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Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. I. Band.

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Georg Büchner.
Nachgelassene Schriften von G. Büchner. Frankfurt a. M., Sauerlander.

Im Jahr 1835 erschien von dem noch unbekannten Dichter ein Trauerspiel:
Danton's Tod. Gutzkow führte dasselbe durch eine höchst günstige Recension ein,
und das junge Deutschland wetteiferte, in ihm den Propheten eiuer neuen Zeit
zu verkünden. Der frühzeitige Tod Büchner's in Zürich, im Februar 1837, in
Folge eines Nerveusiebers, schnitt diese Hoffnungen ab. Er ist seitdem fast ver¬
gessen, die gegenwärtige Ausgabe seiner Werke macht aber mit Recht wieder auf
ihn aufmerksam. Wir sehen nicht allein ein wirkliches, sehr bedeutendes Talent
vor uus, soudern anch einen ganz eigenthümlichen Charakter, der als Typus der
Zeit eine nähere Würdigung verdient.

Büchner ist 1813 in Darmstadt geboren, studirte seit 1831 in Straßburg
Naturwissenschaften, verlobte sich daselbst, ließ sich 183-4 als Student in Gießen
in demagogische Umtriebe ein, wurde flüchtig (März 1835, gerade als er sein
Stück an Gutzkow geschickt hatte), setzte in Straßburg seiue Studien fort, nud
habilitirte sich im October 1836 als Privatdocent in Zürich. Das sein einfaches
Leben, in welchem doch der Keim zu einer kleinen Tragödie liegt.

Wir beginnen mit seiner literarischen Thätigkeit.

Außer "Danton's Tod" enthält die Sammlung: Leonce nud Lena,
ein Lustspiel; Lenz, ein Novellcufragmenr, verschiedene Briefe nud biographische



^) ES ist immer zweckmäßig, sich bei feinden Gelegenheiten von Zeit zu Zeit den chro¬
nologischen Zusammenhang einer bestimmten literarischen Richtung inS Gedächtniß zu rufen.
-- Es erschienen: Leop. Schefer'S Novellen 1825 -- Heine's Reisebilder; Immermann'S
Cardenio und Celinde 1826; Victor Hugo'ö Cronuvell 1827; Lenz's Schriften, herausgegeben
von Tieck 1823,- Kerner'S Seherin von Prevorst; Grabbc'ö Faust und Don Juan 1829;
B'orne'S Briefe aus Paris 183?; Gutzkow'ö Mahaguru 1833; Wienbarg'ö ästhetische Feld¬
züge 1834; Gutzkow'S Wally und Nero; Mundt's Madonna 1835; Lenau'ö Faust, Immer-
mann'S Epigonen I83V; Immermann'ö Münchhausen; Gutzkoiv'ö Blasedotv 1838.
Grenzboten. I. 1851. 16
Georg Büchner.
Nachgelassene Schriften von G. Büchner. Frankfurt a. M., Sauerlander.

Im Jahr 1835 erschien von dem noch unbekannten Dichter ein Trauerspiel:
Danton's Tod. Gutzkow führte dasselbe durch eine höchst günstige Recension ein,
und das junge Deutschland wetteiferte, in ihm den Propheten eiuer neuen Zeit
zu verkünden. Der frühzeitige Tod Büchner's in Zürich, im Februar 1837, in
Folge eines Nerveusiebers, schnitt diese Hoffnungen ab. Er ist seitdem fast ver¬
gessen, die gegenwärtige Ausgabe seiner Werke macht aber mit Recht wieder auf
ihn aufmerksam. Wir sehen nicht allein ein wirkliches, sehr bedeutendes Talent
vor uus, soudern anch einen ganz eigenthümlichen Charakter, der als Typus der
Zeit eine nähere Würdigung verdient.

Büchner ist 1813 in Darmstadt geboren, studirte seit 1831 in Straßburg
Naturwissenschaften, verlobte sich daselbst, ließ sich 183-4 als Student in Gießen
in demagogische Umtriebe ein, wurde flüchtig (März 1835, gerade als er sein
Stück an Gutzkow geschickt hatte), setzte in Straßburg seiue Studien fort, nud
habilitirte sich im October 1836 als Privatdocent in Zürich. Das sein einfaches
Leben, in welchem doch der Keim zu einer kleinen Tragödie liegt.

Wir beginnen mit seiner literarischen Thätigkeit.

Außer „Danton's Tod" enthält die Sammlung: Leonce nud Lena,
ein Lustspiel; Lenz, ein Novellcufragmenr, verschiedene Briefe nud biographische



^) ES ist immer zweckmäßig, sich bei feinden Gelegenheiten von Zeit zu Zeit den chro¬
nologischen Zusammenhang einer bestimmten literarischen Richtung inS Gedächtniß zu rufen.
— Es erschienen: Leop. Schefer'S Novellen 1825 — Heine's Reisebilder; Immermann'S
Cardenio und Celinde 1826; Victor Hugo'ö Cronuvell 1827; Lenz's Schriften, herausgegeben
von Tieck 1823,- Kerner'S Seherin von Prevorst; Grabbc'ö Faust und Don Juan 1829;
B'orne'S Briefe aus Paris 183?; Gutzkow'ö Mahaguru 1833; Wienbarg'ö ästhetische Feld¬
züge 1834; Gutzkow'S Wally und Nero; Mundt's Madonna 1835; Lenau'ö Faust, Immer-
mann'S Epigonen I83V; Immermann'ö Münchhausen; Gutzkoiv'ö Blasedotv 1838.
Grenzboten. I. 1851. 16
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[0133] Georg Büchner. Nachgelassene Schriften von G. Büchner. Frankfurt a. M., Sauerlander. Im Jahr 1835 erschien von dem noch unbekannten Dichter ein Trauerspiel: Danton's Tod. Gutzkow führte dasselbe durch eine höchst günstige Recension ein, und das junge Deutschland wetteiferte, in ihm den Propheten eiuer neuen Zeit zu verkünden. Der frühzeitige Tod Büchner's in Zürich, im Februar 1837, in Folge eines Nerveusiebers, schnitt diese Hoffnungen ab. Er ist seitdem fast ver¬ gessen, die gegenwärtige Ausgabe seiner Werke macht aber mit Recht wieder auf ihn aufmerksam. Wir sehen nicht allein ein wirkliches, sehr bedeutendes Talent vor uus, soudern anch einen ganz eigenthümlichen Charakter, der als Typus der Zeit eine nähere Würdigung verdient. Büchner ist 1813 in Darmstadt geboren, studirte seit 1831 in Straßburg Naturwissenschaften, verlobte sich daselbst, ließ sich 183-4 als Student in Gießen in demagogische Umtriebe ein, wurde flüchtig (März 1835, gerade als er sein Stück an Gutzkow geschickt hatte), setzte in Straßburg seiue Studien fort, nud habilitirte sich im October 1836 als Privatdocent in Zürich. Das sein einfaches Leben, in welchem doch der Keim zu einer kleinen Tragödie liegt. Wir beginnen mit seiner literarischen Thätigkeit. Außer „Danton's Tod" enthält die Sammlung: Leonce nud Lena, ein Lustspiel; Lenz, ein Novellcufragmenr, verschiedene Briefe nud biographische ^) ES ist immer zweckmäßig, sich bei feinden Gelegenheiten von Zeit zu Zeit den chro¬ nologischen Zusammenhang einer bestimmten literarischen Richtung inS Gedächtniß zu rufen. — Es erschienen: Leop. Schefer'S Novellen 1825 — Heine's Reisebilder; Immermann'S Cardenio und Celinde 1826; Victor Hugo'ö Cronuvell 1827; Lenz's Schriften, herausgegeben von Tieck 1823,- Kerner'S Seherin von Prevorst; Grabbc'ö Faust und Don Juan 1829; B'orne'S Briefe aus Paris 183?; Gutzkow'ö Mahaguru 1833; Wienbarg'ö ästhetische Feld¬ züge 1834; Gutzkow'S Wally und Nero; Mundt's Madonna 1835; Lenau'ö Faust, Immer- mann'S Epigonen I83V; Immermann'ö Münchhausen; Gutzkoiv'ö Blasedotv 1838. Grenzboten. I. 1851. 16

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 10, 1851, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341570_345606/133>, abgerufen am 15.06.2024.