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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band.

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Schnecken und Arabesken in Gold und Emaille verziert sind, und in der Mitte
je ein Beet von Steinen tragen, Gruppen kleiner Granaten oder Türkise, in
deren Kern ein Diamant oder eine Perle glänzt. Die andere Hälfte ist ein ein¬
facher Reif mit Kantenverzierung. Auch große Gemmen und Eameeu werden, in
Gold gefaßt, sehr gern als Broches getragen. Bei den. Männern zeigt sich ans
der Brust nnr die einfache Tuchnadel, ein Solitair in goldener Fassung oder ein
birnenförmiger Goldknopf, mit kleinen Steinen ausgelegt. Als Uhrketten tragen
die Damen nicht mehr lange Schnüre um deu Nacken, sondern fein gegliederte
von der Broche bis zum Gürtel, der durch zwei Nadeln von Gold oder Silber
befestigt wird und die Uhr zu tragen hat. In der Mitte der Schnur tritt ge¬
wöhnlich ein stärkeres Glied hervor, das mit Zierrath von Emaille oder edlen
Steinen versehen ist. Der Uhrschlüssel hängt an einem noch feinern, wenige Zoll
langen Kettchen vom Gürtel herab. Die Männer tragen Uhrketten in Panzer¬
gliedern oder barocken Ringformen, glänzend oder matt, von der Westentasche
bis zum untersten Knopf der Weste, doch so, daß der Bogen in freiem Schwung
herabhängt. Gewöhnlich sind diese Ketten in der Mitte stärker, an den Enden
schlanker. Als Uhrschlüssel sind immer noch die Breguetschlüssel die beliebtesten.
Eine hübsche und compendiöse Form ist folgende. Man hat einen zwei Zoll
langen Goldstab, der an dem einen Ende den Schlüssel und am entgegengesetzten
einen Blutstein, Amethyst oder Topas als Petschaft trägt. Dieses Petschaft bil¬
det den Griff zu einem zweiten Goldstabe, zu dem der erste das Futteral bildet.
Zieht mau jenen heraus, so kaun man ihn an seinem vordern Ende durch Her¬
vorschieben eines dritten Stabes um etwa einen Zoll verlängern, und erhält einen
vortrefflichen Griffel.

Armbänder liebt man in Form von Ranken und Zweigen. Sie haben oben
Blätter und kleinere Ranken. Die letzteren tragen wohl Brillanten, und auf den
Blättern sind kleine Diamantstückchen wie Thauperlen gesäet (pavv). Die Mitte
bildet z. B. ein Stiefmütterchen in blauer Emaille, das etwa eine Uhr verbirgt, oder
ein grün emaillirtes Epheublatt, unter dem sich eine Kapsel für ein Daguerreotyp
befindet. Mau trägt serner Ketten von starken Ringen und herzförmigen oder
anderem Gehänge von Gold oder Edelstein. Sehr schon sind die zollbreiten,
ganz elastischen, fast weichen Bänder ans schmalen, fein über einander und scharf
an einander liegenden Gliedern, von denen meist ein Gewinde von starkem Gold¬
draht mit einem Opal oder anderem Steine herabhängt. Siegelringe werden
von Männern, seltener von Frauen, wol am Mittelfinger, oder auf dem vor¬
letzten, dem eigentlichen Ringfinger, getragen. Am elegantesten ist der einfache
Goldreif mit einem Solitair. Doch trägt man außerdem Rubin und Topas,
auch emaillirte Reife, Schlangcnringe in spiralförmiger Windung, und bei den
Frauen findet man fast alle Formen des Ringes, welche die Geschichte des Schmucks
in den Epochen entwickelter Cultur auszuweisen vermag. Einfachheit ist aber dabei


Schnecken und Arabesken in Gold und Emaille verziert sind, und in der Mitte
je ein Beet von Steinen tragen, Gruppen kleiner Granaten oder Türkise, in
deren Kern ein Diamant oder eine Perle glänzt. Die andere Hälfte ist ein ein¬
facher Reif mit Kantenverzierung. Auch große Gemmen und Eameeu werden, in
Gold gefaßt, sehr gern als Broches getragen. Bei den. Männern zeigt sich ans
der Brust nnr die einfache Tuchnadel, ein Solitair in goldener Fassung oder ein
birnenförmiger Goldknopf, mit kleinen Steinen ausgelegt. Als Uhrketten tragen
die Damen nicht mehr lange Schnüre um deu Nacken, sondern fein gegliederte
von der Broche bis zum Gürtel, der durch zwei Nadeln von Gold oder Silber
befestigt wird und die Uhr zu tragen hat. In der Mitte der Schnur tritt ge¬
wöhnlich ein stärkeres Glied hervor, das mit Zierrath von Emaille oder edlen
Steinen versehen ist. Der Uhrschlüssel hängt an einem noch feinern, wenige Zoll
langen Kettchen vom Gürtel herab. Die Männer tragen Uhrketten in Panzer¬
gliedern oder barocken Ringformen, glänzend oder matt, von der Westentasche
bis zum untersten Knopf der Weste, doch so, daß der Bogen in freiem Schwung
herabhängt. Gewöhnlich sind diese Ketten in der Mitte stärker, an den Enden
schlanker. Als Uhrschlüssel sind immer noch die Breguetschlüssel die beliebtesten.
Eine hübsche und compendiöse Form ist folgende. Man hat einen zwei Zoll
langen Goldstab, der an dem einen Ende den Schlüssel und am entgegengesetzten
einen Blutstein, Amethyst oder Topas als Petschaft trägt. Dieses Petschaft bil¬
det den Griff zu einem zweiten Goldstabe, zu dem der erste das Futteral bildet.
Zieht mau jenen heraus, so kaun man ihn an seinem vordern Ende durch Her¬
vorschieben eines dritten Stabes um etwa einen Zoll verlängern, und erhält einen
vortrefflichen Griffel.

Armbänder liebt man in Form von Ranken und Zweigen. Sie haben oben
Blätter und kleinere Ranken. Die letzteren tragen wohl Brillanten, und auf den
Blättern sind kleine Diamantstückchen wie Thauperlen gesäet (pavv). Die Mitte
bildet z. B. ein Stiefmütterchen in blauer Emaille, das etwa eine Uhr verbirgt, oder
ein grün emaillirtes Epheublatt, unter dem sich eine Kapsel für ein Daguerreotyp
befindet. Mau trägt serner Ketten von starken Ringen und herzförmigen oder
anderem Gehänge von Gold oder Edelstein. Sehr schon sind die zollbreiten,
ganz elastischen, fast weichen Bänder ans schmalen, fein über einander und scharf
an einander liegenden Gliedern, von denen meist ein Gewinde von starkem Gold¬
draht mit einem Opal oder anderem Steine herabhängt. Siegelringe werden
von Männern, seltener von Frauen, wol am Mittelfinger, oder auf dem vor¬
letzten, dem eigentlichen Ringfinger, getragen. Am elegantesten ist der einfache
Goldreif mit einem Solitair. Doch trägt man außerdem Rubin und Topas,
auch emaillirte Reife, Schlangcnringe in spiralförmiger Windung, und bei den
Frauen findet man fast alle Formen des Ringes, welche die Geschichte des Schmucks
in den Epochen entwickelter Cultur auszuweisen vermag. Einfachheit ist aber dabei


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[0400] Schnecken und Arabesken in Gold und Emaille verziert sind, und in der Mitte je ein Beet von Steinen tragen, Gruppen kleiner Granaten oder Türkise, in deren Kern ein Diamant oder eine Perle glänzt. Die andere Hälfte ist ein ein¬ facher Reif mit Kantenverzierung. Auch große Gemmen und Eameeu werden, in Gold gefaßt, sehr gern als Broches getragen. Bei den. Männern zeigt sich ans der Brust nnr die einfache Tuchnadel, ein Solitair in goldener Fassung oder ein birnenförmiger Goldknopf, mit kleinen Steinen ausgelegt. Als Uhrketten tragen die Damen nicht mehr lange Schnüre um deu Nacken, sondern fein gegliederte von der Broche bis zum Gürtel, der durch zwei Nadeln von Gold oder Silber befestigt wird und die Uhr zu tragen hat. In der Mitte der Schnur tritt ge¬ wöhnlich ein stärkeres Glied hervor, das mit Zierrath von Emaille oder edlen Steinen versehen ist. Der Uhrschlüssel hängt an einem noch feinern, wenige Zoll langen Kettchen vom Gürtel herab. Die Männer tragen Uhrketten in Panzer¬ gliedern oder barocken Ringformen, glänzend oder matt, von der Westentasche bis zum untersten Knopf der Weste, doch so, daß der Bogen in freiem Schwung herabhängt. Gewöhnlich sind diese Ketten in der Mitte stärker, an den Enden schlanker. Als Uhrschlüssel sind immer noch die Breguetschlüssel die beliebtesten. Eine hübsche und compendiöse Form ist folgende. Man hat einen zwei Zoll langen Goldstab, der an dem einen Ende den Schlüssel und am entgegengesetzten einen Blutstein, Amethyst oder Topas als Petschaft trägt. Dieses Petschaft bil¬ det den Griff zu einem zweiten Goldstabe, zu dem der erste das Futteral bildet. Zieht mau jenen heraus, so kaun man ihn an seinem vordern Ende durch Her¬ vorschieben eines dritten Stabes um etwa einen Zoll verlängern, und erhält einen vortrefflichen Griffel. Armbänder liebt man in Form von Ranken und Zweigen. Sie haben oben Blätter und kleinere Ranken. Die letzteren tragen wohl Brillanten, und auf den Blättern sind kleine Diamantstückchen wie Thauperlen gesäet (pavv). Die Mitte bildet z. B. ein Stiefmütterchen in blauer Emaille, das etwa eine Uhr verbirgt, oder ein grün emaillirtes Epheublatt, unter dem sich eine Kapsel für ein Daguerreotyp befindet. Mau trägt serner Ketten von starken Ringen und herzförmigen oder anderem Gehänge von Gold oder Edelstein. Sehr schon sind die zollbreiten, ganz elastischen, fast weichen Bänder ans schmalen, fein über einander und scharf an einander liegenden Gliedern, von denen meist ein Gewinde von starkem Gold¬ draht mit einem Opal oder anderem Steine herabhängt. Siegelringe werden von Männern, seltener von Frauen, wol am Mittelfinger, oder auf dem vor¬ letzten, dem eigentlichen Ringfinger, getragen. Am elegantesten ist der einfache Goldreif mit einem Solitair. Doch trägt man außerdem Rubin und Topas, auch emaillirte Reife, Schlangcnringe in spiralförmiger Windung, und bei den Frauen findet man fast alle Formen des Ringes, welche die Geschichte des Schmucks in den Epochen entwickelter Cultur auszuweisen vermag. Einfachheit ist aber dabei

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93364/400>, abgerufen am 17.06.2024.