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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band.

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des neuerbauten Wintergarten bevor. Die Einrichtung soll noch prächtiger sein.
-- Außerdem sind in Berlin noch mehrere andere kleine Wintergarten, die eben¬
falls viel besucht werden; so z. B. der von Heunig vor dem Oranienburger Thore.

Paris hatte noch vor einigen Jahren keinen ähnlichen Wintergarten, was in
dieser alle erdenklichen Sinnengenüsse bietenden Stadt fast auffallend war.
Aber bildete sich uuter der Direction von L6on Gramain eine Actiengesell-
schaft, und errichtete mit einem Aufwands von 4,500,000 Franken den größten
und herrlichsten Wintergarten der Erde in der kurzen Zeit von einem Jahre.
Der Ban wurde von Charpentier, die Garteneinrichtung von dem Obergärtner
Konstant geleitet. Dieses Wunderwerk liegt in den Champs Elysees, nahe am
Triumphbogen. Schon von weitem machen bunte Flaggen das Gebäude kenutlich.
Unter einer erhöhten, großartigen, halbrunden überdeckten Auffahrt hält der Wagen
still. Ein Schweizer -- Portier -- öffnet die Thür, nachdem ein Billet für
einen Franken, an Ball- und Coucertabeuden wol anch für 20 Franken, gelöst
worden ist. Wir treten in einen großen Bildersaal, und glauben uns in einer
Gemäldeausstelluug, und in der That sind viele der Bilder anch verkäuflich. Nur
die Hintere Wand ist fast ganz mit großen Spiegeln bedeckt.

Ueber 20 Kronleuchter gießen ein Meer von Licht auf eine glänzende, leb¬
haft bewegte Gesellschaft aus, und Vergoldung und glänzende Farben blenden fast
das Auge. Die 60 Fuß hohe Kuppel ist an Ballabenden zum Theil mit Vor¬
hängen verhüllt, um das Licht besser zurückzuwerfen. Rings um deu ovalen
Salon laufen erhöhte Säulengänge mit Kunstwerken, Blumentischen und großen
einzeln stehenden Pflanzen geschmückt. Lebende Guirlanden schlingen sich von
Säule zu Säule. Uuter diesen Arcaden befinden sich Wirthschastslocale, Blumen¬
uni) Sameuhaudluugcu u. dergl. Vorzüglich schön und reich mit Blumen und
Kunstwerken geschmückt sind die Treppen zu deu Arcaden. Am Ende des Salons
öffnet sich ein Vorhang und wir treten in einen Zaubergärten aus "Tausend
und eine Nacht". Zu unsren Füßen breitet sich ein reicher exotischer Garten aus.
Gebüsche und Gruppe" von blühenden Camellien und indischen Azaleen und
Alpenrosen wechseln mit frisch grünenden Rasenflächen ab. Große Palmen be¬
schatten mit ihren riesigen Blättern elegante Ruhesitze, Tische und Gruppen von
Besuchenden. Uns gegenüber, in ziemlicher Entfernung, steigt ein hoher Wasser¬
strahl kräftig zum Glashimmel auf, und fällt als weißer Wasserstaub in das von
Schwänen belebte, krystallhelle, 30 Fuß breite Bassin, welches eine riesenhafte
Muschel vorstellt. Noch weiter entfernt sehen wir ein kleines Felsengebirge, von
welchem sich ein ansehnlicher Wasserfall in drei Absätzen zwischen überhängenden
tropischen Ufergewächsen' schäumend herabstürzt, und als ruhiger Bach dem Bassin
zufließt. Lianen -- Schlinggewächse -- ranken sich malerisch von Zweig zu Zweig,
und umarmen die leichten Säulen der erhöhten Arcaden, sich als Guirlanden weiter
schlingend. Die zahlreich an den Wänden angebrachten Spiegel strahlen alle Gegen-


des neuerbauten Wintergarten bevor. Die Einrichtung soll noch prächtiger sein.
— Außerdem sind in Berlin noch mehrere andere kleine Wintergarten, die eben¬
falls viel besucht werden; so z. B. der von Heunig vor dem Oranienburger Thore.

Paris hatte noch vor einigen Jahren keinen ähnlichen Wintergarten, was in
dieser alle erdenklichen Sinnengenüsse bietenden Stadt fast auffallend war.
Aber bildete sich uuter der Direction von L6on Gramain eine Actiengesell-
schaft, und errichtete mit einem Aufwands von 4,500,000 Franken den größten
und herrlichsten Wintergarten der Erde in der kurzen Zeit von einem Jahre.
Der Ban wurde von Charpentier, die Garteneinrichtung von dem Obergärtner
Konstant geleitet. Dieses Wunderwerk liegt in den Champs Elysees, nahe am
Triumphbogen. Schon von weitem machen bunte Flaggen das Gebäude kenutlich.
Unter einer erhöhten, großartigen, halbrunden überdeckten Auffahrt hält der Wagen
still. Ein Schweizer — Portier — öffnet die Thür, nachdem ein Billet für
einen Franken, an Ball- und Coucertabeuden wol anch für 20 Franken, gelöst
worden ist. Wir treten in einen großen Bildersaal, und glauben uns in einer
Gemäldeausstelluug, und in der That sind viele der Bilder anch verkäuflich. Nur
die Hintere Wand ist fast ganz mit großen Spiegeln bedeckt.

Ueber 20 Kronleuchter gießen ein Meer von Licht auf eine glänzende, leb¬
haft bewegte Gesellschaft aus, und Vergoldung und glänzende Farben blenden fast
das Auge. Die 60 Fuß hohe Kuppel ist an Ballabenden zum Theil mit Vor¬
hängen verhüllt, um das Licht besser zurückzuwerfen. Rings um deu ovalen
Salon laufen erhöhte Säulengänge mit Kunstwerken, Blumentischen und großen
einzeln stehenden Pflanzen geschmückt. Lebende Guirlanden schlingen sich von
Säule zu Säule. Uuter diesen Arcaden befinden sich Wirthschastslocale, Blumen¬
uni) Sameuhaudluugcu u. dergl. Vorzüglich schön und reich mit Blumen und
Kunstwerken geschmückt sind die Treppen zu deu Arcaden. Am Ende des Salons
öffnet sich ein Vorhang und wir treten in einen Zaubergärten aus „Tausend
und eine Nacht". Zu unsren Füßen breitet sich ein reicher exotischer Garten aus.
Gebüsche und Gruppe» von blühenden Camellien und indischen Azaleen und
Alpenrosen wechseln mit frisch grünenden Rasenflächen ab. Große Palmen be¬
schatten mit ihren riesigen Blättern elegante Ruhesitze, Tische und Gruppen von
Besuchenden. Uns gegenüber, in ziemlicher Entfernung, steigt ein hoher Wasser¬
strahl kräftig zum Glashimmel auf, und fällt als weißer Wasserstaub in das von
Schwänen belebte, krystallhelle, 30 Fuß breite Bassin, welches eine riesenhafte
Muschel vorstellt. Noch weiter entfernt sehen wir ein kleines Felsengebirge, von
welchem sich ein ansehnlicher Wasserfall in drei Absätzen zwischen überhängenden
tropischen Ufergewächsen' schäumend herabstürzt, und als ruhiger Bach dem Bassin
zufließt. Lianen — Schlinggewächse — ranken sich malerisch von Zweig zu Zweig,
und umarmen die leichten Säulen der erhöhten Arcaden, sich als Guirlanden weiter
schlingend. Die zahlreich an den Wänden angebrachten Spiegel strahlen alle Gegen-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93364/390>, abgerufen am 07.06.2024.