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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band.

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verstärkend. Nach dieser lustigen Avantgarde kam die Gefeierte selbst. Ein
Maulesel, mit Bändern, purpurnen Granatblumen und weißen Orangeblüthen ge¬
schmückt,, hatte die Ehre, dieselbe zu tragen; zwei Soldaten der Escorte von
Constantine her, die Büchse mit dem blanken Haubayonnet über die Schulter ge¬
hängt, geleiteten das Thier. Als Haudwerkszeichen der Marketenderin hingen vorn
an beiden Seiten des Maulesels zwei kleine Fäßchen mit Wein und "can-äovis"
gefüllt, herab. Die übrigen Theile des ,Mu1et" waren über und ub.er mit an¬
derweitigen Beuteln und Körben voll Cigarren, Kaffee, und was sonst zum Han¬
del für die Soldaten gebraucht wird, beladen. Die dreißig Chasseurs der Es¬
corte, nnter Anführung eines Lieutenants, nebst 7--8 Karren der "ecimpaFe >ni-
Maire",, welche Proviant für die Truppen brachten, bildeten den Rest des Zuges.

Mit Jubel und lautem ,,Vlvs Ladin, vivo 1a vivancliöre" wurde die Mar¬
ketenderin von sämmtlichen Soldaten der 4 Compagnien, die hier im Bivouac
vereinigt waren, empfangen. Sogar der Commandant des Bataillons und die
Officiere waren von dem großen flammenden Bivonacfeuer, um welches wir all¬
abendlich im traulichen Kreise gesessen hatten, aufgestanden, Cadin zu begrüßen.
Das Mädchen, vom scharfen Schein der brennenden Myrthenbüsche günstig
beleuchtet, zeigte sich aus vortheilhafte Weise. Der schwarze, runde Männerhut
von Glanzleder mit breitem Rand und niederem Kopf, vorn mit der französischen
Soldatcucocarde und einigen dreifarbigen Bandschleifen verziert, saß gar keck auf
,dem dunkelbraunen Haar, das, in zwei langen Zöpfen geflochten, bis tief auf
den Rücken herabhing. Das Gesicht war nicht regelmäßig schön, aber von pi¬
kantem, keckem Ausdruck. Ein Paar nnßbranue Angen lachten mit dem heiter¬
sten Feuer, und die kleine Stumpfnase wie die een'as aufgeworfenen, rothen Lippen pa߬
ten trefflich zu dem lebenslustigen Atisdruck der Kleinen. Der Anzug bestand in
einem engen dunkelgrünen Rock, der bis an das Knie reichte, ans der Brust
mit zwei Reihen Knöpfen, wie ein Husaren-Dolman besetzt, an den Räthen und
dem Kragen und den Annanfschlägen gelb, wie die Waffenröcke der Chasseurs,
passepvilirt war, und aus weiten Männerpantalons von stahlgrauen Tuch. An einem
breiten Gürtel vou schwarzem Glanzleder, der die zierliche Taille umschloß, hing aus
der einen Seite eine kleine bunt verzierte Geldtasche von Leder, auf der andern aber
ein langes Dolchmesser in rother Maroquinscheide. Schwarze Schnürstiefeln be¬
deckten die Füßchen zierlich und proportionirt, wie die ganze Figur.

Mit raschem Schwung sprang Cadin von ihrem geduldigen Maulesel, und
meldete sich in militärischer Haltung bei dem Commandanten und dann bei dem
Capitain ihrer Compagnie als wiederhergestellt und zurückgekehrt.

".Is 8uis cirri'me cle on>N8 voir en Korne sante, (latin. Ko^e/ 1a Kien
venue", rief der Commandant artig, und reichte dem hübschen Mädchen die Hand.
Stürmischer war die Begrüßnngsscene mit mehreren Sergeanten und Chasseurs
der Compagnie, die zu den besonderen Günstlingen von Cadin gehörten. " ^1r,


verstärkend. Nach dieser lustigen Avantgarde kam die Gefeierte selbst. Ein
Maulesel, mit Bändern, purpurnen Granatblumen und weißen Orangeblüthen ge¬
schmückt,, hatte die Ehre, dieselbe zu tragen; zwei Soldaten der Escorte von
Constantine her, die Büchse mit dem blanken Haubayonnet über die Schulter ge¬
hängt, geleiteten das Thier. Als Haudwerkszeichen der Marketenderin hingen vorn
an beiden Seiten des Maulesels zwei kleine Fäßchen mit Wein und „can-äovis"
gefüllt, herab. Die übrigen Theile des ,Mu1et" waren über und ub.er mit an¬
derweitigen Beuteln und Körben voll Cigarren, Kaffee, und was sonst zum Han¬
del für die Soldaten gebraucht wird, beladen. Die dreißig Chasseurs der Es¬
corte, nnter Anführung eines Lieutenants, nebst 7—8 Karren der „ecimpaFe >ni-
Maire",, welche Proviant für die Truppen brachten, bildeten den Rest des Zuges.

Mit Jubel und lautem ,,Vlvs Ladin, vivo 1a vivancliöre" wurde die Mar¬
ketenderin von sämmtlichen Soldaten der 4 Compagnien, die hier im Bivouac
vereinigt waren, empfangen. Sogar der Commandant des Bataillons und die
Officiere waren von dem großen flammenden Bivonacfeuer, um welches wir all¬
abendlich im traulichen Kreise gesessen hatten, aufgestanden, Cadin zu begrüßen.
Das Mädchen, vom scharfen Schein der brennenden Myrthenbüsche günstig
beleuchtet, zeigte sich aus vortheilhafte Weise. Der schwarze, runde Männerhut
von Glanzleder mit breitem Rand und niederem Kopf, vorn mit der französischen
Soldatcucocarde und einigen dreifarbigen Bandschleifen verziert, saß gar keck auf
,dem dunkelbraunen Haar, das, in zwei langen Zöpfen geflochten, bis tief auf
den Rücken herabhing. Das Gesicht war nicht regelmäßig schön, aber von pi¬
kantem, keckem Ausdruck. Ein Paar nnßbranue Angen lachten mit dem heiter¬
sten Feuer, und die kleine Stumpfnase wie die een'as aufgeworfenen, rothen Lippen pa߬
ten trefflich zu dem lebenslustigen Atisdruck der Kleinen. Der Anzug bestand in
einem engen dunkelgrünen Rock, der bis an das Knie reichte, ans der Brust
mit zwei Reihen Knöpfen, wie ein Husaren-Dolman besetzt, an den Räthen und
dem Kragen und den Annanfschlägen gelb, wie die Waffenröcke der Chasseurs,
passepvilirt war, und aus weiten Männerpantalons von stahlgrauen Tuch. An einem
breiten Gürtel vou schwarzem Glanzleder, der die zierliche Taille umschloß, hing aus
der einen Seite eine kleine bunt verzierte Geldtasche von Leder, auf der andern aber
ein langes Dolchmesser in rother Maroquinscheide. Schwarze Schnürstiefeln be¬
deckten die Füßchen zierlich und proportionirt, wie die ganze Figur.

Mit raschem Schwung sprang Cadin von ihrem geduldigen Maulesel, und
meldete sich in militärischer Haltung bei dem Commandanten und dann bei dem
Capitain ihrer Compagnie als wiederhergestellt und zurückgekehrt.

„.Is 8uis cirri'me cle on>N8 voir en Korne sante, (latin. Ko^e/ 1a Kien
venue", rief der Commandant artig, und reichte dem hübschen Mädchen die Hand.
Stürmischer war die Begrüßnngsscene mit mehreren Sergeanten und Chasseurs
der Compagnie, die zu den besonderen Günstlingen von Cadin gehörten. „ ^1r,


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[0302] verstärkend. Nach dieser lustigen Avantgarde kam die Gefeierte selbst. Ein Maulesel, mit Bändern, purpurnen Granatblumen und weißen Orangeblüthen ge¬ schmückt,, hatte die Ehre, dieselbe zu tragen; zwei Soldaten der Escorte von Constantine her, die Büchse mit dem blanken Haubayonnet über die Schulter ge¬ hängt, geleiteten das Thier. Als Haudwerkszeichen der Marketenderin hingen vorn an beiden Seiten des Maulesels zwei kleine Fäßchen mit Wein und „can-äovis" gefüllt, herab. Die übrigen Theile des ,Mu1et" waren über und ub.er mit an¬ derweitigen Beuteln und Körben voll Cigarren, Kaffee, und was sonst zum Han¬ del für die Soldaten gebraucht wird, beladen. Die dreißig Chasseurs der Es¬ corte, nnter Anführung eines Lieutenants, nebst 7—8 Karren der „ecimpaFe >ni- Maire",, welche Proviant für die Truppen brachten, bildeten den Rest des Zuges. Mit Jubel und lautem ,,Vlvs Ladin, vivo 1a vivancliöre" wurde die Mar¬ ketenderin von sämmtlichen Soldaten der 4 Compagnien, die hier im Bivouac vereinigt waren, empfangen. Sogar der Commandant des Bataillons und die Officiere waren von dem großen flammenden Bivonacfeuer, um welches wir all¬ abendlich im traulichen Kreise gesessen hatten, aufgestanden, Cadin zu begrüßen. Das Mädchen, vom scharfen Schein der brennenden Myrthenbüsche günstig beleuchtet, zeigte sich aus vortheilhafte Weise. Der schwarze, runde Männerhut von Glanzleder mit breitem Rand und niederem Kopf, vorn mit der französischen Soldatcucocarde und einigen dreifarbigen Bandschleifen verziert, saß gar keck auf ,dem dunkelbraunen Haar, das, in zwei langen Zöpfen geflochten, bis tief auf den Rücken herabhing. Das Gesicht war nicht regelmäßig schön, aber von pi¬ kantem, keckem Ausdruck. Ein Paar nnßbranue Angen lachten mit dem heiter¬ sten Feuer, und die kleine Stumpfnase wie die een'as aufgeworfenen, rothen Lippen pa߬ ten trefflich zu dem lebenslustigen Atisdruck der Kleinen. Der Anzug bestand in einem engen dunkelgrünen Rock, der bis an das Knie reichte, ans der Brust mit zwei Reihen Knöpfen, wie ein Husaren-Dolman besetzt, an den Räthen und dem Kragen und den Annanfschlägen gelb, wie die Waffenröcke der Chasseurs, passepvilirt war, und aus weiten Männerpantalons von stahlgrauen Tuch. An einem breiten Gürtel vou schwarzem Glanzleder, der die zierliche Taille umschloß, hing aus der einen Seite eine kleine bunt verzierte Geldtasche von Leder, auf der andern aber ein langes Dolchmesser in rother Maroquinscheide. Schwarze Schnürstiefeln be¬ deckten die Füßchen zierlich und proportionirt, wie die ganze Figur. Mit raschem Schwung sprang Cadin von ihrem geduldigen Maulesel, und meldete sich in militärischer Haltung bei dem Commandanten und dann bei dem Capitain ihrer Compagnie als wiederhergestellt und zurückgekehrt. „.Is 8uis cirri'me cle on>N8 voir en Korne sante, (latin. Ko^e/ 1a Kien venue", rief der Commandant artig, und reichte dem hübschen Mädchen die Hand. Stürmischer war die Begrüßnngsscene mit mehreren Sergeanten und Chasseurs der Compagnie, die zu den besonderen Günstlingen von Cadin gehörten. „ ^1r,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93364/302>, abgerufen am 25.05.2024.