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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band.

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Die Officiere der Fremdenlegion sind größtentheils geborene Franzosen, doch
trifft man auch mehrere Deutsche, Polen und Italiener nnter Denselben an. Das
Leben im Feldlager und gegen den Feind lockt Französische Officiere so sehr,
daß sie sich von anderen Regimentern zu der Legion versetzen lassen. Auch ist
das Avancement hier stets gut, da Strapazen, ungesundes Klima, Säbel und
Kugel fortwährend unter dem Officiercorps der Legion aufräume", und stets frischen
Ersatz nöthig machen. Die Nichtfranzosen nnter den Officieren sind größtenrheils
Ah gemeine Soldaten in die Legion eingetreten, und haben sich durch Tüchtigkeit,
Muth und Auszeichnung im Felde ihre Epauletts ost schwer genug erkauft. Ein
elegantes Officiercorps, welches auf einem Deutschen Hvfball sehr gefallen könnte,
ist das ^der Fremdenlegion durchaus nicht, ein seetüchtiges, durch und durch er¬
probtes aber ganz gewiß. Wer nicht Haare vollauf auf den Zähnen hat, der
paßt nicht zum Officier in der Fremdenlegion. Scharfe Führung, strenge Zucht
und gutes Beispiel, sonst ist es mit ihrem Ansehen bald vorbei. Daß übrigens
manche Derselben den Becher oder die Würfel mehr als gut ist lieben, ist nicht
ZU läugnen. Anet ermangeln viele reiner Sitten und wissenschaftlicher Ausbildung,
obgleich wieder andere Officiere in der Legion dienen, die in jedem Officiercorps
einer Dentschen Macht hierin ihre Stelle vollkommen ausfüllen würden.

Die größere Hälfte aller Soldaten der Legion besteht aus Dentschen. Es
Mbt keine unsrer 32 verschiedenen Deutschen Regierungen, bis zu der des Fürsten¬
tums Neuß-Schleiz, die hier nicht mehrere ihrer früheren Unterthanen antreffen
könnte. Haben wir armen Dentschen doch von jeher das traurige Privilegium
gehabt, daß vorzugsweise viele von uns in ganz fremden Kämpfen und Ländern
^r Blut vergossen. . Vorzugsweise stark ist das Frankreich zunächst liegende Süd-
^utsiMtto vertreten, besonders Baden, Nheiuprcnßcn, Rheinbayern und Würt¬
temberg, verhältnißmäßig weniger die kleinen Norddeutschen Staaten. Nächst
^entschlimd liefert die Schweiz ein sehr starkes Contingent; ein ungemein schwa¬
ches in Verhältniß seiner Einwohnerzahl aber England. Polen, und in letzterer
^eit Ungarn und die Italienischen Staaten, sind sehr stark vertreten, Spanien
^er, das kurz nach Beendigung der Bürgerkriege ein starkes Contingent von
ehemaligen carlistischen Soldaten lieferte, jetzt nur "och schwach. Die Spanier
"ud Italiener, die sich im Ganzen durch bessere Moralität auszeichnen sollen,
und vorzugsweise in einem Bataillon vereinigt. Belgier, besonders. Wallonen,
lud zahlreich, bedeutend weniger aber Holländer, Schweden, Dänen, Norweger
u"d Russen, obgleich sie auch vertreten siud. Geborene Franzosen, die sich aus
^'gerd einem Grunde in der Legion haben anwerben lassen, sind auch nicht wenig,
esonders auch in den Unterofficiersgraden.

Das Einvernehmen der Legion mit den übrigen Französischen National-
egnnentern in Algerien ist nicht sonderlich gut; wenn sie auch die Kriegstüchtig-
^ der Legion ost rühmend anerkennen, so halten sich doch die Französischen


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Die Officiere der Fremdenlegion sind größtentheils geborene Franzosen, doch
trifft man auch mehrere Deutsche, Polen und Italiener nnter Denselben an. Das
Leben im Feldlager und gegen den Feind lockt Französische Officiere so sehr,
daß sie sich von anderen Regimentern zu der Legion versetzen lassen. Auch ist
das Avancement hier stets gut, da Strapazen, ungesundes Klima, Säbel und
Kugel fortwährend unter dem Officiercorps der Legion aufräume», und stets frischen
Ersatz nöthig machen. Die Nichtfranzosen nnter den Officieren sind größtenrheils
Ah gemeine Soldaten in die Legion eingetreten, und haben sich durch Tüchtigkeit,
Muth und Auszeichnung im Felde ihre Epauletts ost schwer genug erkauft. Ein
elegantes Officiercorps, welches auf einem Deutschen Hvfball sehr gefallen könnte,
ist das ^der Fremdenlegion durchaus nicht, ein seetüchtiges, durch und durch er¬
probtes aber ganz gewiß. Wer nicht Haare vollauf auf den Zähnen hat, der
paßt nicht zum Officier in der Fremdenlegion. Scharfe Führung, strenge Zucht
und gutes Beispiel, sonst ist es mit ihrem Ansehen bald vorbei. Daß übrigens
manche Derselben den Becher oder die Würfel mehr als gut ist lieben, ist nicht
ZU läugnen. Anet ermangeln viele reiner Sitten und wissenschaftlicher Ausbildung,
obgleich wieder andere Officiere in der Legion dienen, die in jedem Officiercorps
einer Dentschen Macht hierin ihre Stelle vollkommen ausfüllen würden.

Die größere Hälfte aller Soldaten der Legion besteht aus Dentschen. Es
Mbt keine unsrer 32 verschiedenen Deutschen Regierungen, bis zu der des Fürsten¬
tums Neuß-Schleiz, die hier nicht mehrere ihrer früheren Unterthanen antreffen
könnte. Haben wir armen Dentschen doch von jeher das traurige Privilegium
gehabt, daß vorzugsweise viele von uns in ganz fremden Kämpfen und Ländern
^r Blut vergossen. . Vorzugsweise stark ist das Frankreich zunächst liegende Süd-
^utsiMtto vertreten, besonders Baden, Nheiuprcnßcn, Rheinbayern und Würt¬
temberg, verhältnißmäßig weniger die kleinen Norddeutschen Staaten. Nächst
^entschlimd liefert die Schweiz ein sehr starkes Contingent; ein ungemein schwa¬
ches in Verhältniß seiner Einwohnerzahl aber England. Polen, und in letzterer
^eit Ungarn und die Italienischen Staaten, sind sehr stark vertreten, Spanien
^er, das kurz nach Beendigung der Bürgerkriege ein starkes Contingent von
ehemaligen carlistischen Soldaten lieferte, jetzt nur »och schwach. Die Spanier
"ud Italiener, die sich im Ganzen durch bessere Moralität auszeichnen sollen,
und vorzugsweise in einem Bataillon vereinigt. Belgier, besonders. Wallonen,
lud zahlreich, bedeutend weniger aber Holländer, Schweden, Dänen, Norweger
u»d Russen, obgleich sie auch vertreten siud. Geborene Franzosen, die sich aus
^'gerd einem Grunde in der Legion haben anwerben lassen, sind auch nicht wenig,
esonders auch in den Unterofficiersgraden.

Das Einvernehmen der Legion mit den übrigen Französischen National-
egnnentern in Algerien ist nicht sonderlich gut; wenn sie auch die Kriegstüchtig-
^ der Legion ost rühmend anerkennen, so halten sich doch die Französischen


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[0119] Die Officiere der Fremdenlegion sind größtentheils geborene Franzosen, doch trifft man auch mehrere Deutsche, Polen und Italiener nnter Denselben an. Das Leben im Feldlager und gegen den Feind lockt Französische Officiere so sehr, daß sie sich von anderen Regimentern zu der Legion versetzen lassen. Auch ist das Avancement hier stets gut, da Strapazen, ungesundes Klima, Säbel und Kugel fortwährend unter dem Officiercorps der Legion aufräume», und stets frischen Ersatz nöthig machen. Die Nichtfranzosen nnter den Officieren sind größtenrheils Ah gemeine Soldaten in die Legion eingetreten, und haben sich durch Tüchtigkeit, Muth und Auszeichnung im Felde ihre Epauletts ost schwer genug erkauft. Ein elegantes Officiercorps, welches auf einem Deutschen Hvfball sehr gefallen könnte, ist das ^der Fremdenlegion durchaus nicht, ein seetüchtiges, durch und durch er¬ probtes aber ganz gewiß. Wer nicht Haare vollauf auf den Zähnen hat, der paßt nicht zum Officier in der Fremdenlegion. Scharfe Führung, strenge Zucht und gutes Beispiel, sonst ist es mit ihrem Ansehen bald vorbei. Daß übrigens manche Derselben den Becher oder die Würfel mehr als gut ist lieben, ist nicht ZU läugnen. Anet ermangeln viele reiner Sitten und wissenschaftlicher Ausbildung, obgleich wieder andere Officiere in der Legion dienen, die in jedem Officiercorps einer Dentschen Macht hierin ihre Stelle vollkommen ausfüllen würden. Die größere Hälfte aller Soldaten der Legion besteht aus Dentschen. Es Mbt keine unsrer 32 verschiedenen Deutschen Regierungen, bis zu der des Fürsten¬ tums Neuß-Schleiz, die hier nicht mehrere ihrer früheren Unterthanen antreffen könnte. Haben wir armen Dentschen doch von jeher das traurige Privilegium gehabt, daß vorzugsweise viele von uns in ganz fremden Kämpfen und Ländern ^r Blut vergossen. . Vorzugsweise stark ist das Frankreich zunächst liegende Süd- ^utsiMtto vertreten, besonders Baden, Nheiuprcnßcn, Rheinbayern und Würt¬ temberg, verhältnißmäßig weniger die kleinen Norddeutschen Staaten. Nächst ^entschlimd liefert die Schweiz ein sehr starkes Contingent; ein ungemein schwa¬ ches in Verhältniß seiner Einwohnerzahl aber England. Polen, und in letzterer ^eit Ungarn und die Italienischen Staaten, sind sehr stark vertreten, Spanien ^er, das kurz nach Beendigung der Bürgerkriege ein starkes Contingent von ehemaligen carlistischen Soldaten lieferte, jetzt nur »och schwach. Die Spanier "ud Italiener, die sich im Ganzen durch bessere Moralität auszeichnen sollen, und vorzugsweise in einem Bataillon vereinigt. Belgier, besonders. Wallonen, lud zahlreich, bedeutend weniger aber Holländer, Schweden, Dänen, Norweger u»d Russen, obgleich sie auch vertreten siud. Geborene Franzosen, die sich aus ^'gerd einem Grunde in der Legion haben anwerben lassen, sind auch nicht wenig, esonders auch in den Unterofficiersgraden. Das Einvernehmen der Legion mit den übrigen Französischen National- egnnentern in Algerien ist nicht sonderlich gut; wenn sie auch die Kriegstüchtig- ^ der Legion ost rühmend anerkennen, so halten sich doch die Französischen -U>*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_280616/119>, abgerufen am 27.05.2024.