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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. III. Band.

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Feldmarschall, so wie auf die Flüche gegen diesen oder jenen Feind des Hauses Habs¬
burg sein großes Gewicht legen, obgleich sie zuweilen zu einer Art von Poesie führen,
wie die in folgender Strophe:

5et) will auch nicht von der Ehrfurcht reden, die der Dichter gegen die Kroaten em-I
psindet:

Ich will, wie gesagt, diese Kroatische Hand der Liebe nicht genauer ansehen ich will
auch die Schmähungen gegen das Parlament bei Seite lassen, ich will selbst das Ent¬
zücken, in welches der Dichter über einen Orden ausbricht, durch Nichts weiter anfech¬
ten, als daß ich es hier abdrucken lasse, wobei man mir aber erlauben möge, der Rau.n-
crsparniß wegen die Rhythmen in der Form von Streckversen zu geben. Der Dithy¬
rambus hat den Titel: Das Marien-Thcresienkreuz, und lautet folgendermaßen:
..Erinnernngsdenkmal der glorreichsten Franc, die je saß zu Throne; du Anfang und
Ende soldatischen Strebens, allerheiligstes Zeichen heroischer Geltung -- Manen-The-
"sienkrcuz! Still hält der Krieger, sieht er Dich strahlen, hochklopfenden Herzens, durch¬
geistigt, sehnend, die Seele voll Ehrfurcht: als zöge der Priester, den Heiland weisend,
"'it goldner Monstranzc und Glockengeläute segnend vorüber! -- Ich aber breite in
tiefem Sinnen weitaus die Arme zum leuchtenden Himmel, und preise die Helden, die
Zweifach beglückten, so Dich errungen: denn ihnen waren gerecht dre Menschen und
gnädig die Götter!" -- Ich will ferner das Schlnßgedicht aus den Kaiser Franz ^oseph,
i" welchem von Diesem nicht nur gesagt wird, daß er von Gott erkoren sei, das fluch-
vcrschworcnc Gezücht, die. Brut des Bösen, zu Boden zu schlagen, sondern auch die
Heldenthaten des jungen Kaisers in Italien und Ungarn mit der Ausführlichkeit
""es Augenzeugen besprochen werden, als einen Ausfluß realistischer Begeisterung
gelten lassen: -- allein meine Nachsicht hört auf. wenn auch die heilige Kirche zu
Gunsten dieser royalistischen Gesinnung profanirt wird. Das geschieht in einem Gedicht,
verschrieben: Der Lorbeerkranz. Der Feldmarschall Nadchky sitzt des Nachts in seinem
Zelt, da tritt "eine fremde Dame" herein, und warnt ihn vor einem Lorbeerkranz, der ihm
nächstens überreicht werden würde, es stecke ein Welsche Tücke dahinter. Und u> der That
kommt auch den folgenden Tag eine Gesandtschaft aus Mailand, die ihm einen goldnen^or.
l'eerkranz überreicht. Der Marschall examinirt sie scharf: "Und die Heuchler auf den
Knien weinend, heulend einbekannten, daß Verrath nnr ihr Bemühen. Menchlcr sie nach
Mailand sandten; denn in jenem Kranze hingen teuflisch klug verborgne Klingen." -
Den andern Abend tritt jene fremde Dame wieder herein, weigert sich, ihren Namen zu
""'nen. nimmt aber eine goldne Kette an. die ihr der Marschall als Ehrengeschenk
"'erreicht, und verspricht, ihn wiederzusehen. Den andern Morgen betet der Marschall
einer Kapelle. Wie er zu dem Bilde der Mutter Gottes aussieht, vor dem er kniet,wen erkennt er in derselbe"? Niemand anders, als jene Fremde, und zur vollkommenen^glaubigung hängt ihr noch die Kette um den Hals, die er ihr vorige Nacht ver-


Feldmarschall, so wie auf die Flüche gegen diesen oder jenen Feind des Hauses Habs¬
burg sein großes Gewicht legen, obgleich sie zuweilen zu einer Art von Poesie führen,
wie die in folgender Strophe:

5et) will auch nicht von der Ehrfurcht reden, die der Dichter gegen die Kroaten em-I
psindet:

Ich will, wie gesagt, diese Kroatische Hand der Liebe nicht genauer ansehen ich will
auch die Schmähungen gegen das Parlament bei Seite lassen, ich will selbst das Ent¬
zücken, in welches der Dichter über einen Orden ausbricht, durch Nichts weiter anfech¬
ten, als daß ich es hier abdrucken lasse, wobei man mir aber erlauben möge, der Rau.n-
crsparniß wegen die Rhythmen in der Form von Streckversen zu geben. Der Dithy¬
rambus hat den Titel: Das Marien-Thcresienkreuz, und lautet folgendermaßen:
..Erinnernngsdenkmal der glorreichsten Franc, die je saß zu Throne; du Anfang und
Ende soldatischen Strebens, allerheiligstes Zeichen heroischer Geltung — Manen-The-
«sienkrcuz! Still hält der Krieger, sieht er Dich strahlen, hochklopfenden Herzens, durch¬
geistigt, sehnend, die Seele voll Ehrfurcht: als zöge der Priester, den Heiland weisend,
"'it goldner Monstranzc und Glockengeläute segnend vorüber! — Ich aber breite in
tiefem Sinnen weitaus die Arme zum leuchtenden Himmel, und preise die Helden, die
Zweifach beglückten, so Dich errungen: denn ihnen waren gerecht dre Menschen und
gnädig die Götter!" — Ich will ferner das Schlnßgedicht aus den Kaiser Franz ^oseph,
i» welchem von Diesem nicht nur gesagt wird, daß er von Gott erkoren sei, das fluch-
vcrschworcnc Gezücht, die. Brut des Bösen, zu Boden zu schlagen, sondern auch die
Heldenthaten des jungen Kaisers in Italien und Ungarn mit der Ausführlichkeit
""es Augenzeugen besprochen werden, als einen Ausfluß realistischer Begeisterung
gelten lassen: — allein meine Nachsicht hört auf. wenn auch die heilige Kirche zu
Gunsten dieser royalistischen Gesinnung profanirt wird. Das geschieht in einem Gedicht,
verschrieben: Der Lorbeerkranz. Der Feldmarschall Nadchky sitzt des Nachts in seinem
Zelt, da tritt „eine fremde Dame" herein, und warnt ihn vor einem Lorbeerkranz, der ihm
nächstens überreicht werden würde, es stecke ein Welsche Tücke dahinter. Und u> der That
kommt auch den folgenden Tag eine Gesandtschaft aus Mailand, die ihm einen goldnen^or.
l'eerkranz überreicht. Der Marschall examinirt sie scharf: „Und die Heuchler auf den
Knien weinend, heulend einbekannten, daß Verrath nnr ihr Bemühen. Menchlcr sie nach
Mailand sandten; denn in jenem Kranze hingen teuflisch klug verborgne Klingen." -
Den andern Abend tritt jene fremde Dame wieder herein, weigert sich, ihren Namen zu
""'nen. nimmt aber eine goldne Kette an. die ihr der Marschall als Ehrengeschenk
"'erreicht, und verspricht, ihn wiederzusehen. Den andern Morgen betet der Marschall
einer Kapelle. Wie er zu dem Bilde der Mutter Gottes aussieht, vor dem er kniet,wen erkennt er in derselbe»? Niemand anders, als jene Fremde, und zur vollkommenen^glaubigung hängt ihr noch die Kette um den Hals, die er ihr vorige Nacht ver-


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[0519] Feldmarschall, so wie auf die Flüche gegen diesen oder jenen Feind des Hauses Habs¬ burg sein großes Gewicht legen, obgleich sie zuweilen zu einer Art von Poesie führen, wie die in folgender Strophe: 5et) will auch nicht von der Ehrfurcht reden, die der Dichter gegen die Kroaten em-I psindet: Ich will, wie gesagt, diese Kroatische Hand der Liebe nicht genauer ansehen ich will auch die Schmähungen gegen das Parlament bei Seite lassen, ich will selbst das Ent¬ zücken, in welches der Dichter über einen Orden ausbricht, durch Nichts weiter anfech¬ ten, als daß ich es hier abdrucken lasse, wobei man mir aber erlauben möge, der Rau.n- crsparniß wegen die Rhythmen in der Form von Streckversen zu geben. Der Dithy¬ rambus hat den Titel: Das Marien-Thcresienkreuz, und lautet folgendermaßen: ..Erinnernngsdenkmal der glorreichsten Franc, die je saß zu Throne; du Anfang und Ende soldatischen Strebens, allerheiligstes Zeichen heroischer Geltung — Manen-The- «sienkrcuz! Still hält der Krieger, sieht er Dich strahlen, hochklopfenden Herzens, durch¬ geistigt, sehnend, die Seele voll Ehrfurcht: als zöge der Priester, den Heiland weisend, "'it goldner Monstranzc und Glockengeläute segnend vorüber! — Ich aber breite in tiefem Sinnen weitaus die Arme zum leuchtenden Himmel, und preise die Helden, die Zweifach beglückten, so Dich errungen: denn ihnen waren gerecht dre Menschen und gnädig die Götter!" — Ich will ferner das Schlnßgedicht aus den Kaiser Franz ^oseph, i» welchem von Diesem nicht nur gesagt wird, daß er von Gott erkoren sei, das fluch- vcrschworcnc Gezücht, die. Brut des Bösen, zu Boden zu schlagen, sondern auch die Heldenthaten des jungen Kaisers in Italien und Ungarn mit der Ausführlichkeit ""es Augenzeugen besprochen werden, als einen Ausfluß realistischer Begeisterung gelten lassen: — allein meine Nachsicht hört auf. wenn auch die heilige Kirche zu Gunsten dieser royalistischen Gesinnung profanirt wird. Das geschieht in einem Gedicht, verschrieben: Der Lorbeerkranz. Der Feldmarschall Nadchky sitzt des Nachts in seinem Zelt, da tritt „eine fremde Dame" herein, und warnt ihn vor einem Lorbeerkranz, der ihm nächstens überreicht werden würde, es stecke ein Welsche Tücke dahinter. Und u> der That kommt auch den folgenden Tag eine Gesandtschaft aus Mailand, die ihm einen goldnen^or. l'eerkranz überreicht. Der Marschall examinirt sie scharf: „Und die Heuchler auf den Knien weinend, heulend einbekannten, daß Verrath nnr ihr Bemühen. Menchlcr sie nach Mailand sandten; denn in jenem Kranze hingen teuflisch klug verborgne Klingen." - Den andern Abend tritt jene fremde Dame wieder herein, weigert sich, ihren Namen zu ""'nen. nimmt aber eine goldne Kette an. die ihr der Marschall als Ehrengeschenk "'erreicht, und verspricht, ihn wiederzusehen. Den andern Morgen betet der Marschall einer Kapelle. Wie er zu dem Bilde der Mutter Gottes aussieht, vor dem er kniet,wen erkennt er in derselbe»? Niemand anders, als jene Fremde, und zur vollkommenen^glaubigung hängt ihr noch die Kette um den Hals, die er ihr vorige Nacht ver-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280086/519>, abgerufen am 16.06.2024.