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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band.

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Jahren) fünftausend Centner und darüber verarbeitet wurden. Herrn Geiß' An¬
wendung des Zinks ist in vielen Beziehungen neu und vorher nicht geahnt,
und erforderte demnach neue Erfindungen, zu denen noch die ganz originelle Fal¬
zung der Zink-Dachziegel kommt, welche allein schon ein großes Verdienst ist."

Die dritte Aufgabe stellte Schinkel mit derselben Dringlichkeit, wie die beiden
ersten, doch war es späterer Zeit vorbehalten, sie vollständig zu lösen. Sie be¬
traf die Färbung des Zinks. Die plastische Gestaltung hatte man vollkommen
in der Gewalt, aber es fehlte die Farbe der edleren Metalle. Denn der Anstrich
und die auf Oelgrund fixirten Bronzen genügten nicht. Noch weniger gewährte
das natürliche Bleigrau des Zinks einen freundlichen Anblick. Durch unablässige
Versuche gelang es dem Erfinder, im Jahre 1839 einen Ueberzug auf Zink durch
Kupferniederschlag aus dem Kupfervitriol zu erzeugen, der den Gegenständen eine
schöne dunkle und witterungsbeständige, der Florentiner ähnliche Bronzenfarbe
gab. Dieselbe fand überall Anerkennung. Auch Schinkel sprach sich in einem
Gutachten vom Jahre 1840 dahin aus, daß diese Farbe nicht allein das Metall
gegen die, Witterung noch mehr schütze, sondern mit der Zeit auch eine schöne
grüne Palma ansetze. Allein die neuerdings auf galvanischem Wege erzeugten
Verkupfernngen, Versilberungen und Vergoldungen erregten in Herrn Geiß den
lebhaften Wunsch, den Zink auf diese Weise vollständig den edleren Metallen
ähnlich zu machen. Durch langjährige Versuche, Erfahrung und Prüfung ist es
nun gelungen, das galvanische Verfahren auch für deu Zinkguß in so umfassender
Weise zu erobern, daß die größten Figuren und Gruppen nicht allein verkupfert
und bronzirt, sondern auch vergoldet und versilbert werden können. Und zwar
beherrscht Herr Geiß uach Absicht und Willkür alle Schattirnngen dieser Metall¬
farben. Durch den sichern Schutz des unverwüstlichen Kupferüberzuges ist die
Dauerhaftigkeit der plastischen Arbeiten verbürgt und allen Ansprüchen an Schön¬
heit der Farbe genügt. Für gewisse Arten von Zimmerverzierung empfiehlt sich,
je nach den Umständen der Ausstellung, außer den galvanisch-metallischen Ueber¬
zügen, auch ein Auftrag von blendendweißen Lack, durch den Herr Geiß den
plastischen Formen ein dein feinsten Biscuit ähnliches Ansehen ertheilt. Es ist
dabei zu berücksichtigen,, daß z. B. Statuen von drei, vier und fünf Fuß Höhe
in Biscuitmasse gar nicht herzustellen sind. Die angenehme Zartheit der Ober¬
fläche an den weiß lackirten Statuen zeugt von der wohlgelungenen Mischung
des Auftrags. Doch ist dieser natürlich uicht so dauerhaft, wie der metallische
Ueberzug, und letzterer dürfte daher für die Aufstellung im Freien immer zu wäh¬
len sein. >

In einer Folge von zwanzig Heften (Zinkguß-Ornamente von M. Geiß,
Berlin bei C. G. Luderitz) habe ich die Abbildungen aller Modelle vor mir, nach
welchen die Geiß'sche Fabrik in beinahe zwanzigjähriger Wirksamkeit ihre bedeu¬
tenderen Arbeiten lieferte. Sie enthalten einen Reichthum schöner Formen sür


Jahren) fünftausend Centner und darüber verarbeitet wurden. Herrn Geiß' An¬
wendung des Zinks ist in vielen Beziehungen neu und vorher nicht geahnt,
und erforderte demnach neue Erfindungen, zu denen noch die ganz originelle Fal¬
zung der Zink-Dachziegel kommt, welche allein schon ein großes Verdienst ist."

Die dritte Aufgabe stellte Schinkel mit derselben Dringlichkeit, wie die beiden
ersten, doch war es späterer Zeit vorbehalten, sie vollständig zu lösen. Sie be¬
traf die Färbung des Zinks. Die plastische Gestaltung hatte man vollkommen
in der Gewalt, aber es fehlte die Farbe der edleren Metalle. Denn der Anstrich
und die auf Oelgrund fixirten Bronzen genügten nicht. Noch weniger gewährte
das natürliche Bleigrau des Zinks einen freundlichen Anblick. Durch unablässige
Versuche gelang es dem Erfinder, im Jahre 1839 einen Ueberzug auf Zink durch
Kupferniederschlag aus dem Kupfervitriol zu erzeugen, der den Gegenständen eine
schöne dunkle und witterungsbeständige, der Florentiner ähnliche Bronzenfarbe
gab. Dieselbe fand überall Anerkennung. Auch Schinkel sprach sich in einem
Gutachten vom Jahre 1840 dahin aus, daß diese Farbe nicht allein das Metall
gegen die, Witterung noch mehr schütze, sondern mit der Zeit auch eine schöne
grüne Palma ansetze. Allein die neuerdings auf galvanischem Wege erzeugten
Verkupfernngen, Versilberungen und Vergoldungen erregten in Herrn Geiß den
lebhaften Wunsch, den Zink auf diese Weise vollständig den edleren Metallen
ähnlich zu machen. Durch langjährige Versuche, Erfahrung und Prüfung ist es
nun gelungen, das galvanische Verfahren auch für deu Zinkguß in so umfassender
Weise zu erobern, daß die größten Figuren und Gruppen nicht allein verkupfert
und bronzirt, sondern auch vergoldet und versilbert werden können. Und zwar
beherrscht Herr Geiß uach Absicht und Willkür alle Schattirnngen dieser Metall¬
farben. Durch den sichern Schutz des unverwüstlichen Kupferüberzuges ist die
Dauerhaftigkeit der plastischen Arbeiten verbürgt und allen Ansprüchen an Schön¬
heit der Farbe genügt. Für gewisse Arten von Zimmerverzierung empfiehlt sich,
je nach den Umständen der Ausstellung, außer den galvanisch-metallischen Ueber¬
zügen, auch ein Auftrag von blendendweißen Lack, durch den Herr Geiß den
plastischen Formen ein dein feinsten Biscuit ähnliches Ansehen ertheilt. Es ist
dabei zu berücksichtigen,, daß z. B. Statuen von drei, vier und fünf Fuß Höhe
in Biscuitmasse gar nicht herzustellen sind. Die angenehme Zartheit der Ober¬
fläche an den weiß lackirten Statuen zeugt von der wohlgelungenen Mischung
des Auftrags. Doch ist dieser natürlich uicht so dauerhaft, wie der metallische
Ueberzug, und letzterer dürfte daher für die Aufstellung im Freien immer zu wäh¬
len sein. >

In einer Folge von zwanzig Heften (Zinkguß-Ornamente von M. Geiß,
Berlin bei C. G. Luderitz) habe ich die Abbildungen aller Modelle vor mir, nach
welchen die Geiß'sche Fabrik in beinahe zwanzigjähriger Wirksamkeit ihre bedeu¬
tenderen Arbeiten lieferte. Sie enthalten einen Reichthum schöner Formen sür


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[0338] Jahren) fünftausend Centner und darüber verarbeitet wurden. Herrn Geiß' An¬ wendung des Zinks ist in vielen Beziehungen neu und vorher nicht geahnt, und erforderte demnach neue Erfindungen, zu denen noch die ganz originelle Fal¬ zung der Zink-Dachziegel kommt, welche allein schon ein großes Verdienst ist." Die dritte Aufgabe stellte Schinkel mit derselben Dringlichkeit, wie die beiden ersten, doch war es späterer Zeit vorbehalten, sie vollständig zu lösen. Sie be¬ traf die Färbung des Zinks. Die plastische Gestaltung hatte man vollkommen in der Gewalt, aber es fehlte die Farbe der edleren Metalle. Denn der Anstrich und die auf Oelgrund fixirten Bronzen genügten nicht. Noch weniger gewährte das natürliche Bleigrau des Zinks einen freundlichen Anblick. Durch unablässige Versuche gelang es dem Erfinder, im Jahre 1839 einen Ueberzug auf Zink durch Kupferniederschlag aus dem Kupfervitriol zu erzeugen, der den Gegenständen eine schöne dunkle und witterungsbeständige, der Florentiner ähnliche Bronzenfarbe gab. Dieselbe fand überall Anerkennung. Auch Schinkel sprach sich in einem Gutachten vom Jahre 1840 dahin aus, daß diese Farbe nicht allein das Metall gegen die, Witterung noch mehr schütze, sondern mit der Zeit auch eine schöne grüne Palma ansetze. Allein die neuerdings auf galvanischem Wege erzeugten Verkupfernngen, Versilberungen und Vergoldungen erregten in Herrn Geiß den lebhaften Wunsch, den Zink auf diese Weise vollständig den edleren Metallen ähnlich zu machen. Durch langjährige Versuche, Erfahrung und Prüfung ist es nun gelungen, das galvanische Verfahren auch für deu Zinkguß in so umfassender Weise zu erobern, daß die größten Figuren und Gruppen nicht allein verkupfert und bronzirt, sondern auch vergoldet und versilbert werden können. Und zwar beherrscht Herr Geiß uach Absicht und Willkür alle Schattirnngen dieser Metall¬ farben. Durch den sichern Schutz des unverwüstlichen Kupferüberzuges ist die Dauerhaftigkeit der plastischen Arbeiten verbürgt und allen Ansprüchen an Schön¬ heit der Farbe genügt. Für gewisse Arten von Zimmerverzierung empfiehlt sich, je nach den Umständen der Ausstellung, außer den galvanisch-metallischen Ueber¬ zügen, auch ein Auftrag von blendendweißen Lack, durch den Herr Geiß den plastischen Formen ein dein feinsten Biscuit ähnliches Ansehen ertheilt. Es ist dabei zu berücksichtigen,, daß z. B. Statuen von drei, vier und fünf Fuß Höhe in Biscuitmasse gar nicht herzustellen sind. Die angenehme Zartheit der Ober¬ fläche an den weiß lackirten Statuen zeugt von der wohlgelungenen Mischung des Auftrags. Doch ist dieser natürlich uicht so dauerhaft, wie der metallische Ueberzug, und letzterer dürfte daher für die Aufstellung im Freien immer zu wäh¬ len sein. > In einer Folge von zwanzig Heften (Zinkguß-Ornamente von M. Geiß, Berlin bei C. G. Luderitz) habe ich die Abbildungen aller Modelle vor mir, nach welchen die Geiß'sche Fabrik in beinahe zwanzigjähriger Wirksamkeit ihre bedeu¬ tenderen Arbeiten lieferte. Sie enthalten einen Reichthum schöner Formen sür

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93364/338>, abgerufen am 17.06.2024.