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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band.

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Seite der Whigs, obgleich er in Beziehung ans die neuere Politik Tory ist. Er
sucht sogar durch ziemlich scharfsinnig ausgeführte Parallelen nachzuweisen, daß die
Whigs von damals den jetzigen Tories oder vielmehr den Tones aus den 30er
Jahren entsprechen. Wir können diese Beweisführung nicht gelten lassen, da sich
jene Parallelen doch mehr auf Aeußerlichkeiten beziehen. Allein die Partcistclluug
hat Lord Mahon überhaupt nicht gehindert, überall den Maßstab strenger Ge¬
rechtigkeit anzulegen; er hat nicht einzelne Lieblingshelden, in deren Wesen er so
aufginge, daß er darüber die Sache aus den Augen ließe. So hoch er z. B.
den Herzog von Marlborough stellt, so fällt es ihm doch keinen Augenblick ein,
die sehr deutlich hervortretenden Schwächen desselben zu beschönigen.

Von jener Eleganz, Feinheit und künstlerischen Vollendung, die Macaulays
Geschichtwerk zu einem classischen Buch für alle Zeiten und Volker macht, ist
hier natürlich keine Rede. Wir haben es nur mit einem schlichten, redlichen,
vollkommen unterrichteten und praktisch gebildeten Staatsmann zu thun. Aber
das scheint uns auch die Hauptsache zu sein. Es wäre thöricht, wenn wir uns
durch die großen Leistungen Macaulays das Vortreffliche, das neben ihm hervor¬
geht, verkümmern ließen. Da wir bei Macaulays schwachem Gesundheitszustand
leider nur sehr wenig Hoffnung haben können, von ihm die Fortführung der
englischen Geschichte über einen größer" Zeitraum hinaus zu erhalten, so wird
dieses Werk des Lord Mahon eine willkommene Ergänzung bilden. Sobald
dasselbe in der dentschen Ausgabe vollendet sein wird, kommen wir noch einmal
ausführlicher darauf zurück. --


Ils cluo alö VVellin^lo". Kssui sur l'Kiswii'L ol. for la diaj>i-!>j>In(! ein cluo ac >V.
I'ör ^kutes Uaurol. IZluxellLs, Kiessling Ä Komp. --

Dem Verfasser kommt es bei seiner Darstellung nicht darauf an, seinen Ge¬
genstand tiefer zu begründen. Er hat keine eigentlich historischen Studien gemacht,
er will nur dem größern Publicum ein gedrängtes und doch anschauliches Ge-
sammtbild seines Helden geben. Dies ist ihm gelungen; das Buch liest sich
angenehm und fließend fort, der Charakter Wellingtons ist würdig wiedergegeben
und das Bild ist soweit richtig und vollständig, >als mau es überhaupt bei der¬
gleichen Schriften verlangen kann.


line suovui'sale! du l-ribunsl et e sunF pur ^ I v)'o r. Lruxellizs l!c I-,t!iMF,
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Der Verfasser behandelt in dem vorliegenden Buch eine Episode aus der
Zeit Aldas, nämlich eine Abtheilung des berühmten Blnttribnnals, welches in¬
folge der Belagerung von Mons eingerichtet wurde. Er hat gute Quelle" dazu
gehabt, von denen er im Anhange einige Auszüge gibt, und er erzählt sehr
spannend und interessant. Wenn er sich mit seinen allgemein historische" Per-
spectiven etwas mehr eingeschränkt hätte, so würde das dem guten Eindruck seines


Seite der Whigs, obgleich er in Beziehung ans die neuere Politik Tory ist. Er
sucht sogar durch ziemlich scharfsinnig ausgeführte Parallelen nachzuweisen, daß die
Whigs von damals den jetzigen Tories oder vielmehr den Tones aus den 30er
Jahren entsprechen. Wir können diese Beweisführung nicht gelten lassen, da sich
jene Parallelen doch mehr auf Aeußerlichkeiten beziehen. Allein die Partcistclluug
hat Lord Mahon überhaupt nicht gehindert, überall den Maßstab strenger Ge¬
rechtigkeit anzulegen; er hat nicht einzelne Lieblingshelden, in deren Wesen er so
aufginge, daß er darüber die Sache aus den Augen ließe. So hoch er z. B.
den Herzog von Marlborough stellt, so fällt es ihm doch keinen Augenblick ein,
die sehr deutlich hervortretenden Schwächen desselben zu beschönigen.

Von jener Eleganz, Feinheit und künstlerischen Vollendung, die Macaulays
Geschichtwerk zu einem classischen Buch für alle Zeiten und Volker macht, ist
hier natürlich keine Rede. Wir haben es nur mit einem schlichten, redlichen,
vollkommen unterrichteten und praktisch gebildeten Staatsmann zu thun. Aber
das scheint uns auch die Hauptsache zu sein. Es wäre thöricht, wenn wir uns
durch die großen Leistungen Macaulays das Vortreffliche, das neben ihm hervor¬
geht, verkümmern ließen. Da wir bei Macaulays schwachem Gesundheitszustand
leider nur sehr wenig Hoffnung haben können, von ihm die Fortführung der
englischen Geschichte über einen größer» Zeitraum hinaus zu erhalten, so wird
dieses Werk des Lord Mahon eine willkommene Ergänzung bilden. Sobald
dasselbe in der dentschen Ausgabe vollendet sein wird, kommen wir noch einmal
ausführlicher darauf zurück. —


Ils cluo alö VVellin^lo». Kssui sur l'Kiswii'L ol. for la diaj>i-!>j>In(! ein cluo ac >V.
I'ör ^kutes Uaurol. IZluxellLs, Kiessling Ä Komp. —

Dem Verfasser kommt es bei seiner Darstellung nicht darauf an, seinen Ge¬
genstand tiefer zu begründen. Er hat keine eigentlich historischen Studien gemacht,
er will nur dem größern Publicum ein gedrängtes und doch anschauliches Ge-
sammtbild seines Helden geben. Dies ist ihm gelungen; das Buch liest sich
angenehm und fließend fort, der Charakter Wellingtons ist würdig wiedergegeben
und das Bild ist soweit richtig und vollständig, >als mau es überhaupt bei der¬
gleichen Schriften verlangen kann.


line suovui'sale! du l-ribunsl et e sunF pur ^ I v)'o r. Lruxellizs l!c I-,t!iMF,
liiesslin^ 8: Loil>i>. —

Der Verfasser behandelt in dem vorliegenden Buch eine Episode aus der
Zeit Aldas, nämlich eine Abtheilung des berühmten Blnttribnnals, welches in¬
folge der Belagerung von Mons eingerichtet wurde. Er hat gute Quelle» dazu
gehabt, von denen er im Anhange einige Auszüge gibt, und er erzählt sehr
spannend und interessant. Wenn er sich mit seinen allgemein historische» Per-
spectiven etwas mehr eingeschränkt hätte, so würde das dem guten Eindruck seines


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_96174/300>, abgerufen am 28.05.2024.