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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. IV. Band.

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auch mit großer Sicherheit sowol von Seite der befehlenden Officiere, wie der
ausübenden Mannschaft. Nicht allein ans Artigkeit gegen den Capitain, sondern
später auch gegen uns äußerte der englische Officier seine volle Zufriedenheit mit
Allem, was er gesehen hatte, und es war auf dessen Urtheil ein um so größeres
Gewicht zu legen, da derselbe einen anerkannten Ruf als einer der tüchtigsten
Seeleute der englischen Flotte hatte. Etwas mehr Unruhe und lebhaftes Geschrei,
als auf einem englischen Kriegsschiff, kam übrigens auf der sardinischen Fregatte
vor, und glich dieselbe hierin mehr einem französischen Fahrzeug. Auch die
Mannschaft war körperlich nicht so stark, wie die nordischen Seeleute es in der
Regel sind, und war deshalb auch in größerer Zahl an den Geschützen und Tauen
vertheilt.

Die Ausnahme, die uns am Bord zu Theil wurde, war ungemein zuvor¬
kommend, da der schon vorhin erwähnte Generalstabs-Officier in naher Ver¬
wandtschaft zu dem Capitain stand. Wir nahmen in der Cajüte desselben eine
reichliche Collazione ein, wobei besonders ausgezeichneter Cyperwein präsentirt
ward. Nicht ohne große Beschämung vermochte ich dabei die Frage eines Schiffs¬
lieutenants nach dem Schicksal unsrer neu gegründeten deutschen Flotte zu be¬
antworten.

Auf der Heimfahrt von der Fregatte besahen wir noch ein Fahrzeug,
das so eben aus den- Korallenfang nach der tunesischen Küste hinsegeln wollte.
Im großen Umfang wird die Korallenfischerei von Genua aus betrieben, und be¬
schäftigt viele Hunderte tüchtiger Seeleute. Den Patrone des Fahrzeugs hatte
ich zufälliger Weise im vorigen Frühling in Bona getroffen, und mit außerordent¬
licher Lebhaftigkeit freute er sich jeht unsres Wiedersehens. Er schenkte mir meh¬
rere sehr seltene Korallen, die er als Rarität aufbewahrt hatte, bewirthete uns
anf alle Weise und war durchaus nicht zu bewege", auch nur die geringste Ver¬
gütung dafür anzunehmen. ,M da kMc> Meere 6i servirla Sixiwre," ant¬
wortete er stets mit dem aufrichtigsten Ausdruck. Man findet sonst in Italien
nicht viel ähnliche Beispiele von Uneigennützigkeit gegen Fremde, daher mir dieses
desto mehr auffiel.




Die Kunstausstellung in Berlin.
2.

Indem wir zur nähern Betrachtung übergehen, können wir nicht unterlassen,
in die allgemeinen Klagen über die nachlässige Einsendung der im Katalog ver¬
zeichneten Kunstwerke einzustimmen. Das Zusammenfassen des Zusammengehörigen
zu bestimmten Gruppen, nach allgemeinen Gesichtspunkten, wird dadurch auf's


auch mit großer Sicherheit sowol von Seite der befehlenden Officiere, wie der
ausübenden Mannschaft. Nicht allein ans Artigkeit gegen den Capitain, sondern
später auch gegen uns äußerte der englische Officier seine volle Zufriedenheit mit
Allem, was er gesehen hatte, und es war auf dessen Urtheil ein um so größeres
Gewicht zu legen, da derselbe einen anerkannten Ruf als einer der tüchtigsten
Seeleute der englischen Flotte hatte. Etwas mehr Unruhe und lebhaftes Geschrei,
als auf einem englischen Kriegsschiff, kam übrigens auf der sardinischen Fregatte
vor, und glich dieselbe hierin mehr einem französischen Fahrzeug. Auch die
Mannschaft war körperlich nicht so stark, wie die nordischen Seeleute es in der
Regel sind, und war deshalb auch in größerer Zahl an den Geschützen und Tauen
vertheilt.

Die Ausnahme, die uns am Bord zu Theil wurde, war ungemein zuvor¬
kommend, da der schon vorhin erwähnte Generalstabs-Officier in naher Ver¬
wandtschaft zu dem Capitain stand. Wir nahmen in der Cajüte desselben eine
reichliche Collazione ein, wobei besonders ausgezeichneter Cyperwein präsentirt
ward. Nicht ohne große Beschämung vermochte ich dabei die Frage eines Schiffs¬
lieutenants nach dem Schicksal unsrer neu gegründeten deutschen Flotte zu be¬
antworten.

Auf der Heimfahrt von der Fregatte besahen wir noch ein Fahrzeug,
das so eben aus den- Korallenfang nach der tunesischen Küste hinsegeln wollte.
Im großen Umfang wird die Korallenfischerei von Genua aus betrieben, und be¬
schäftigt viele Hunderte tüchtiger Seeleute. Den Patrone des Fahrzeugs hatte
ich zufälliger Weise im vorigen Frühling in Bona getroffen, und mit außerordent¬
licher Lebhaftigkeit freute er sich jeht unsres Wiedersehens. Er schenkte mir meh¬
rere sehr seltene Korallen, die er als Rarität aufbewahrt hatte, bewirthete uns
anf alle Weise und war durchaus nicht zu bewege», auch nur die geringste Ver¬
gütung dafür anzunehmen. ,M da kMc> Meere 6i servirla Sixiwre," ant¬
wortete er stets mit dem aufrichtigsten Ausdruck. Man findet sonst in Italien
nicht viel ähnliche Beispiele von Uneigennützigkeit gegen Fremde, daher mir dieses
desto mehr auffiel.




Die Kunstausstellung in Berlin.
2.

Indem wir zur nähern Betrachtung übergehen, können wir nicht unterlassen,
in die allgemeinen Klagen über die nachlässige Einsendung der im Katalog ver¬
zeichneten Kunstwerke einzustimmen. Das Zusammenfassen des Zusammengehörigen
zu bestimmten Gruppen, nach allgemeinen Gesichtspunkten, wird dadurch auf's


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[0022] auch mit großer Sicherheit sowol von Seite der befehlenden Officiere, wie der ausübenden Mannschaft. Nicht allein ans Artigkeit gegen den Capitain, sondern später auch gegen uns äußerte der englische Officier seine volle Zufriedenheit mit Allem, was er gesehen hatte, und es war auf dessen Urtheil ein um so größeres Gewicht zu legen, da derselbe einen anerkannten Ruf als einer der tüchtigsten Seeleute der englischen Flotte hatte. Etwas mehr Unruhe und lebhaftes Geschrei, als auf einem englischen Kriegsschiff, kam übrigens auf der sardinischen Fregatte vor, und glich dieselbe hierin mehr einem französischen Fahrzeug. Auch die Mannschaft war körperlich nicht so stark, wie die nordischen Seeleute es in der Regel sind, und war deshalb auch in größerer Zahl an den Geschützen und Tauen vertheilt. Die Ausnahme, die uns am Bord zu Theil wurde, war ungemein zuvor¬ kommend, da der schon vorhin erwähnte Generalstabs-Officier in naher Ver¬ wandtschaft zu dem Capitain stand. Wir nahmen in der Cajüte desselben eine reichliche Collazione ein, wobei besonders ausgezeichneter Cyperwein präsentirt ward. Nicht ohne große Beschämung vermochte ich dabei die Frage eines Schiffs¬ lieutenants nach dem Schicksal unsrer neu gegründeten deutschen Flotte zu be¬ antworten. Auf der Heimfahrt von der Fregatte besahen wir noch ein Fahrzeug, das so eben aus den- Korallenfang nach der tunesischen Küste hinsegeln wollte. Im großen Umfang wird die Korallenfischerei von Genua aus betrieben, und be¬ schäftigt viele Hunderte tüchtiger Seeleute. Den Patrone des Fahrzeugs hatte ich zufälliger Weise im vorigen Frühling in Bona getroffen, und mit außerordent¬ licher Lebhaftigkeit freute er sich jeht unsres Wiedersehens. Er schenkte mir meh¬ rere sehr seltene Korallen, die er als Rarität aufbewahrt hatte, bewirthete uns anf alle Weise und war durchaus nicht zu bewege», auch nur die geringste Ver¬ gütung dafür anzunehmen. ,M da kMc> Meere 6i servirla Sixiwre," ant¬ wortete er stets mit dem aufrichtigsten Ausdruck. Man findet sonst in Italien nicht viel ähnliche Beispiele von Uneigennützigkeit gegen Fremde, daher mir dieses desto mehr auffiel. Die Kunstausstellung in Berlin. 2. Indem wir zur nähern Betrachtung übergehen, können wir nicht unterlassen, in die allgemeinen Klagen über die nachlässige Einsendung der im Katalog ver¬ zeichneten Kunstwerke einzustimmen. Das Zusammenfassen des Zusammengehörigen zu bestimmten Gruppen, nach allgemeinen Gesichtspunkten, wird dadurch auf's

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_94982/22>, abgerufen am 15.05.2024.