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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band.

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folgten demselben eine ganze Reihe schöner Ansichten ans Rom und Griechenland, die
sast alle von dem König von Preußen sür die Residenz in Potsdam angekauft wurden.
Ein außerordentlicher, unermüdlicher und übertriebener Fleiß verleitet ihn zur Hypochon¬
drie und diese wurde endlich so stark, daß sie ihn 185-1 zum Selbstmord trieb. --

Von einem sehr werthvollen Werke, Geschichte der Costums, die Tracht,
die baulichen Einrichtungen und das Geräth der vornehmsten Völker der östlichen Erd-
hälfte von Herr manu Weiß, ist soeben der erste Theil in Berlin bei Dümmler
erschienen. --

Auf dem alten Hofmeisterschloß zu Marienburg wird in diesem Sommer unter der
Leitung des Staatsministcrs v. Schön eifrig weiter gebaut. Eine Ansicht von den
neuen Bauten wird vom Professor Schulz sür den König gemalt. --

G allait arbeitet in Paris an einem großen Bilde, das zu dem aus der Berliner
Ausstellung bewunderten ein Seitenstück liefert; ein Gefangener, Geige spielend, den
seine Frau mit einem Kinde aus dem Schoß aufzuhören bittet. --

Es ist ungefähr ein Jahr her Heft 6), daß wir einen ausführlichen Be¬
richt über das Leben und die Werke Ludwig Richters brachten, Dr. Eggers, der
Herausgeber des Kunstblattes, macht auf eine Reihe von Holzschnittwerken aufmerksam,
die von Ludwig Richter im Georg Wigandscheu Verlag erschienen sind: Ludwig Bech-
steins Sagenbuch; Robert Reinicks Jngcndkalendcr; der Lcmdprcdiger von Wakesiclde;
Muscos Märchen; endlich das neueste, Beschauliches und Erbauliches, ein Familienbilder¬
buch und das Goethe-Album. Von diesen schönen Werken werden wir auch unsrerseits
einen Bericht abstatten.


Literatur.

-- In Nürnberg erscheint unter der Redaction des Freiherr" von
Aufseß der "Anzeiger sür Kunde der deutschen Vorzeit. Organ des ger¬
manischen Museums." -- Bereits das Prvbeblatt, das uns vorliegt, enthält sehr viele
interessante Notizen, und wir machen unsere Leser dringend ans das verdienstvolle
nationale Unternehmen aufmerksam. --

Moritz Carrieres "christliche Ueberzeugungen" nach dessen "Religiösen Reden
und Betrachtungen sür das deutsche Volk," dargestellt von Dr. Strodl. , Regensburg,
Pustel. -- Wir sind nicht sachverständig genug, um über die Hauptfrage, ob Herr
Carriere mit dem Catechismus übereinstimmt oder nicht, ein competentes Gutachten
abzugeben, wir finden nnr, daß der altgläubige Theolog in der Anwendung der philo¬
sophischen Formen eine größere Gewandheit entwickelt, als der nengläubige. Ob der
erste sich damit einen großen Dank bei der Orthodoxie erwerben wird, lassen wir dahin¬
gestellt sein, denn es ist immer mißlich, den Teufel mit dem Teufel auszutreiben. --
Unangenehm wird die Schrift, wenn sie von den "wissenschaftlichen" Argumentationen
abgeht, und sich unmittelbar an die hohe Behörde wendet. Je wohlfeiler so etwas
heut zu Tage ist, je mehr sollte es jeder Mann von Ehre vermeide".




Herausgegeben von Gustav Freytag und Julian Schmidt.
Als verantwvrtl. Redacteur legitmnrt: F. W. Gruuow. -- Verlag von F. L. Hevbig
in Leipzig/
Druck von C. E. Mbert in Leipzig.

folgten demselben eine ganze Reihe schöner Ansichten ans Rom und Griechenland, die
sast alle von dem König von Preußen sür die Residenz in Potsdam angekauft wurden.
Ein außerordentlicher, unermüdlicher und übertriebener Fleiß verleitet ihn zur Hypochon¬
drie und diese wurde endlich so stark, daß sie ihn 185-1 zum Selbstmord trieb. —

Von einem sehr werthvollen Werke, Geschichte der Costums, die Tracht,
die baulichen Einrichtungen und das Geräth der vornehmsten Völker der östlichen Erd-
hälfte von Herr manu Weiß, ist soeben der erste Theil in Berlin bei Dümmler
erschienen. —

Auf dem alten Hofmeisterschloß zu Marienburg wird in diesem Sommer unter der
Leitung des Staatsministcrs v. Schön eifrig weiter gebaut. Eine Ansicht von den
neuen Bauten wird vom Professor Schulz sür den König gemalt. —

G allait arbeitet in Paris an einem großen Bilde, das zu dem aus der Berliner
Ausstellung bewunderten ein Seitenstück liefert; ein Gefangener, Geige spielend, den
seine Frau mit einem Kinde aus dem Schoß aufzuhören bittet. —

Es ist ungefähr ein Jahr her Heft 6), daß wir einen ausführlichen Be¬
richt über das Leben und die Werke Ludwig Richters brachten, Dr. Eggers, der
Herausgeber des Kunstblattes, macht auf eine Reihe von Holzschnittwerken aufmerksam,
die von Ludwig Richter im Georg Wigandscheu Verlag erschienen sind: Ludwig Bech-
steins Sagenbuch; Robert Reinicks Jngcndkalendcr; der Lcmdprcdiger von Wakesiclde;
Muscos Märchen; endlich das neueste, Beschauliches und Erbauliches, ein Familienbilder¬
buch und das Goethe-Album. Von diesen schönen Werken werden wir auch unsrerseits
einen Bericht abstatten.


Literatur.

— In Nürnberg erscheint unter der Redaction des Freiherr» von
Aufseß der „Anzeiger sür Kunde der deutschen Vorzeit. Organ des ger¬
manischen Museums." — Bereits das Prvbeblatt, das uns vorliegt, enthält sehr viele
interessante Notizen, und wir machen unsere Leser dringend ans das verdienstvolle
nationale Unternehmen aufmerksam. —

Moritz Carrieres „christliche Ueberzeugungen" nach dessen „Religiösen Reden
und Betrachtungen sür das deutsche Volk," dargestellt von Dr. Strodl. , Regensburg,
Pustel. — Wir sind nicht sachverständig genug, um über die Hauptfrage, ob Herr
Carriere mit dem Catechismus übereinstimmt oder nicht, ein competentes Gutachten
abzugeben, wir finden nnr, daß der altgläubige Theolog in der Anwendung der philo¬
sophischen Formen eine größere Gewandheit entwickelt, als der nengläubige. Ob der
erste sich damit einen großen Dank bei der Orthodoxie erwerben wird, lassen wir dahin¬
gestellt sein, denn es ist immer mißlich, den Teufel mit dem Teufel auszutreiben. —
Unangenehm wird die Schrift, wenn sie von den „wissenschaftlichen" Argumentationen
abgeht, und sich unmittelbar an die hohe Behörde wendet. Je wohlfeiler so etwas
heut zu Tage ist, je mehr sollte es jeder Mann von Ehre vermeide».




Herausgegeben von Gustav Freytag und Julian Schmidt.
Als verantwvrtl. Redacteur legitmnrt: F. W. Gruuow. — Verlag von F. L. Hevbig
in Leipzig/
Druck von C. E. Mbert in Leipzig.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_96174/248>, abgerufen am 10.06.2024.