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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band.

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auf denen er gedeiht, sind mäßig hoch, aber von steilen Abfall in das Thal
land. Der Ausbruch von Menes ist der König der rothen Weine, wie der
von Tokay der weißen. Die südliche Gebirgslage mit den Ortschaften Paulis,
Menes, Gyorok, Kuviu, Kovaszinz und Vilagos giebt die besten, geist¬
reichsten rothen Weine. Daneben aber auch weißen. Der beste weiße des Ge¬
birges ist aber der von Magyarath. Er ist weniger stark, als die andern Lagen,'
bereits im zweiten Jahre mild und reif, erheitert ^schnell wie der Sauterne, und ist
auch nach starkem Genuß stets liebenswürdig und verträglich mit Kopf und Magen.
Bon den Menkser Weinen, welche nicht Ausbruch sind, ist er in der Fremde
am meisten gekannt.

Der kostbare rothe Ausbruch von Mönch wird etwas anders erzogen als
sein königlicher Bruder von Tokay. Für ihn werden wie in Tokay die Trocken-
beeren sorgfältig gesammelt, zu Teig geknetet, mit frisch gegohrenen Wein gemischt
und andächtig umgerührt, dazu die Oberfläche mit dem Schaumlöffel gereinigt.
Aber erst nach drei oder vier Wochen, nach vollendeter Gährung wird die klare
Flüßigkeit abgelassen. Durch die lauge Verbindung des Jährenden Saftes mit den
Hülsen erhält der M^neser die schöne dunkelrothe Farbe.

Auf den Rückstand des Ausbruchs wird noch einmal alter oder neuer Wein
gegossen, doch nur ^ so viel als bei Bereitung des Ausbruchs. Nach einigen
Wochen ausgepreßt, giebt diese Flüßigkeit Möueser Maszlas, der wenig Süße,
aber einen dem Ausbruch ähnlichen Geschmack hat. Er ist freilich seiner Güte
nach mit dem im Tokayergebirge bereiteten nicht zu vergleichen.

Fast seit ungefähr 100 Jahren ist der Mvncser Wein in Aufnahme. Von
Ausbruch werdeu an 3000 Eimer fabricirt. Außer dem rothen Ausbruch wird
hier auch Schiller bereitet. Der M^neser Ausbruch unterscheidet sich außer der
dunkelrothen Farbe, durch einen charakteristischen Geschmack, der dem feinen Duft
eines Gemisches von Zimmt und Gewürznelken verglichen werden kann. Es ist
dem ächten Malaga Wein von allen Ungarweinen am ähnlichsten, ändert mit dem
Alter seine Farbe, wird braunroth, uach 30 bis 40 Jahren hat er fast allen
Farbestoff abgesetzt, ist herber geworden, aber von wunderbarem Feuer, Adel und
Geschmack. Die Traube, aus welcher er gewonnen wird, ist die berühmte blaue Kar-
daka, eine echte Magyareurebe. Das Weiugebirge ist, zu deu Händen größerer
Grundbesitzer, die Weincultur ist sorgfältig, die ÄinzeqW^ Walachen.

Die folgenden Weine unterscheiden wir nach ihren Farben, und nennen
zuerst die berühmtesten weißen. - ,

Längs der Donau zieht sich durch die Kvmorner Gespauuschaft von Czsaba
ab im Abfall des Ofener Gebirges eine angeschwemmte Hügelkette, an deren Wein¬
bergen die Eisenbahn, die große Straße von Wien nach Pest und die dunklen
Fluthen der Donau vorbeiführen. Dort wächst der edle weiße- Wein von Nesz-


auf denen er gedeiht, sind mäßig hoch, aber von steilen Abfall in das Thal
land. Der Ausbruch von Menes ist der König der rothen Weine, wie der
von Tokay der weißen. Die südliche Gebirgslage mit den Ortschaften Paulis,
Menes, Gyorok, Kuviu, Kovaszinz und Vilagos giebt die besten, geist¬
reichsten rothen Weine. Daneben aber auch weißen. Der beste weiße des Ge¬
birges ist aber der von Magyarath. Er ist weniger stark, als die andern Lagen,'
bereits im zweiten Jahre mild und reif, erheitert ^schnell wie der Sauterne, und ist
auch nach starkem Genuß stets liebenswürdig und verträglich mit Kopf und Magen.
Bon den Menkser Weinen, welche nicht Ausbruch sind, ist er in der Fremde
am meisten gekannt.

Der kostbare rothe Ausbruch von Mönch wird etwas anders erzogen als
sein königlicher Bruder von Tokay. Für ihn werden wie in Tokay die Trocken-
beeren sorgfältig gesammelt, zu Teig geknetet, mit frisch gegohrenen Wein gemischt
und andächtig umgerührt, dazu die Oberfläche mit dem Schaumlöffel gereinigt.
Aber erst nach drei oder vier Wochen, nach vollendeter Gährung wird die klare
Flüßigkeit abgelassen. Durch die lauge Verbindung des Jährenden Saftes mit den
Hülsen erhält der M^neser die schöne dunkelrothe Farbe.

Auf den Rückstand des Ausbruchs wird noch einmal alter oder neuer Wein
gegossen, doch nur ^ so viel als bei Bereitung des Ausbruchs. Nach einigen
Wochen ausgepreßt, giebt diese Flüßigkeit Möueser Maszlas, der wenig Süße,
aber einen dem Ausbruch ähnlichen Geschmack hat. Er ist freilich seiner Güte
nach mit dem im Tokayergebirge bereiteten nicht zu vergleichen.

Fast seit ungefähr 100 Jahren ist der Mvncser Wein in Aufnahme. Von
Ausbruch werdeu an 3000 Eimer fabricirt. Außer dem rothen Ausbruch wird
hier auch Schiller bereitet. Der M^neser Ausbruch unterscheidet sich außer der
dunkelrothen Farbe, durch einen charakteristischen Geschmack, der dem feinen Duft
eines Gemisches von Zimmt und Gewürznelken verglichen werden kann. Es ist
dem ächten Malaga Wein von allen Ungarweinen am ähnlichsten, ändert mit dem
Alter seine Farbe, wird braunroth, uach 30 bis 40 Jahren hat er fast allen
Farbestoff abgesetzt, ist herber geworden, aber von wunderbarem Feuer, Adel und
Geschmack. Die Traube, aus welcher er gewonnen wird, ist die berühmte blaue Kar-
daka, eine echte Magyareurebe. Das Weiugebirge ist, zu deu Händen größerer
Grundbesitzer, die Weincultur ist sorgfältig, die ÄinzeqW^ Walachen.

Die folgenden Weine unterscheiden wir nach ihren Farben, und nennen
zuerst die berühmtesten weißen. - ,

Längs der Donau zieht sich durch die Kvmorner Gespauuschaft von Czsaba
ab im Abfall des Ofener Gebirges eine angeschwemmte Hügelkette, an deren Wein¬
bergen die Eisenbahn, die große Straße von Wien nach Pest und die dunklen
Fluthen der Donau vorbeiführen. Dort wächst der edle weiße- Wein von Nesz-


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[0041] auf denen er gedeiht, sind mäßig hoch, aber von steilen Abfall in das Thal land. Der Ausbruch von Menes ist der König der rothen Weine, wie der von Tokay der weißen. Die südliche Gebirgslage mit den Ortschaften Paulis, Menes, Gyorok, Kuviu, Kovaszinz und Vilagos giebt die besten, geist¬ reichsten rothen Weine. Daneben aber auch weißen. Der beste weiße des Ge¬ birges ist aber der von Magyarath. Er ist weniger stark, als die andern Lagen,' bereits im zweiten Jahre mild und reif, erheitert ^schnell wie der Sauterne, und ist auch nach starkem Genuß stets liebenswürdig und verträglich mit Kopf und Magen. Bon den Menkser Weinen, welche nicht Ausbruch sind, ist er in der Fremde am meisten gekannt. Der kostbare rothe Ausbruch von Mönch wird etwas anders erzogen als sein königlicher Bruder von Tokay. Für ihn werden wie in Tokay die Trocken- beeren sorgfältig gesammelt, zu Teig geknetet, mit frisch gegohrenen Wein gemischt und andächtig umgerührt, dazu die Oberfläche mit dem Schaumlöffel gereinigt. Aber erst nach drei oder vier Wochen, nach vollendeter Gährung wird die klare Flüßigkeit abgelassen. Durch die lauge Verbindung des Jährenden Saftes mit den Hülsen erhält der M^neser die schöne dunkelrothe Farbe. Auf den Rückstand des Ausbruchs wird noch einmal alter oder neuer Wein gegossen, doch nur ^ so viel als bei Bereitung des Ausbruchs. Nach einigen Wochen ausgepreßt, giebt diese Flüßigkeit Möueser Maszlas, der wenig Süße, aber einen dem Ausbruch ähnlichen Geschmack hat. Er ist freilich seiner Güte nach mit dem im Tokayergebirge bereiteten nicht zu vergleichen. Fast seit ungefähr 100 Jahren ist der Mvncser Wein in Aufnahme. Von Ausbruch werdeu an 3000 Eimer fabricirt. Außer dem rothen Ausbruch wird hier auch Schiller bereitet. Der M^neser Ausbruch unterscheidet sich außer der dunkelrothen Farbe, durch einen charakteristischen Geschmack, der dem feinen Duft eines Gemisches von Zimmt und Gewürznelken verglichen werden kann. Es ist dem ächten Malaga Wein von allen Ungarweinen am ähnlichsten, ändert mit dem Alter seine Farbe, wird braunroth, uach 30 bis 40 Jahren hat er fast allen Farbestoff abgesetzt, ist herber geworden, aber von wunderbarem Feuer, Adel und Geschmack. Die Traube, aus welcher er gewonnen wird, ist die berühmte blaue Kar- daka, eine echte Magyareurebe. Das Weiugebirge ist, zu deu Händen größerer Grundbesitzer, die Weincultur ist sorgfältig, die ÄinzeqW^ Walachen. Die folgenden Weine unterscheiden wir nach ihren Farben, und nennen zuerst die berühmtesten weißen. - , Längs der Donau zieht sich durch die Kvmorner Gespauuschaft von Czsaba ab im Abfall des Ofener Gebirges eine angeschwemmte Hügelkette, an deren Wein¬ bergen die Eisenbahn, die große Straße von Wien nach Pest und die dunklen Fluthen der Donau vorbeiführen. Dort wächst der edle weiße- Wein von Nesz-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93364/41>, abgerufen am 12.05.2024.