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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band.

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Officiere derselben, sie empfinden eS bitter, welche Rolle sie hier haben über¬
nehmen müssen, wie ganz anders sie im Frühling 48 standen, als General
Wrangel mit den Truppen, die Garden voran, ans den Thoren Rendsburgs
zog, die Dänen von dem Dannewerke zu vertreiben. Mit den Oestreichern ver¬
kehren die preußischen Officiere und Soldaten nicht mehr, als unumgänglich
nöthig. Die anfänglich oft blutigen Zwistigkeiten zwischen den östreichischen und
preußischen Truppen sind durch sehr strenge Maßregeln unterdrückt, und so weilen
denn Beide äußerlich wenigstens friedlich in dem engen Raum, der ihnen hier
angewiesen ist. Auch wenige frühere Schleswig- holsteinische Truppen, besonders
Pionniere und Arbeiter im Zeughause, siud noch hier. Was ans denselben wer¬
den wird, ist noch nicht entschieden; wahrscheinlich dürften sie ganz aufgelöst oder
der dänischen Armee einverleibt werden, da/das sogenannte holsteinische Bundcö-
contingent keine Pionniere zu stellen hat. Von dielen noch übrig gebliebenen
holsteinischen Truppen ist jetzt auch der größte Theil der deutschen Officiere wie¬
der entlassen worden, und Dänen, die in den letzten Jahren gegen deutsche Heeres¬
theile im Felde gestanden haben, sind dafür in demselben angestellt. Ein merk¬
würdiger Theil der ohnedies bunt genug zusammengesetzten Bundesarmee ist dieses
holsteinische Contingent nun wieder geworden! Dänische Officiere, dänisches Kriegs-
recht und dänisches Commando!

Wenn Rendsburg, dieser wichtige Waffenplatz im deutschen Norden, von den
Truppen, die es jetzt besetzt halten, geräumt und einem dänischen Commandanten
überliefert werden soll, scheint noch nicht festgesetzt; da Rußland, wie man sagt,
dies wünscht, so wird es ohne Zweifel geschehen, und in einer deutschen Festung,
deren Besitz ganz Holstein, Hamburg, Lübeck und die Elbmündung beherrscht,
sich bald ein fremder Herr recht fest und warm betten. In dem wichtigsten und
am besten angelegten Theil von Rendsburg, dem "Kroneuwerke", weht schon
jetzt die Danebrogsfahne und es ist unsren Freunden, den Dänen, recht bequem
gekommen, daß die Schleswig - holsteinischen Truppen dieses ,, Kronenwerk" mit
vieler Mühe und nicht geringen Kosten im letzten Jahre noch bedeutend verstärkt
haben. Die Dänen haben die Befestigungen, welche ihnen für ihre Zwecke passend
erschienen, möglichst vermehrt, einzelne andere Wälle aber niedergerissen. Ueber-
haupt benutzen dieselben jetzt ihre unumschränkte Herrschaft in Süd-Schleswig
auf das Beste, alle ihnen zu einer etwaigen Vertheidigung desselben, günstig gele¬
genen Orte so sehr als möglich durch Schanzen zu befestigen. So haben sie im
letzten Sommer sehr fleißig gearbeitet, das bekannte "Dannowerk" von Schleswig
noch fester zu machen, den Uebergang über die Schlei bei Missnnde und Eckern-
förd e mit neuen Schanzen zu versehen. Andere Schanzen der Schleswig-Hol-
stciner sind wieder zerstört, und man kann nur n'och die Ueberreste derselben sehen.
Besonders ist dies bei Sorgbrück, wo die Chaussee von Rendsburg nach Schleswig


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Officiere derselben, sie empfinden eS bitter, welche Rolle sie hier haben über¬
nehmen müssen, wie ganz anders sie im Frühling 48 standen, als General
Wrangel mit den Truppen, die Garden voran, ans den Thoren Rendsburgs
zog, die Dänen von dem Dannewerke zu vertreiben. Mit den Oestreichern ver¬
kehren die preußischen Officiere und Soldaten nicht mehr, als unumgänglich
nöthig. Die anfänglich oft blutigen Zwistigkeiten zwischen den östreichischen und
preußischen Truppen sind durch sehr strenge Maßregeln unterdrückt, und so weilen
denn Beide äußerlich wenigstens friedlich in dem engen Raum, der ihnen hier
angewiesen ist. Auch wenige frühere Schleswig- holsteinische Truppen, besonders
Pionniere und Arbeiter im Zeughause, siud noch hier. Was ans denselben wer¬
den wird, ist noch nicht entschieden; wahrscheinlich dürften sie ganz aufgelöst oder
der dänischen Armee einverleibt werden, da/das sogenannte holsteinische Bundcö-
contingent keine Pionniere zu stellen hat. Von dielen noch übrig gebliebenen
holsteinischen Truppen ist jetzt auch der größte Theil der deutschen Officiere wie¬
der entlassen worden, und Dänen, die in den letzten Jahren gegen deutsche Heeres¬
theile im Felde gestanden haben, sind dafür in demselben angestellt. Ein merk¬
würdiger Theil der ohnedies bunt genug zusammengesetzten Bundesarmee ist dieses
holsteinische Contingent nun wieder geworden! Dänische Officiere, dänisches Kriegs-
recht und dänisches Commando!

Wenn Rendsburg, dieser wichtige Waffenplatz im deutschen Norden, von den
Truppen, die es jetzt besetzt halten, geräumt und einem dänischen Commandanten
überliefert werden soll, scheint noch nicht festgesetzt; da Rußland, wie man sagt,
dies wünscht, so wird es ohne Zweifel geschehen, und in einer deutschen Festung,
deren Besitz ganz Holstein, Hamburg, Lübeck und die Elbmündung beherrscht,
sich bald ein fremder Herr recht fest und warm betten. In dem wichtigsten und
am besten angelegten Theil von Rendsburg, dem „Kroneuwerke", weht schon
jetzt die Danebrogsfahne und es ist unsren Freunden, den Dänen, recht bequem
gekommen, daß die Schleswig - holsteinischen Truppen dieses ,, Kronenwerk" mit
vieler Mühe und nicht geringen Kosten im letzten Jahre noch bedeutend verstärkt
haben. Die Dänen haben die Befestigungen, welche ihnen für ihre Zwecke passend
erschienen, möglichst vermehrt, einzelne andere Wälle aber niedergerissen. Ueber-
haupt benutzen dieselben jetzt ihre unumschränkte Herrschaft in Süd-Schleswig
auf das Beste, alle ihnen zu einer etwaigen Vertheidigung desselben, günstig gele¬
genen Orte so sehr als möglich durch Schanzen zu befestigen. So haben sie im
letzten Sommer sehr fleißig gearbeitet, das bekannte „Dannowerk" von Schleswig
noch fester zu machen, den Uebergang über die Schlei bei Missnnde und Eckern-
förd e mit neuen Schanzen zu versehen. Andere Schanzen der Schleswig-Hol-
stciner sind wieder zerstört, und man kann nur n'och die Ueberreste derselben sehen.
Besonders ist dies bei Sorgbrück, wo die Chaussee von Rendsburg nach Schleswig


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[0077] Officiere derselben, sie empfinden eS bitter, welche Rolle sie hier haben über¬ nehmen müssen, wie ganz anders sie im Frühling 48 standen, als General Wrangel mit den Truppen, die Garden voran, ans den Thoren Rendsburgs zog, die Dänen von dem Dannewerke zu vertreiben. Mit den Oestreichern ver¬ kehren die preußischen Officiere und Soldaten nicht mehr, als unumgänglich nöthig. Die anfänglich oft blutigen Zwistigkeiten zwischen den östreichischen und preußischen Truppen sind durch sehr strenge Maßregeln unterdrückt, und so weilen denn Beide äußerlich wenigstens friedlich in dem engen Raum, der ihnen hier angewiesen ist. Auch wenige frühere Schleswig- holsteinische Truppen, besonders Pionniere und Arbeiter im Zeughause, siud noch hier. Was ans denselben wer¬ den wird, ist noch nicht entschieden; wahrscheinlich dürften sie ganz aufgelöst oder der dänischen Armee einverleibt werden, da/das sogenannte holsteinische Bundcö- contingent keine Pionniere zu stellen hat. Von dielen noch übrig gebliebenen holsteinischen Truppen ist jetzt auch der größte Theil der deutschen Officiere wie¬ der entlassen worden, und Dänen, die in den letzten Jahren gegen deutsche Heeres¬ theile im Felde gestanden haben, sind dafür in demselben angestellt. Ein merk¬ würdiger Theil der ohnedies bunt genug zusammengesetzten Bundesarmee ist dieses holsteinische Contingent nun wieder geworden! Dänische Officiere, dänisches Kriegs- recht und dänisches Commando! Wenn Rendsburg, dieser wichtige Waffenplatz im deutschen Norden, von den Truppen, die es jetzt besetzt halten, geräumt und einem dänischen Commandanten überliefert werden soll, scheint noch nicht festgesetzt; da Rußland, wie man sagt, dies wünscht, so wird es ohne Zweifel geschehen, und in einer deutschen Festung, deren Besitz ganz Holstein, Hamburg, Lübeck und die Elbmündung beherrscht, sich bald ein fremder Herr recht fest und warm betten. In dem wichtigsten und am besten angelegten Theil von Rendsburg, dem „Kroneuwerke", weht schon jetzt die Danebrogsfahne und es ist unsren Freunden, den Dänen, recht bequem gekommen, daß die Schleswig - holsteinischen Truppen dieses ,, Kronenwerk" mit vieler Mühe und nicht geringen Kosten im letzten Jahre noch bedeutend verstärkt haben. Die Dänen haben die Befestigungen, welche ihnen für ihre Zwecke passend erschienen, möglichst vermehrt, einzelne andere Wälle aber niedergerissen. Ueber- haupt benutzen dieselben jetzt ihre unumschränkte Herrschaft in Süd-Schleswig auf das Beste, alle ihnen zu einer etwaigen Vertheidigung desselben, günstig gele¬ genen Orte so sehr als möglich durch Schanzen zu befestigen. So haben sie im letzten Sommer sehr fleißig gearbeitet, das bekannte „Dannowerk" von Schleswig noch fester zu machen, den Uebergang über die Schlei bei Missnnde und Eckern- förd e mit neuen Schanzen zu versehen. Andere Schanzen der Schleswig-Hol- stciner sind wieder zerstört, und man kann nur n'och die Ueberreste derselben sehen. Besonders ist dies bei Sorgbrück, wo die Chaussee von Rendsburg nach Schleswig .9'

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_93364/77>, abgerufen am 16.06.2024.