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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band.

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rief Einer; "Oatin, Ladin, ^6 vous äonnerai clou/v mUls daisers"> scherzte
ein Anderer, indem er sich selbstgefällig seinen kleinen Schnurrbart in die Höhe
drehte. Lachend und schäkernd wußte der Gegenstand aller dieser ungestümen
Bemerkungen denselben, auszuweichen. Hier und da durste ein besonders Be¬
günstigter einen leichten Kuß auf ihre Wange drücken, oder einen Augenblick den
Arm um die schlanke Taille legen; weiter ward Nichts gestattet. Einige gar zu
kühne Redner wurden gar schnell mit einem unwilligen ,,'I^us<z/.-ova8, ImdLoUls
que von8 etes" abgefertigt, dem wol noch ein verdrießliches "Va-t'6ki promo-
ner" eines eifersüchtigen Kameraden nachfolgte. Dieses muntere Treiben der
Chasseurs und die gewandten Coqnetterien, dnrch welche die kleine Behende mit
ihren schelmischen Angen Alle zu behandeln wußte, waren ungemein ergötzlich.

"Ich will, um die Ankunft der kleinen "Cadin", oder, wie sie eigentlich
heißt, Heloise, denn Cadin ist nnr ihr Spitzname, zu feiern, die Vioandiören
der i Compagnien, die hier im Bivouac liegen, an unser Wachtfeuer zu ei-
nem Punsch einladen", meinte der Commandant und nef la nero l^odiueau
herbei, sie höflichst bittend, daß sie und ihre Gefährtinnen ihm das Vergnügen
machen möchten, einen Becher süßen Punsch bei ihm einzunehmen.

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eoinmiZnÄaul", sagte die Alte mit artigen Knix, und versprach sich einzustellen,
sobald sie ihre Geschäfte mit den Soldaten beendet hätten.

Pierre, das unentbehrliche Factotum des Commandanten, über dessen voll¬
endete Kochkunst im ganzen Bataillon kein Zweifel bestand, erhielt nun Befehl,
einen Feldkessel mit besonders süßem Punsch sür die Damen zu bereiten, für die
Ofstciere aber die doppelte Portion der bekannten Mischung.

Der Abend war still und mild, wie in Algerien der Mai gewöhnlich ist.
Tiefdunkel lag die Nacht auf den uns rings umgebenden Bergen, und nnr mit
Mühe konnte man die düsterer sich abschattenden Formen der Felsen erkennen.
Prächtig funkelten die zahlreichen Sternbilder auf schwarzem Grunde; ihr Glanz
schien mir Heller und klarer, als in der Heimath. Blitzender noch, als die Sterne,
waren die unzähligen großen Leuchtkäfer, mit denen nah und fern alle Gebüsche
besetzt waren. Als hätte eine freigebige Hand Diamanten ans tiefgrünen Sammt¬
grund umhergestreut, so glitzerten die kleinen Thierchen ans den Sträuchern, ein
eigenthümlicher Schmuck der ganzen Scenerie, die uns umgab, den man sehr
häusig in Algerien sieht. Ein seltsamer Geruch von den vielen verbrannten
Myrthengebüschen, mit denen unsre Chasseurs ihre Bivonacfener nährten, durch¬
zog die Luft. Es roch so kirchlich, so heilig, wie in einem katholischen Got¬
teshause, wenn der Chorknabe das Weihrauchfaß schwingt. Myrthengebüsche
sind aber in manchen Theilen Algeriens so häusig, daß sie nebst den Stängeln
der Cactnsse und Aloen oft von den Truppen sür die Wachtfeuer benutzt werden.


ma potite Nignon, irion coeur druls ä'mriour xoru- vous, ocmrme vule-in^,
rief Einer; „Oatin, Ladin, ^6 vous äonnerai clou/v mUls daisers"> scherzte
ein Anderer, indem er sich selbstgefällig seinen kleinen Schnurrbart in die Höhe
drehte. Lachend und schäkernd wußte der Gegenstand aller dieser ungestümen
Bemerkungen denselben, auszuweichen. Hier und da durste ein besonders Be¬
günstigter einen leichten Kuß auf ihre Wange drücken, oder einen Augenblick den
Arm um die schlanke Taille legen; weiter ward Nichts gestattet. Einige gar zu
kühne Redner wurden gar schnell mit einem unwilligen ,,'I^us<z/.-ova8, ImdLoUls
que von8 etes" abgefertigt, dem wol noch ein verdrießliches „Va-t'6ki promo-
ner" eines eifersüchtigen Kameraden nachfolgte. Dieses muntere Treiben der
Chasseurs und die gewandten Coqnetterien, dnrch welche die kleine Behende mit
ihren schelmischen Angen Alle zu behandeln wußte, waren ungemein ergötzlich.

„Ich will, um die Ankunft der kleinen „Cadin", oder, wie sie eigentlich
heißt, Heloise, denn Cadin ist nnr ihr Spitzname, zu feiern, die Vioandiören
der i Compagnien, die hier im Bivouac liegen, an unser Wachtfeuer zu ei-
nem Punsch einladen", meinte der Commandant und nef la nero l^odiueau
herbei, sie höflichst bittend, daß sie und ihre Gefährtinnen ihm das Vergnügen
machen möchten, einen Becher süßen Punsch bei ihm einzunehmen.

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eoinmiZnÄaul", sagte die Alte mit artigen Knix, und versprach sich einzustellen,
sobald sie ihre Geschäfte mit den Soldaten beendet hätten.

Pierre, das unentbehrliche Factotum des Commandanten, über dessen voll¬
endete Kochkunst im ganzen Bataillon kein Zweifel bestand, erhielt nun Befehl,
einen Feldkessel mit besonders süßem Punsch sür die Damen zu bereiten, für die
Ofstciere aber die doppelte Portion der bekannten Mischung.

Der Abend war still und mild, wie in Algerien der Mai gewöhnlich ist.
Tiefdunkel lag die Nacht auf den uns rings umgebenden Bergen, und nnr mit
Mühe konnte man die düsterer sich abschattenden Formen der Felsen erkennen.
Prächtig funkelten die zahlreichen Sternbilder auf schwarzem Grunde; ihr Glanz
schien mir Heller und klarer, als in der Heimath. Blitzender noch, als die Sterne,
waren die unzähligen großen Leuchtkäfer, mit denen nah und fern alle Gebüsche
besetzt waren. Als hätte eine freigebige Hand Diamanten ans tiefgrünen Sammt¬
grund umhergestreut, so glitzerten die kleinen Thierchen ans den Sträuchern, ein
eigenthümlicher Schmuck der ganzen Scenerie, die uns umgab, den man sehr
häusig in Algerien sieht. Ein seltsamer Geruch von den vielen verbrannten
Myrthengebüschen, mit denen unsre Chasseurs ihre Bivonacfener nährten, durch¬
zog die Luft. Es roch so kirchlich, so heilig, wie in einem katholischen Got¬
teshause, wenn der Chorknabe das Weihrauchfaß schwingt. Myrthengebüsche
sind aber in manchen Theilen Algeriens so häusig, daß sie nebst den Stängeln
der Cactnsse und Aloen oft von den Truppen sür die Wachtfeuer benutzt werden.


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[0303] ma potite Nignon, irion coeur druls ä'mriour xoru- vous, ocmrme vule-in^, rief Einer; „Oatin, Ladin, ^6 vous äonnerai clou/v mUls daisers"> scherzte ein Anderer, indem er sich selbstgefällig seinen kleinen Schnurrbart in die Höhe drehte. Lachend und schäkernd wußte der Gegenstand aller dieser ungestümen Bemerkungen denselben, auszuweichen. Hier und da durste ein besonders Be¬ günstigter einen leichten Kuß auf ihre Wange drücken, oder einen Augenblick den Arm um die schlanke Taille legen; weiter ward Nichts gestattet. Einige gar zu kühne Redner wurden gar schnell mit einem unwilligen ,,'I^us<z/.-ova8, ImdLoUls que von8 etes" abgefertigt, dem wol noch ein verdrießliches „Va-t'6ki promo- ner" eines eifersüchtigen Kameraden nachfolgte. Dieses muntere Treiben der Chasseurs und die gewandten Coqnetterien, dnrch welche die kleine Behende mit ihren schelmischen Angen Alle zu behandeln wußte, waren ungemein ergötzlich. „Ich will, um die Ankunft der kleinen „Cadin", oder, wie sie eigentlich heißt, Heloise, denn Cadin ist nnr ihr Spitzname, zu feiern, die Vioandiören der i Compagnien, die hier im Bivouac liegen, an unser Wachtfeuer zu ei- nem Punsch einladen", meinte der Commandant und nef la nero l^odiueau herbei, sie höflichst bittend, daß sie und ihre Gefährtinnen ihm das Vergnügen machen möchten, einen Becher süßen Punsch bei ihm einzunehmen. ,,^0As 80MMLS lliMe<Z8 Ac I'lronnVnr cju,e vous diiignt:/ N0U8 lare, mori eoinmiZnÄaul", sagte die Alte mit artigen Knix, und versprach sich einzustellen, sobald sie ihre Geschäfte mit den Soldaten beendet hätten. Pierre, das unentbehrliche Factotum des Commandanten, über dessen voll¬ endete Kochkunst im ganzen Bataillon kein Zweifel bestand, erhielt nun Befehl, einen Feldkessel mit besonders süßem Punsch sür die Damen zu bereiten, für die Ofstciere aber die doppelte Portion der bekannten Mischung. Der Abend war still und mild, wie in Algerien der Mai gewöhnlich ist. Tiefdunkel lag die Nacht auf den uns rings umgebenden Bergen, und nnr mit Mühe konnte man die düsterer sich abschattenden Formen der Felsen erkennen. Prächtig funkelten die zahlreichen Sternbilder auf schwarzem Grunde; ihr Glanz schien mir Heller und klarer, als in der Heimath. Blitzender noch, als die Sterne, waren die unzähligen großen Leuchtkäfer, mit denen nah und fern alle Gebüsche besetzt waren. Als hätte eine freigebige Hand Diamanten ans tiefgrünen Sammt¬ grund umhergestreut, so glitzerten die kleinen Thierchen ans den Sträuchern, ein eigenthümlicher Schmuck der ganzen Scenerie, die uns umgab, den man sehr häusig in Algerien sieht. Ein seltsamer Geruch von den vielen verbrannten Myrthengebüschen, mit denen unsre Chasseurs ihre Bivonacfener nährten, durch¬ zog die Luft. Es roch so kirchlich, so heilig, wie in einem katholischen Got¬ teshause, wenn der Chorknabe das Weihrauchfaß schwingt. Myrthengebüsche sind aber in manchen Theilen Algeriens so häusig, daß sie nebst den Stängeln der Cactnsse und Aloen oft von den Truppen sür die Wachtfeuer benutzt werden.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93364/303>, abgerufen am 17.06.2024.