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Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band.

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Beobachtung der schicklichen Formen. Es wäre unbillig, vom lateinischen Dichter den
heutigen Curialstil zu erwarten, auch ist es sicher nur zu billigen, wenn ein Professor
der Philologie im Cicero belesener ist, als im Staatskalender, allein daß "-sa? .Mosen's
sür einen jungen Prinzen, wie nahe er auch dem Throne stehe, Angesichts Sr. Maj. ^
des Königs und des Prinzen Johann eine nicht angemessene Bezeichnung sei, war nicht
schwer zu sehen. Auch war die Anspiehmg, daß nicht .s"s?ins ^mo,-, sondern Kxe^As
F,aufs5"ö diese Verbindung geschlossen habe, wie gut lateinisch der Ausdruck fiir Con-
venicnzheirath auch immer sein mag, an diesem Platze doch gewiß recht indiscret. Ganz
unbegreiflich ist es aber, wie die Universität ein Gefühl von Kränkung, daß Prinz
Albert seiner Zeit nicht hier, sondern in Bonn studirte, bei dieser Gelegenheit in einem
Gratnlationsgedicht auf eine Weise äußern mochte, die freilich verständlich genng, aber
weder delicat noch klug ist. Bei weitem ausfallender ist es dennoch gewesen, daß auch
in dem wahrhaft kostbar gedruckten Gratulationsgedicht der Nikolaischule ein Mann
von so bewährter Loyalität, wie der Rector Robbe ist, sich Aeußerungen hat ent¬
schlüpfen lassen,, die gradezu ungehörig sind. Oder wie soll man es nennen, wenn er,
nachdem er den König gepriesen, dessen Muth den Wahnsinn derjenigen gebrochen, "die
den Gott aus der Paulskirche vertrieben" -- beiläufig gesagt, es war der Magistrat
von Frankfurt, der die Kirche dem Gottesdienst entzog -- auch den Krieg gegen
Dänemark preist? Hat Herr Rector Robbe es vergessen, daß dieser Krieg im Auftrage
des Reichsministerinms geführt worden ist, daß er glaubt, durch solche Erinnerungen
erfreuliche Gefühle zu erwecken? Indessen jede denkbare Tactlosigkeit übertrifft es doch,
wenn sogar die Hoffnung ausgesprochen wird, Prinz Albert werde die Zeiten des großen
Moritz zurückführen. Eine solche Anspielung dem hohen Brautpaare gegenüber im
Munde des Enkels Luthers -- man braucht kein Höfling zu sein, um das zu arg
zu finden. --

Ludwig Tieck. -- Von der Gesammtausgabe der Novellen dieses Dichters
(Berlin, G. Reimer), die wir in Heft besprochen haben, ist soeben der 3. Bd.
(9. und 10. Lieferung) erschienen. Er enthält folgende Novellen: der Wasscrmensch
(1833); der Mondsüchtige (1832); Weihnacht-Abend (1833); das Zauberschloß (1830);
Uebereilung (1833). --

Die Insel und das Seebad Wangeroge. Zugleich ein Rathgeber für
diejenigen, welche Seebäder gebrauchen wollen. Mit einer Ansicht und einem Plane
der Insel in Steindruck. Oldenburg, W. Berndt. -- Ein sehr verständig und sachgemäß
abgefaßtes Schriftchen. --




Herausgegeben von Gustav Freytag und Julian Schmidt.
Als verantwort!. Redacteur legitimirt: F. W. Grnnvw. -- Verlag von F. L. Herbig
in Leipzig.
Druck von C. E. Elbert in Leipzig.


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Beobachtung der schicklichen Formen. Es wäre unbillig, vom lateinischen Dichter den
heutigen Curialstil zu erwarten, auch ist es sicher nur zu billigen, wenn ein Professor
der Philologie im Cicero belesener ist, als im Staatskalender, allein daß »-sa? .Mosen's
sür einen jungen Prinzen, wie nahe er auch dem Throne stehe, Angesichts Sr. Maj. ^
des Königs und des Prinzen Johann eine nicht angemessene Bezeichnung sei, war nicht
schwer zu sehen. Auch war die Anspiehmg, daß nicht .s«s?ins ^mo,-, sondern Kxe^As
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venicnzheirath auch immer sein mag, an diesem Platze doch gewiß recht indiscret. Ganz
unbegreiflich ist es aber, wie die Universität ein Gefühl von Kränkung, daß Prinz
Albert seiner Zeit nicht hier, sondern in Bonn studirte, bei dieser Gelegenheit in einem
Gratnlationsgedicht auf eine Weise äußern mochte, die freilich verständlich genng, aber
weder delicat noch klug ist. Bei weitem ausfallender ist es dennoch gewesen, daß auch
in dem wahrhaft kostbar gedruckten Gratulationsgedicht der Nikolaischule ein Mann
von so bewährter Loyalität, wie der Rector Robbe ist, sich Aeußerungen hat ent¬
schlüpfen lassen,, die gradezu ungehörig sind. Oder wie soll man es nennen, wenn er,
nachdem er den König gepriesen, dessen Muth den Wahnsinn derjenigen gebrochen, „die
den Gott aus der Paulskirche vertrieben" — beiläufig gesagt, es war der Magistrat
von Frankfurt, der die Kirche dem Gottesdienst entzog — auch den Krieg gegen
Dänemark preist? Hat Herr Rector Robbe es vergessen, daß dieser Krieg im Auftrage
des Reichsministerinms geführt worden ist, daß er glaubt, durch solche Erinnerungen
erfreuliche Gefühle zu erwecken? Indessen jede denkbare Tactlosigkeit übertrifft es doch,
wenn sogar die Hoffnung ausgesprochen wird, Prinz Albert werde die Zeiten des großen
Moritz zurückführen. Eine solche Anspielung dem hohen Brautpaare gegenüber im
Munde des Enkels Luthers — man braucht kein Höfling zu sein, um das zu arg
zu finden. —

Ludwig Tieck. — Von der Gesammtausgabe der Novellen dieses Dichters
(Berlin, G. Reimer), die wir in Heft besprochen haben, ist soeben der 3. Bd.
(9. und 10. Lieferung) erschienen. Er enthält folgende Novellen: der Wasscrmensch
(1833); der Mondsüchtige (1832); Weihnacht-Abend (1833); das Zauberschloß (1830);
Uebereilung (1833). —

Die Insel und das Seebad Wangeroge. Zugleich ein Rathgeber für
diejenigen, welche Seebäder gebrauchen wollen. Mit einer Ansicht und einem Plane
der Insel in Steindruck. Oldenburg, W. Berndt. — Ein sehr verständig und sachgemäß
abgefaßtes Schriftchen. —




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[0088] Beobachtung der schicklichen Formen. Es wäre unbillig, vom lateinischen Dichter den heutigen Curialstil zu erwarten, auch ist es sicher nur zu billigen, wenn ein Professor der Philologie im Cicero belesener ist, als im Staatskalender, allein daß »-sa? .Mosen's sür einen jungen Prinzen, wie nahe er auch dem Throne stehe, Angesichts Sr. Maj. ^ des Königs und des Prinzen Johann eine nicht angemessene Bezeichnung sei, war nicht schwer zu sehen. Auch war die Anspiehmg, daß nicht .s«s?ins ^mo,-, sondern Kxe^As F,aufs5«ö diese Verbindung geschlossen habe, wie gut lateinisch der Ausdruck fiir Con- venicnzheirath auch immer sein mag, an diesem Platze doch gewiß recht indiscret. Ganz unbegreiflich ist es aber, wie die Universität ein Gefühl von Kränkung, daß Prinz Albert seiner Zeit nicht hier, sondern in Bonn studirte, bei dieser Gelegenheit in einem Gratnlationsgedicht auf eine Weise äußern mochte, die freilich verständlich genng, aber weder delicat noch klug ist. Bei weitem ausfallender ist es dennoch gewesen, daß auch in dem wahrhaft kostbar gedruckten Gratulationsgedicht der Nikolaischule ein Mann von so bewährter Loyalität, wie der Rector Robbe ist, sich Aeußerungen hat ent¬ schlüpfen lassen,, die gradezu ungehörig sind. Oder wie soll man es nennen, wenn er, nachdem er den König gepriesen, dessen Muth den Wahnsinn derjenigen gebrochen, „die den Gott aus der Paulskirche vertrieben" — beiläufig gesagt, es war der Magistrat von Frankfurt, der die Kirche dem Gottesdienst entzog — auch den Krieg gegen Dänemark preist? Hat Herr Rector Robbe es vergessen, daß dieser Krieg im Auftrage des Reichsministerinms geführt worden ist, daß er glaubt, durch solche Erinnerungen erfreuliche Gefühle zu erwecken? Indessen jede denkbare Tactlosigkeit übertrifft es doch, wenn sogar die Hoffnung ausgesprochen wird, Prinz Albert werde die Zeiten des großen Moritz zurückführen. Eine solche Anspielung dem hohen Brautpaare gegenüber im Munde des Enkels Luthers — man braucht kein Höfling zu sein, um das zu arg zu finden. — Ludwig Tieck. — Von der Gesammtausgabe der Novellen dieses Dichters (Berlin, G. Reimer), die wir in Heft besprochen haben, ist soeben der 3. Bd. (9. und 10. Lieferung) erschienen. Er enthält folgende Novellen: der Wasscrmensch (1833); der Mondsüchtige (1832); Weihnacht-Abend (1833); das Zauberschloß (1830); Uebereilung (1833). — Die Insel und das Seebad Wangeroge. Zugleich ein Rathgeber für diejenigen, welche Seebäder gebrauchen wollen. Mit einer Ansicht und einem Plane der Insel in Steindruck. Oldenburg, W. Berndt. — Ein sehr verständig und sachgemäß abgefaßtes Schriftchen. — Herausgegeben von Gustav Freytag und Julian Schmidt. Als verantwort!. Redacteur legitimirt: F. W. Grnnvw. — Verlag von F. L. Herbig in Leipzig. Druck von C. E. Elbert in Leipzig. Am K. Juli beginnen „die Grenzboten" das II. Semester, aus das wir zum geneigten Abonnement einladen. Bestellungen nehmen alle Buchhandlungen und Postämter an. Die Verlagshandlung.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 12, 1853, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341576_96174/88>, abgerufen am 27.05.2024.