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Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. IV. Band.

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"nett und Boney" mit der größeren Schwimmfertigkeit ihres Feindes wohl
bekannt, sahen kaum,, wie dieser in offener Flucht und den mit Speeren bewaffneten
Jägern so weit voraus, sein Heil suchte, als sie auch schon, wie verabredet,
dem ihnen am nächsten liegenden linken Ufer zuschwammen, dieses erreichten, und
nun schnellen, flüchtigen Laufes daraufhinstürmten, der schwimmenden den Weg abzu¬
schneiden. Dicht über dem Fall aber, von Dickson's wüthendem Schreien zum
Aeußersten getrieben, sprangen sie wieder, jetzt dicht hinter der Otter, in'ö Wasser,
während die Anderen der Meute ebenfalls in nur wenigen Schritten Entfernung
klaffend und winselnd folgten.

Wo die Otter zum letzten Male in's Schilf gekrochen war, hatte sie mehrere
junge Hunde verleitet, sie immer noch dort zu glauben, und eifrig nach ihr das
dichte Gestrüpp zu durchwühle", was, Einem besonders, fast sehr schlecht bekommen
wäre, da Hawkins, der im ersten Augenblick, als er sich Etwas bewegen sah,
glaubte, es sei die Otter, schon zum tödtlichen Stoße ausholte, seinen Irrthum
aber noch glücklicher Weise zeitig genng einsah.

Schlimmer erging es Dickson, der, jetzt Nässe und Feuchtigkeit verachtend, in
das seichte Wasser sprang und mit der Linken den H"t um den Kopf schwenkte,
die Meute dnrch immer grellere und ohrcuzerreißcndere Töne zu fast wahnsinniger
Wuth antrieb, während er selbst der Jagd nachzukommen versuchte. Aber wehe
-- der nächste Schritt, den er that, brachte ihn mit dem Fuß in ein tiefes seul,
koch -- er verlor das Gleichgewicht, und verschwand im nächsten Moment unter
der über ihn wieder friedlich zusammenschießenden Fluth, wenig von den Jägern,
und uoch weniger von den Hunden beachtet, die wild und theilnahmlos vorbei-
stürmten.

Jetzt hatte aber auch die Otter den Fall erreicht, und glitt mit Blitzesschnelle
darüber hin -- doch kaum zehn Schritt von ihr.entfernt, stand Halwah, den
Speer hoch erhoben und ruhig und kaltblütig den Zeitpunkt abwartend, der ihm
einen sichern Wurf gestatten würde, denn kaum dürfte er hoffen, seine Waffe in
diesem Augenblick mit Erfolg schleudern zu können. Er sollte auch nicht lange
harren -- in der nächsten Secunde verschwand die Otter in den schäumenden
Sprudelwelleu, die hier seit Jahrtausenden gegen den Fall ankämpften, und gleich
darauf stieg sie korkähnlich wieder daraus hervor.

Dies war aber das einzige Moment, in dem Halway hoffen durfte, seinen
Wurf anzubringen; und er wußte das. -- Schnell zuckte noch einmal der schon
gehobene Arm zu kräftigerem Schwunge zurück, und dann, von der starken
Hand gesandt, zischte er nieder in die schäumende Fluth, aus welcher eben das
bärtige Gesicht des armen, gehetzten Thiers aufgetaucht war.

Wie mit Zauberschnelle verschwand Otter und Harpune unter Wasser, jetzt
aber glitten auch, kühn und unerschrocken, die beiden Hunde über den Fall, und
als die zum Tode Getroffene zuckend und sich sträubend wieder an die Oberfläche


„nett und Boney" mit der größeren Schwimmfertigkeit ihres Feindes wohl
bekannt, sahen kaum,, wie dieser in offener Flucht und den mit Speeren bewaffneten
Jägern so weit voraus, sein Heil suchte, als sie auch schon, wie verabredet,
dem ihnen am nächsten liegenden linken Ufer zuschwammen, dieses erreichten, und
nun schnellen, flüchtigen Laufes daraufhinstürmten, der schwimmenden den Weg abzu¬
schneiden. Dicht über dem Fall aber, von Dickson's wüthendem Schreien zum
Aeußersten getrieben, sprangen sie wieder, jetzt dicht hinter der Otter, in'ö Wasser,
während die Anderen der Meute ebenfalls in nur wenigen Schritten Entfernung
klaffend und winselnd folgten.

Wo die Otter zum letzten Male in's Schilf gekrochen war, hatte sie mehrere
junge Hunde verleitet, sie immer noch dort zu glauben, und eifrig nach ihr das
dichte Gestrüpp zu durchwühle«, was, Einem besonders, fast sehr schlecht bekommen
wäre, da Hawkins, der im ersten Augenblick, als er sich Etwas bewegen sah,
glaubte, es sei die Otter, schon zum tödtlichen Stoße ausholte, seinen Irrthum
aber noch glücklicher Weise zeitig genng einsah.

Schlimmer erging es Dickson, der, jetzt Nässe und Feuchtigkeit verachtend, in
das seichte Wasser sprang und mit der Linken den H»t um den Kopf schwenkte,
die Meute dnrch immer grellere und ohrcuzerreißcndere Töne zu fast wahnsinniger
Wuth antrieb, während er selbst der Jagd nachzukommen versuchte. Aber wehe
— der nächste Schritt, den er that, brachte ihn mit dem Fuß in ein tiefes seul,
koch — er verlor das Gleichgewicht, und verschwand im nächsten Moment unter
der über ihn wieder friedlich zusammenschießenden Fluth, wenig von den Jägern,
und uoch weniger von den Hunden beachtet, die wild und theilnahmlos vorbei-
stürmten.

Jetzt hatte aber auch die Otter den Fall erreicht, und glitt mit Blitzesschnelle
darüber hin — doch kaum zehn Schritt von ihr.entfernt, stand Halwah, den
Speer hoch erhoben und ruhig und kaltblütig den Zeitpunkt abwartend, der ihm
einen sichern Wurf gestatten würde, denn kaum dürfte er hoffen, seine Waffe in
diesem Augenblick mit Erfolg schleudern zu können. Er sollte auch nicht lange
harren — in der nächsten Secunde verschwand die Otter in den schäumenden
Sprudelwelleu, die hier seit Jahrtausenden gegen den Fall ankämpften, und gleich
darauf stieg sie korkähnlich wieder daraus hervor.

Dies war aber das einzige Moment, in dem Halway hoffen durfte, seinen
Wurf anzubringen; und er wußte das. — Schnell zuckte noch einmal der schon
gehobene Arm zu kräftigerem Schwunge zurück, und dann, von der starken
Hand gesandt, zischte er nieder in die schäumende Fluth, aus welcher eben das
bärtige Gesicht des armen, gehetzten Thiers aufgetaucht war.

Wie mit Zauberschnelle verschwand Otter und Harpune unter Wasser, jetzt
aber glitten auch, kühn und unerschrocken, die beiden Hunde über den Fall, und
als die zum Tode Getroffene zuckend und sich sträubend wieder an die Oberfläche


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 11, 1852, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341573_94982/238>, abgerufen am 05.06.2024.