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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band.

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von oben herab übersieht, erhielten durch die Zinkdeckimg einen wesentlichen
Schmuck.

Diese Erfolge und Conjunctnren trieben den Preis des rohen Zinks bedeu¬
tend in die Höhe, und es erwuchs daher in den Dorn'schen Lehmdächern den
gegossenen Dächern eine mehrjährige Concurrenz. Während aber jene ihre Ver¬
gänglichkeit nicht lauge verläugnen konnten, gelang es durch große Umwälzungen in
der Erzeugung des Zinkbleches, glänzende Resultate für die letztere Dcckuugsweise
zu erzielen. Vor Allem wichtig war es, daß man den Zink zu einer dem Kupfer
ähnlichen Zähigkeit und Weichheit bringen konnte, die es erlaubte, das Bleak) kalt
zu salzen. Die frühere Brüchigkeit der Platten hatte nur darin ihren Grund
gehabt, daß man genöthigt war, die Falzung in erwärmten Zustande vorzu¬
nehmen.

Die zweite Aufgabe, welche Schinkel dem Zinkgusse stellte, war die Erzeugung
vou Statuen. Herr Geiß hatte während der Lösung jener ersten Aufgabe eine
Anzahl von Arbeitern angelernt, mit denen er den Statuenguß unternehmen
konnte, und im Jahre -1837 reichte er dem Gewerbe-Verein die fünf Fuß hohe
Statue des Appollino ein, in reinem rohem Guß. Er erhielt dafür den aus¬
gesetzten Preis: eine silberne Denkmünze und vierhundert Thaler. In dem Be¬
richte, welchen Schinkel bei dieser Gelegenheit abstattete, urtheilt er folgender-
maßen: "Vor Herrn Geiß hat man sich beschränkt, nur kunstlose Gewichtstücke,
einige Arten Rosetten, Lampenfüße kleinerer Art und Medaillen in Zink zu gie¬
ßen. Herr Geiß hat den Guß auf große Architekturtheile, Hauptgesimse, Capi¬
tale großer Säulen, Vasen von allen Größen und besonders auf alles große
barocke Architektur-Ornament ausgedehnt, und in letzterem der Kunst einen beson-
dern Dienst dadurch erwiesen, daß den Künstlern die verderbliche, langweilige
Ausarbeitung in Stein bei der Herstellung großer Gebäude dieses Styls abge-
nommen wurde, der Aufguß solcher Gegenstände in Zink, ans einer über die
Originale erhaltenen Form, mit großer Leichtigkeit und geringen Kosten zu
Stande kam. Als ganz nen ist der Zinkguß für runde Figuren zu betrachten,
wobei alle die eigenthümlichen Vortheile, welche nnr dieses Metall darbietet, von
Herrn Geiß erdacht wurden. -- Außer der bereits von Herrn Geiß gemachten
Anwendung des Gußzinks ans Geschirr, Znckerhutformen, Crucifixe, Cippen,
Wasserleitungen, Pumpen u. f. w. ist aber besonders noch die Anwendung als
ganz neu zu erwähnen, die von einer für die Stabilität nothwendig erachteten
Legirung des Zinks mit Kupfer bei Herstellung von acht großen Fenstern von
acht Fuß Höhe, fünf Fuß Breite, aus der hiesigen großen Sternwarte ausgeführt
worden, wobei Leichtigkeit, Stabilität und Dauer verlangt wurde, und aus diesen
Gründen das Rahmwerk hohl gearbeitet war. Wie große Anwendung der Zink
dnrch Herrn Geiß gewonnen, zeigt schon seine eigene Fabrik, wo bis jetzt seit
Betreibung der architektonischen Fabrikate (es war ein Zeitraum von kaum sechs


von oben herab übersieht, erhielten durch die Zinkdeckimg einen wesentlichen
Schmuck.

Diese Erfolge und Conjunctnren trieben den Preis des rohen Zinks bedeu¬
tend in die Höhe, und es erwuchs daher in den Dorn'schen Lehmdächern den
gegossenen Dächern eine mehrjährige Concurrenz. Während aber jene ihre Ver¬
gänglichkeit nicht lauge verläugnen konnten, gelang es durch große Umwälzungen in
der Erzeugung des Zinkbleches, glänzende Resultate für die letztere Dcckuugsweise
zu erzielen. Vor Allem wichtig war es, daß man den Zink zu einer dem Kupfer
ähnlichen Zähigkeit und Weichheit bringen konnte, die es erlaubte, das Bleak) kalt
zu salzen. Die frühere Brüchigkeit der Platten hatte nur darin ihren Grund
gehabt, daß man genöthigt war, die Falzung in erwärmten Zustande vorzu¬
nehmen.

Die zweite Aufgabe, welche Schinkel dem Zinkgusse stellte, war die Erzeugung
vou Statuen. Herr Geiß hatte während der Lösung jener ersten Aufgabe eine
Anzahl von Arbeitern angelernt, mit denen er den Statuenguß unternehmen
konnte, und im Jahre -1837 reichte er dem Gewerbe-Verein die fünf Fuß hohe
Statue des Appollino ein, in reinem rohem Guß. Er erhielt dafür den aus¬
gesetzten Preis: eine silberne Denkmünze und vierhundert Thaler. In dem Be¬
richte, welchen Schinkel bei dieser Gelegenheit abstattete, urtheilt er folgender-
maßen: „Vor Herrn Geiß hat man sich beschränkt, nur kunstlose Gewichtstücke,
einige Arten Rosetten, Lampenfüße kleinerer Art und Medaillen in Zink zu gie¬
ßen. Herr Geiß hat den Guß auf große Architekturtheile, Hauptgesimse, Capi¬
tale großer Säulen, Vasen von allen Größen und besonders auf alles große
barocke Architektur-Ornament ausgedehnt, und in letzterem der Kunst einen beson-
dern Dienst dadurch erwiesen, daß den Künstlern die verderbliche, langweilige
Ausarbeitung in Stein bei der Herstellung großer Gebäude dieses Styls abge-
nommen wurde, der Aufguß solcher Gegenstände in Zink, ans einer über die
Originale erhaltenen Form, mit großer Leichtigkeit und geringen Kosten zu
Stande kam. Als ganz nen ist der Zinkguß für runde Figuren zu betrachten,
wobei alle die eigenthümlichen Vortheile, welche nnr dieses Metall darbietet, von
Herrn Geiß erdacht wurden. — Außer der bereits von Herrn Geiß gemachten
Anwendung des Gußzinks ans Geschirr, Znckerhutformen, Crucifixe, Cippen,
Wasserleitungen, Pumpen u. f. w. ist aber besonders noch die Anwendung als
ganz neu zu erwähnen, die von einer für die Stabilität nothwendig erachteten
Legirung des Zinks mit Kupfer bei Herstellung von acht großen Fenstern von
acht Fuß Höhe, fünf Fuß Breite, aus der hiesigen großen Sternwarte ausgeführt
worden, wobei Leichtigkeit, Stabilität und Dauer verlangt wurde, und aus diesen
Gründen das Rahmwerk hohl gearbeitet war. Wie große Anwendung der Zink
dnrch Herrn Geiß gewonnen, zeigt schon seine eigene Fabrik, wo bis jetzt seit
Betreibung der architektonischen Fabrikate (es war ein Zeitraum von kaum sechs


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[0337] von oben herab übersieht, erhielten durch die Zinkdeckimg einen wesentlichen Schmuck. Diese Erfolge und Conjunctnren trieben den Preis des rohen Zinks bedeu¬ tend in die Höhe, und es erwuchs daher in den Dorn'schen Lehmdächern den gegossenen Dächern eine mehrjährige Concurrenz. Während aber jene ihre Ver¬ gänglichkeit nicht lauge verläugnen konnten, gelang es durch große Umwälzungen in der Erzeugung des Zinkbleches, glänzende Resultate für die letztere Dcckuugsweise zu erzielen. Vor Allem wichtig war es, daß man den Zink zu einer dem Kupfer ähnlichen Zähigkeit und Weichheit bringen konnte, die es erlaubte, das Bleak) kalt zu salzen. Die frühere Brüchigkeit der Platten hatte nur darin ihren Grund gehabt, daß man genöthigt war, die Falzung in erwärmten Zustande vorzu¬ nehmen. Die zweite Aufgabe, welche Schinkel dem Zinkgusse stellte, war die Erzeugung vou Statuen. Herr Geiß hatte während der Lösung jener ersten Aufgabe eine Anzahl von Arbeitern angelernt, mit denen er den Statuenguß unternehmen konnte, und im Jahre -1837 reichte er dem Gewerbe-Verein die fünf Fuß hohe Statue des Appollino ein, in reinem rohem Guß. Er erhielt dafür den aus¬ gesetzten Preis: eine silberne Denkmünze und vierhundert Thaler. In dem Be¬ richte, welchen Schinkel bei dieser Gelegenheit abstattete, urtheilt er folgender- maßen: „Vor Herrn Geiß hat man sich beschränkt, nur kunstlose Gewichtstücke, einige Arten Rosetten, Lampenfüße kleinerer Art und Medaillen in Zink zu gie¬ ßen. Herr Geiß hat den Guß auf große Architekturtheile, Hauptgesimse, Capi¬ tale großer Säulen, Vasen von allen Größen und besonders auf alles große barocke Architektur-Ornament ausgedehnt, und in letzterem der Kunst einen beson- dern Dienst dadurch erwiesen, daß den Künstlern die verderbliche, langweilige Ausarbeitung in Stein bei der Herstellung großer Gebäude dieses Styls abge- nommen wurde, der Aufguß solcher Gegenstände in Zink, ans einer über die Originale erhaltenen Form, mit großer Leichtigkeit und geringen Kosten zu Stande kam. Als ganz nen ist der Zinkguß für runde Figuren zu betrachten, wobei alle die eigenthümlichen Vortheile, welche nnr dieses Metall darbietet, von Herrn Geiß erdacht wurden. — Außer der bereits von Herrn Geiß gemachten Anwendung des Gußzinks ans Geschirr, Znckerhutformen, Crucifixe, Cippen, Wasserleitungen, Pumpen u. f. w. ist aber besonders noch die Anwendung als ganz neu zu erwähnen, die von einer für die Stabilität nothwendig erachteten Legirung des Zinks mit Kupfer bei Herstellung von acht großen Fenstern von acht Fuß Höhe, fünf Fuß Breite, aus der hiesigen großen Sternwarte ausgeführt worden, wobei Leichtigkeit, Stabilität und Dauer verlangt wurde, und aus diesen Gründen das Rahmwerk hohl gearbeitet war. Wie große Anwendung der Zink dnrch Herrn Geiß gewonnen, zeigt schon seine eigene Fabrik, wo bis jetzt seit Betreibung der architektonischen Fabrikate (es war ein Zeitraum von kaum sechs

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93364/337>, abgerufen am 25.05.2024.