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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. III. Band.

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setzter Förderung der im Volke vorhandenen industriellen Regsamkeit, der Associa¬
tion eine ganz besondere Aufmerksamkeit zugewendet. Schon wurden die Alter-
versorguugs-Anstalten, durch welche der Einzahler, bei mäßigen Beiträgen, sich
gegen das Elend im Alter und den Maugel durch Arbeitsunfähigkeit sicher" kann,
durch ein Gesetz begründet, und unter die Garantie des Staates gestellt. El"
Plan zur Bildung von Gesellschaften zur gegenseitige" Unterstützung reiht sich
daran. Vergleiche" Attstalte" darf der Staat i" das Lebe" rufen, ohne beein¬
trächtigend in die Freiheit der Gewerbe einzugreifen, und es ist Nichts thörichter,
als aus Furcht vor socialistische" Theorie", oder aus Haß gegen dieselben, das
wirklich Praktische der Association, das immer zugleich im wahren Sinne conser-
vativ ist, von der Hand zu weisen. Was das Schutzzollsystem betrifft, in welches
Belgien zum Theil nach dem Vorbilde Frankreichs sich eingemauert hat, so wird
dasselbe allmählich durch die zwingende Gewalt des Völkerverkehrs auf sei" natür¬
liches Maß, auf eine consequente Förderung der im Inlande lebensfähigen und
selbstständigen Gewerbe zurückgeführt werden. Ueberfüllung mit einer die Con-
currenz des Weltverkehrs scheuenden Fabrikindustrie ist keinem Lande zuträglich.
Je schwieriger die Unterscheidungen in dieser Hinsicht für den Staatsmann sei"
möge", um so zweckmäßiger dürfte es sei", weder d"res Begünstigung, noch durch
^ Beschränkung willkürlich industrielle Unternehmungen hervorzurufen, dagegen, die
aus sich selbst entstehenden kräftig und nachhaltig zu fordern. Diesem Grundsatze
widerspricht es ganz entschieden, daß ein Unternehme", wie die Berliner Gewerbe¬
halle, nun schon längere Zeit besteht, ohne daß diese Association von Seiten des
Staats Berücksichtigung gefunden.

Die Gcwerbchalle ist in einem sehr geräumigen und glänzenden Local, i"
einer der schönsten Gegenden Berlins (Jägerstraße) als el" ausgedehntes ge¬
meinsames Verkaufsmagazin sämmtlicher Berliner Gewerbe begründet worden, ist
dem Publicum zum Besuche, wie zum Kauf den ganze" Tag über geöffnet, und
enthält Erzeugnisse aus alle" Zweigen der gewerblichen Productiv". Da sind
vertreten: Buchbinder, Drechsler, Gold- und Silberarbeiter, Gürtlee, Glaser
und Glasschleifer, Hutmacher, Klempner, Korbmacher, Kürschner, Kupferschmiede,
Lackirer, Porzellan- und Rouleaux-Maler, Nadler, Posamentierer, Riemer, Schlos¬
ser, Schuhmacher, Herren- ""d Damenschneider, Seide- und Sammetivirker,
Tischler, Tapezierer, Uhrmacher, Vergolder, Weber, Zinngießer, Zengschmiede;
da finden wir ferner Erzeugnisse der Galvanoplastik, der Ciseleure, Graveure,
Leder-Galanteriearbeiter, Stciupapparbeitcr, Bildhauer u. s. w.

Die Gewerbehalle hat zunächst die Bestimmung, dem unbemittelten Gewerbe¬
treibenden eine Gelegenheit zu directer und reeller Verwerthung ihrer Arbeite"
M bieten, sie aus ihrer Isolirtheit in den allgemeinen Strom des Verkehrs hin¬
auszuführen, und solche gelungene und preiswürdige Arbeiten, welche vielleicht bei
dem Verfertiger aller Beachtung entbehren würden, vor die Augen des Publicums


setzter Förderung der im Volke vorhandenen industriellen Regsamkeit, der Associa¬
tion eine ganz besondere Aufmerksamkeit zugewendet. Schon wurden die Alter-
versorguugs-Anstalten, durch welche der Einzahler, bei mäßigen Beiträgen, sich
gegen das Elend im Alter und den Maugel durch Arbeitsunfähigkeit sicher» kann,
durch ein Gesetz begründet, und unter die Garantie des Staates gestellt. El»
Plan zur Bildung von Gesellschaften zur gegenseitige» Unterstützung reiht sich
daran. Vergleiche» Attstalte» darf der Staat i» das Lebe» rufen, ohne beein¬
trächtigend in die Freiheit der Gewerbe einzugreifen, und es ist Nichts thörichter,
als aus Furcht vor socialistische» Theorie», oder aus Haß gegen dieselben, das
wirklich Praktische der Association, das immer zugleich im wahren Sinne conser-
vativ ist, von der Hand zu weisen. Was das Schutzzollsystem betrifft, in welches
Belgien zum Theil nach dem Vorbilde Frankreichs sich eingemauert hat, so wird
dasselbe allmählich durch die zwingende Gewalt des Völkerverkehrs auf sei» natür¬
liches Maß, auf eine consequente Förderung der im Inlande lebensfähigen und
selbstständigen Gewerbe zurückgeführt werden. Ueberfüllung mit einer die Con-
currenz des Weltverkehrs scheuenden Fabrikindustrie ist keinem Lande zuträglich.
Je schwieriger die Unterscheidungen in dieser Hinsicht für den Staatsmann sei»
möge», um so zweckmäßiger dürfte es sei», weder d»res Begünstigung, noch durch
^ Beschränkung willkürlich industrielle Unternehmungen hervorzurufen, dagegen, die
aus sich selbst entstehenden kräftig und nachhaltig zu fordern. Diesem Grundsatze
widerspricht es ganz entschieden, daß ein Unternehme», wie die Berliner Gewerbe¬
halle, nun schon längere Zeit besteht, ohne daß diese Association von Seiten des
Staats Berücksichtigung gefunden.

Die Gcwerbchalle ist in einem sehr geräumigen und glänzenden Local, i»
einer der schönsten Gegenden Berlins (Jägerstraße) als el» ausgedehntes ge¬
meinsames Verkaufsmagazin sämmtlicher Berliner Gewerbe begründet worden, ist
dem Publicum zum Besuche, wie zum Kauf den ganze» Tag über geöffnet, und
enthält Erzeugnisse aus alle» Zweigen der gewerblichen Productiv». Da sind
vertreten: Buchbinder, Drechsler, Gold- und Silberarbeiter, Gürtlee, Glaser
und Glasschleifer, Hutmacher, Klempner, Korbmacher, Kürschner, Kupferschmiede,
Lackirer, Porzellan- und Rouleaux-Maler, Nadler, Posamentierer, Riemer, Schlos¬
ser, Schuhmacher, Herren- »»d Damenschneider, Seide- und Sammetivirker,
Tischler, Tapezierer, Uhrmacher, Vergolder, Weber, Zinngießer, Zengschmiede;
da finden wir ferner Erzeugnisse der Galvanoplastik, der Ciseleure, Graveure,
Leder-Galanteriearbeiter, Stciupapparbeitcr, Bildhauer u. s. w.

Die Gewerbehalle hat zunächst die Bestimmung, dem unbemittelten Gewerbe¬
treibenden eine Gelegenheit zu directer und reeller Verwerthung ihrer Arbeite»
M bieten, sie aus ihrer Isolirtheit in den allgemeinen Strom des Verkehrs hin¬
auszuführen, und solche gelungene und preiswürdige Arbeiten, welche vielleicht bei
dem Verfertiger aller Beachtung entbehren würden, vor die Augen des Publicums


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280086/295>, abgerufen am 14.06.2024.