser Woche gibt die Bank statt Kupfergeld die Münzscheine zu 6 und 10
Kreuzer! — Jene Silbersechscr, welche 66H Prozent an Silber verlieren, werden
dennoch mit 11^ Agio gegen Papiergeld bezahlt; die Kupferkreuzer werden von Wir¬
then, Fleischern, Bäckern und tgi. mit 4 bis 5^ Agio gesucht. Die Wiener Münze
hat das Prägen von kleinem. Silber ganz eingestellt, nachdem 7 Millionen zu SKrenzer-
stücken, kaum ausgegeben, wie durch Zauber verschwanden; die Prager Münze prägte
an 4 Millionen, und nirgends im Lande ist ein weißes Geldstück zu sehen. Geldspe-
culanten lassen sich russische Jmperiale in großen Quantitäten kommen, und übergeben
sie der Münze, um sie in kaiserl. Ducaten nmzuschmclzen, die im ganzen Orient eine
gangbarere Münze sind, und daher höher als andere Goldsorten stehen. An dieser
Operation wurden schon Tausende gewonnen, aber die Geldzustände besserten sich nicht
um einen Dent. Die französische Bank hat l0 Millionen Francs mehr in Baarem
vorräthig, als sie Noten ausgab; die östreichische Bank hat 215 Millionen Gulden
weniger in Baarem, als sie Noten ausgab. An diesem Mißverhältniß scheitern alle-
Versuche, eine Besserung herbeizuführen, selbst wenn'der Staatshaushalt kein so enor¬
mes Defizit hätte und in Paris keine rothen Wahlen vorkämen.

Der Minister des Innern, Dr. Bach, hat einige Ergänzungen zum Grundgesetze
vom Stapel gelassen; so klein und unscheinbar, so unschuldig und wohlwollend! Keine
Gemeinde darf eine Wahl ihrer Gemeindebeamten, Ortsvorsteher oder Bürgermeister
vornehmen, ohne Beisein eines Regierungsbeamten; der Bezirkshauptmann, oder ein
von ihm Delegirter hat zu präsidiren und die Wahl zu leiten. — Eine- zweite
Ergänzung ist, daß nur 30jährige Gemeindeangehörige gewählt werden können! —
Diese beiden Bestimmungen, deren Bedeutung nicht erst erklärt werden muß, befinden
sich nicht in dem ursprünglichen Octroy des Gcmeindegesctzcs, sondern erst nach Jah¬
resfrist werden sie hinznoctrvyirt.

Der Justizminister von Schmerling erließ eine Ordonnanz zur Organisation des
Gerichtsverfahrens in Kroatien und Slowenien, und findet sich bewogen, das Geschwor-
uengricht zu cassiren, als nicht passend für die Culturzustände der Länder.

Dagegen hat der Ministerrath, nach ömvnatlichem Erwägen, die Courage gefaßt^
dem Oberkommandanten Ungarns, Herrn Haynau, zu erkläre», daß die den Juden auf¬
erlegte Contribution unrechtmäßig sei. Wir haben keine zu großen Begriffe von den
Talenten im Ministerium, aber die beiden Juristen Bach und Schmerling mußten doch
im ersten Augenblicke urtheilen können, daß eine solche Solidarität von Glaubensgenos¬
sen allen Nechtsbcgnffen widerstreitet. Sie urtheilten in der That auch ebenso, wie die
ganze Welt darüber, allein es fehlte ihnen die Kraft, ihrer Entscheidung Gehorsam zu
verschaffen; die kommandirenden Generäle sind Dictatoren, selbst der Regierung und
bis zu gewisser Grenze auch dem Kaiser gegenüber. Als ein erfreuliches Zeichen der
Ermannung ist es zu begrüßen, daß wenigstens Einem Unrecht eine Schranke ge¬
setzt wird.

Nicht mit Unrecht macht man der Opposition (auch diesen Blättern und dem


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[0526] bürg begonnene unwürdige Spiel anch an andern Orten anzuwenden; in Augsburg, in Stuttgart, in Frankfurt und in Amsterdam sollen Metalliqucs versetzt worden sein, woraus nun trassirt und die Devisen an der Börse veräußert werden. Bei diesen Manipulationen bringt es der Minister nicht dahin, den Tagsbedarf mit Scheide¬ münze zu decken; weder Kupferkreuzer noch die verrufenen Silbersechscr (aus der Mark statt 20 si. — 36 si. geprägt) sind in den öffentlichen Kassen zu bekommen. Die sogenannten Kassenanweisungen tragen täglichen Zins, der in seinen Bruchtheilen auf die Rückseite dieses Papiers mit dem laufenden Datum notirt ist; da der Staat seinem Geldpapier ebenfalls den Zwangsconrs auflegte, so ist die Nationalbank verpflichtet, Jedem diese Zinspapiere gegen Banknoten auszuwechseln. Die entfallenden Kreuzer- thcile wurden bisher in Metallmünze gegeben; — anch dies mußte eingestellt werden, und seit dieser Woche gibt die Bank statt Kupfergeld die Münzscheine zu 6 und 10 Kreuzer! — Jene Silbersechscr, welche 66H Prozent an Silber verlieren, werden dennoch mit 11^ Agio gegen Papiergeld bezahlt; die Kupferkreuzer werden von Wir¬ then, Fleischern, Bäckern und tgi. mit 4 bis 5^ Agio gesucht. Die Wiener Münze hat das Prägen von kleinem. Silber ganz eingestellt, nachdem 7 Millionen zu SKrenzer- stücken, kaum ausgegeben, wie durch Zauber verschwanden; die Prager Münze prägte an 4 Millionen, und nirgends im Lande ist ein weißes Geldstück zu sehen. Geldspe- culanten lassen sich russische Jmperiale in großen Quantitäten kommen, und übergeben sie der Münze, um sie in kaiserl. Ducaten nmzuschmclzen, die im ganzen Orient eine gangbarere Münze sind, und daher höher als andere Goldsorten stehen. An dieser Operation wurden schon Tausende gewonnen, aber die Geldzustände besserten sich nicht um einen Dent. Die französische Bank hat l0 Millionen Francs mehr in Baarem vorräthig, als sie Noten ausgab; die östreichische Bank hat 215 Millionen Gulden weniger in Baarem, als sie Noten ausgab. An diesem Mißverhältniß scheitern alle- Versuche, eine Besserung herbeizuführen, selbst wenn'der Staatshaushalt kein so enor¬ mes Defizit hätte und in Paris keine rothen Wahlen vorkämen. Der Minister des Innern, Dr. Bach, hat einige Ergänzungen zum Grundgesetze vom Stapel gelassen; so klein und unscheinbar, so unschuldig und wohlwollend! Keine Gemeinde darf eine Wahl ihrer Gemeindebeamten, Ortsvorsteher oder Bürgermeister vornehmen, ohne Beisein eines Regierungsbeamten; der Bezirkshauptmann, oder ein von ihm Delegirter hat zu präsidiren und die Wahl zu leiten. — Eine- zweite Ergänzung ist, daß nur 30jährige Gemeindeangehörige gewählt werden können! — Diese beiden Bestimmungen, deren Bedeutung nicht erst erklärt werden muß, befinden sich nicht in dem ursprünglichen Octroy des Gcmeindegesctzcs, sondern erst nach Jah¬ resfrist werden sie hinznoctrvyirt. Der Justizminister von Schmerling erließ eine Ordonnanz zur Organisation des Gerichtsverfahrens in Kroatien und Slowenien, und findet sich bewogen, das Geschwor- uengricht zu cassiren, als nicht passend für die Culturzustände der Länder. Dagegen hat der Ministerrath, nach ömvnatlichem Erwägen, die Courage gefaßt^ dem Oberkommandanten Ungarns, Herrn Haynau, zu erkläre», daß die den Juden auf¬ erlegte Contribution unrechtmäßig sei. Wir haben keine zu großen Begriffe von den Talenten im Ministerium, aber die beiden Juristen Bach und Schmerling mußten doch im ersten Augenblicke urtheilen können, daß eine solche Solidarität von Glaubensgenos¬ sen allen Nechtsbcgnffen widerstreitet. Sie urtheilten in der That auch ebenso, wie die ganze Welt darüber, allein es fehlte ihnen die Kraft, ihrer Entscheidung Gehorsam zu verschaffen; die kommandirenden Generäle sind Dictatoren, selbst der Regierung und bis zu gewisser Grenze auch dem Kaiser gegenüber. Als ein erfreuliches Zeichen der Ermannung ist es zu begrüßen, daß wenigstens Einem Unrecht eine Schranke ge¬ setzt wird. Nicht mit Unrecht macht man der Opposition (auch diesen Blättern und dem

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 9, 1850, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341568_92822/526>, abgerufen am 15.06.2024.