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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band.

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dahin zu bringen? Z. Mein Vater war im Jahr 18i2 zum Ritter desselben
Ordens der Erlösung ernannt worden, ich verlangte es auch. P. Ihr Vater
war zum Baron ernannt worden? Z. Ja.-- P. Wieviel hat er dafür bezahlt?
Z. Ach, ich weiß es nicht.

Ein Herr Detonche, Juwelenhändler, gibt an: "Der Angeklagte wurde bei
mir durch sehr ehrenwerthe Personen präsentirt, er besuchte mein Etablissement
und sagte mir beim Fortgehen: Wenn meine Voreltern einen ehrenwerthen Ge-
werbtreibenden besuchten, ließen sie daselbst Zeichen ihres Wohlwollens zurück, ich
mache es wie sie. Empfangen Sie meine Umarmung, Sie sind Ritter der Er¬
lösung. P. Haben Sie Geld gegeben? Z. Man hatte mir anfangs nichts ab¬
verlangt, aber Herr Ernest sagte mir hernach, daß es Gebrauch sei, 800 Francs
für Kanzleigebühren zu geben; ich war erstaunt, aber ich gab, was man von mir
verlangte. P. Wartete der Angeklagte auf das Geld nicht vor der Thür in
einem Wagen? Z. Man hat es mir gesagt, ich bin dessen aber nicht gewiß.
P. Haben Sie ihm nicht außerdem einen Ring gegeben? Z. Ja. In dem
Glauben, daß mir der Orden umsonst gegeben wäre, hatte ich das Geschenk ge¬
macht; ich wollte später nicht darauf zurückkommen.

Herr Jeorgeon, Fabrikant, ist durch seinen Verwandten, den Obersten Cha-
puis, präsentirt worden. Er hat den Orden der Erlösung empfangen und hat
sich dafür mit einem Diner nud einer Schachtel mit Handschuhen abgefunden.
Weniger glücklich ist der durch Jeorgeon vorgestellte Hutsabrikaut Atair gewesen,
er hat 300 Francs gezahlt, die er Herrn Ernest übernachte. Der Staatsanwalt
an Ernest: Sie haben diese 300 Francs dem Angeklagten ausgehändigt? Z. Ja,
mein Herr. Se. Er erwartete Sie an der Thüre? Z. Ja, mein Herr. Der
Angeklagte: Das ist nicht wahr. Z. Ich bemerke Ihnen, daß es in der Unter¬
suchung vollständig herausgestellt ist.

Es ergibt sich ferner aus der Zeugenvernehmung, daß der Angeklagte einen
polnischen Priester, Stankewitz, dazu gestempelt hat, ihm ein Certificat zu
unterzeichnen, daß er ihn vom Jahre 1812 bis zum Jahre 1831 in Polen ge¬
kannt habe, daß er außerdem vor andern Personen eine Erkennungsscene mit ihm
aufgeführt hat. Auch hat er eine Bescheinigung vom General Trezel, früherem
Kriegsminister, erhalten, die ihm dieser im guten Glauben gegeben, ebenso wie
der General Lamarre und der baierische Gesandte. Ein Herr Michalowski, der
den Obersten Murzyuowski kannte, wird gefragt, ob dieser nicht einen Domestiken
gehabt habe und antwortet bejahend. "Als ich," fügt er hinzu, "den Herrn beim Jn-
structionsrichter sah, sagte ich, daß sein Gesicht mir nicht unbekannt sei, ich aber
nicht wissen könnte, wo ich ihn gesehen hätte. Von den zwei Entlastungszeugen
erklärt der eine, Grvhan, den Angeklagten in Boulogne gesehen zu haben, wo ihn
alle Welt als Prinz v. Gonzaga behandelt habe. Der General Gourgaud, sagt
er, schien ihn von früher her gekannt zu haben.


dahin zu bringen? Z. Mein Vater war im Jahr 18i2 zum Ritter desselben
Ordens der Erlösung ernannt worden, ich verlangte es auch. P. Ihr Vater
war zum Baron ernannt worden? Z. Ja.— P. Wieviel hat er dafür bezahlt?
Z. Ach, ich weiß es nicht.

Ein Herr Detonche, Juwelenhändler, gibt an: „Der Angeklagte wurde bei
mir durch sehr ehrenwerthe Personen präsentirt, er besuchte mein Etablissement
und sagte mir beim Fortgehen: Wenn meine Voreltern einen ehrenwerthen Ge-
werbtreibenden besuchten, ließen sie daselbst Zeichen ihres Wohlwollens zurück, ich
mache es wie sie. Empfangen Sie meine Umarmung, Sie sind Ritter der Er¬
lösung. P. Haben Sie Geld gegeben? Z. Man hatte mir anfangs nichts ab¬
verlangt, aber Herr Ernest sagte mir hernach, daß es Gebrauch sei, 800 Francs
für Kanzleigebühren zu geben; ich war erstaunt, aber ich gab, was man von mir
verlangte. P. Wartete der Angeklagte auf das Geld nicht vor der Thür in
einem Wagen? Z. Man hat es mir gesagt, ich bin dessen aber nicht gewiß.
P. Haben Sie ihm nicht außerdem einen Ring gegeben? Z. Ja. In dem
Glauben, daß mir der Orden umsonst gegeben wäre, hatte ich das Geschenk ge¬
macht; ich wollte später nicht darauf zurückkommen.

Herr Jeorgeon, Fabrikant, ist durch seinen Verwandten, den Obersten Cha-
puis, präsentirt worden. Er hat den Orden der Erlösung empfangen und hat
sich dafür mit einem Diner nud einer Schachtel mit Handschuhen abgefunden.
Weniger glücklich ist der durch Jeorgeon vorgestellte Hutsabrikaut Atair gewesen,
er hat 300 Francs gezahlt, die er Herrn Ernest übernachte. Der Staatsanwalt
an Ernest: Sie haben diese 300 Francs dem Angeklagten ausgehändigt? Z. Ja,
mein Herr. Se. Er erwartete Sie an der Thüre? Z. Ja, mein Herr. Der
Angeklagte: Das ist nicht wahr. Z. Ich bemerke Ihnen, daß es in der Unter¬
suchung vollständig herausgestellt ist.

Es ergibt sich ferner aus der Zeugenvernehmung, daß der Angeklagte einen
polnischen Priester, Stankewitz, dazu gestempelt hat, ihm ein Certificat zu
unterzeichnen, daß er ihn vom Jahre 1812 bis zum Jahre 1831 in Polen ge¬
kannt habe, daß er außerdem vor andern Personen eine Erkennungsscene mit ihm
aufgeführt hat. Auch hat er eine Bescheinigung vom General Trezel, früherem
Kriegsminister, erhalten, die ihm dieser im guten Glauben gegeben, ebenso wie
der General Lamarre und der baierische Gesandte. Ein Herr Michalowski, der
den Obersten Murzyuowski kannte, wird gefragt, ob dieser nicht einen Domestiken
gehabt habe und antwortet bejahend. „Als ich," fügt er hinzu, „den Herrn beim Jn-
structionsrichter sah, sagte ich, daß sein Gesicht mir nicht unbekannt sei, ich aber
nicht wissen könnte, wo ich ihn gesehen hätte. Von den zwei Entlastungszeugen
erklärt der eine, Grvhan, den Angeklagten in Boulogne gesehen zu haben, wo ihn
alle Welt als Prinz v. Gonzaga behandelt habe. Der General Gourgaud, sagt
er, schien ihn von früher her gekannt zu haben.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_96174/226>, abgerufen am 10.06.2024.