Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band.verschiedenen aromatischen Geschmack innig verbunden ist. Er scheint eine Eigen¬ In der Nähe von Fünfkirchen, welches selbst mächtige Weinberge hat, ge¬ Zu deu ältesten Rebenpflanznngen gehören die blauen Trauben des Kirchenreichen, Weit unten im Süden erhebt sich zwischen der Frnska Gora und der save verschiedenen aromatischen Geschmack innig verbunden ist. Er scheint eine Eigen¬ In der Nähe von Fünfkirchen, welches selbst mächtige Weinberge hat, ge¬ Zu deu ältesten Rebenpflanznngen gehören die blauen Trauben des Kirchenreichen, Weit unten im Süden erhebt sich zwischen der Frnska Gora und der save <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0045" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/93410"/> <p xml:id="ID_100" prev="#ID_99"> verschiedenen aromatischen Geschmack innig verbunden ist. Er scheint eine Eigen¬<lb/> thümlichkeit der edelsten blauen Ungartraube, der Kardaka.</p><lb/> <p xml:id="ID_101"> In der Nähe von Fünfkirchen, welches selbst mächtige Weinberge hat, ge¬<lb/> deiht der berühmte Rothwein von Viti-Iuy, von Farbe duukclgrauatroth, selbst<lb/> im hohen Alter noch etwas süß; der Geschmack der Kardaka hat bei ihm noch etwas<lb/> von dem Aroma der Erdbeeren. — Im Tolnaer Comitat ist der rothe Wein von<lb/> Szetszard berühmt; er ist sehr weich, früh reif und wird nicht gut älter, als<lb/> zwei Jahr. In dieser Zeit ist er leicht an seinem hvnigartigen Geruch zu er¬<lb/> kennen.</p><lb/> <p xml:id="ID_102"> Zu deu ältesten Rebenpflanznngen gehören die blauen Trauben des Kirchenreichen,<lb/> frommen Erlau und seiner Umgegend. Der edelste Wein des großen Bezirks ist<lb/> der des Egidyberges, der sich langsam bis zum vierten und fünften Jahre im<lb/> Keller entwickelt. In günstigen Jahren bereitet man ungefähr seit dem Anfange<lb/> dieses Jahrhunderts ans Trockenbeeren einen Ausbruch nach der Methode von<lb/> Tokah. In demselben Comitat (Heveser) liegt das kleine Weingebirge von Vi-<lb/> sonta mit sehr berühmtem Rothwein. Es sind dort seit etwa 30 Jahren auch<lb/> Nheinweinreben gepflanzt worden. Ferner das kleine Gebirge von Apcz (Apser<lb/> Wein) an der Zagyva. Die Ausbeute ist genug, aber vorzüglich, und meist im<lb/> Besitz von Edelleuten. Der Wein ist ein Rival deö Villaner.</p><lb/> <p xml:id="ID_103" next="#ID_104"> Weit unten im Süden erhebt sich zwischen der Frnska Gora und der save<lb/> eine Hochebene, deren Abfall längs der Donau mit den Neben von Syrmien bedeckt<lb/> ist. Karlowicz bildet den Mittelpunkt der Landschaft, die zu den schönsten in Ungarn<lb/> gehört, auch ihr Wein ist unter dem Namen Karlowiczer Wein weltbekannt. Dort war<lb/> es, wo der römische Kaiser Probus seine Legionen die ersten Neben in Ungarn pflanzen<lb/> ließ, und dort wurde er von den über die Arbeit mißvergnügten Soldaten ermordet.<lb/> Karlowicz, Peterwardein, Kcnnenicz, Jllok, Cserevicz und mehrere grie¬<lb/> chische Klöster sind berühmt durch ihre vorzüglichen Lagen von rothem Weine. Bei<lb/> Nakovacz wächst ein sehr schwerer weißer Wein. Die rothen und Schillerwcine<lb/> Syrmiens zeichnen sich durch ihre frühe Reife, ihren Geist und ihre Milde aus.<lb/> Der Wein hat in guten Jahren viel Süßigkeit, welche auch durch die Gährung<lb/> nicht ganz in Weingeist aufgelöst werden kaun. Ausbruch wird nicht sür den<lb/> Handel bereitet, dagegen ein eigenthümliches Getränk, das im ganzen Lande<lb/> uuter dem Namen Tropfwermuth bekannt ist, und in mehreren anderen<lb/> Gegenden ebenfalls fabricirt wird, aber nirgend mit gleichem Ruhme. Dieser<lb/> kostbare Trank wird dadurch bereitet, daß man Most aus den besten Trauben<lb/> abzieht, daun dnrch Ofenwärme zum Gähren und Schäumen bringt, durchseihet<lb/> und in kleine Fäßchen füllt, in welche verschiedenes klein gestoßenes Gewürz,<lb/> darunter Wermuth, gethan ist. In diesen Fäßchen macht der Wein seinen Gäh-<lb/> rungsproceß durch, darauf füllt man ihn in starke Flaschen, und verwahrt diese<lb/> in kühlem Keller. Dies Recept war früher ein großes Geheimniß. Der our-</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0045]
verschiedenen aromatischen Geschmack innig verbunden ist. Er scheint eine Eigen¬
thümlichkeit der edelsten blauen Ungartraube, der Kardaka.
In der Nähe von Fünfkirchen, welches selbst mächtige Weinberge hat, ge¬
deiht der berühmte Rothwein von Viti-Iuy, von Farbe duukclgrauatroth, selbst
im hohen Alter noch etwas süß; der Geschmack der Kardaka hat bei ihm noch etwas
von dem Aroma der Erdbeeren. — Im Tolnaer Comitat ist der rothe Wein von
Szetszard berühmt; er ist sehr weich, früh reif und wird nicht gut älter, als
zwei Jahr. In dieser Zeit ist er leicht an seinem hvnigartigen Geruch zu er¬
kennen.
Zu deu ältesten Rebenpflanznngen gehören die blauen Trauben des Kirchenreichen,
frommen Erlau und seiner Umgegend. Der edelste Wein des großen Bezirks ist
der des Egidyberges, der sich langsam bis zum vierten und fünften Jahre im
Keller entwickelt. In günstigen Jahren bereitet man ungefähr seit dem Anfange
dieses Jahrhunderts ans Trockenbeeren einen Ausbruch nach der Methode von
Tokah. In demselben Comitat (Heveser) liegt das kleine Weingebirge von Vi-
sonta mit sehr berühmtem Rothwein. Es sind dort seit etwa 30 Jahren auch
Nheinweinreben gepflanzt worden. Ferner das kleine Gebirge von Apcz (Apser
Wein) an der Zagyva. Die Ausbeute ist genug, aber vorzüglich, und meist im
Besitz von Edelleuten. Der Wein ist ein Rival deö Villaner.
Weit unten im Süden erhebt sich zwischen der Frnska Gora und der save
eine Hochebene, deren Abfall längs der Donau mit den Neben von Syrmien bedeckt
ist. Karlowicz bildet den Mittelpunkt der Landschaft, die zu den schönsten in Ungarn
gehört, auch ihr Wein ist unter dem Namen Karlowiczer Wein weltbekannt. Dort war
es, wo der römische Kaiser Probus seine Legionen die ersten Neben in Ungarn pflanzen
ließ, und dort wurde er von den über die Arbeit mißvergnügten Soldaten ermordet.
Karlowicz, Peterwardein, Kcnnenicz, Jllok, Cserevicz und mehrere grie¬
chische Klöster sind berühmt durch ihre vorzüglichen Lagen von rothem Weine. Bei
Nakovacz wächst ein sehr schwerer weißer Wein. Die rothen und Schillerwcine
Syrmiens zeichnen sich durch ihre frühe Reife, ihren Geist und ihre Milde aus.
Der Wein hat in guten Jahren viel Süßigkeit, welche auch durch die Gährung
nicht ganz in Weingeist aufgelöst werden kaun. Ausbruch wird nicht sür den
Handel bereitet, dagegen ein eigenthümliches Getränk, das im ganzen Lande
uuter dem Namen Tropfwermuth bekannt ist, und in mehreren anderen
Gegenden ebenfalls fabricirt wird, aber nirgend mit gleichem Ruhme. Dieser
kostbare Trank wird dadurch bereitet, daß man Most aus den besten Trauben
abzieht, daun dnrch Ofenwärme zum Gähren und Schäumen bringt, durchseihet
und in kleine Fäßchen füllt, in welche verschiedenes klein gestoßenes Gewürz,
darunter Wermuth, gethan ist. In diesen Fäßchen macht der Wein seinen Gäh-
rungsproceß durch, darauf füllt man ihn in starke Flaschen, und verwahrt diese
in kühlem Keller. Dies Recept war früher ein großes Geheimniß. Der our-
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |