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Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band.

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in der Verschiedenheit der Formbildung und Zusammenstellung von einzelnen
Gebäudetheilen sichtbar, der jetzt gewöhnlich, um der bestechlichen malerischen
Haltung zu stöhnen, besonders zum Nachtheil der innern Einrichtung, sowie
auf Kosten des Baues und dessen Unterhaltung selbst, von den heutigen
Architekten gehuldigt wird." -- Die Begründung dieser Ansichten im einzelnen
muß in den frühern Kritiken gesucht werden, unter denen wir namentlich auf
die Kritik des neuen Schauspielhauses in Berlin und des neuen Museums
aufmerksam machen. -- Ueber Klenze, der in vieler Beziehung als daS Gegen¬
bild Schinkels anzusehen ist, kommt der Verfasser zu folgendem Resultat: Der
Versuch, den griechischen Stil sür unsre baulichen Bedürfnisse angemessen zu.
gestalten, ist ihm nicht gelungen, ja er hat>bei seinen Entwürfen den griechischen
Stil mit Formen und Verhältnissen verbunden, die sich wie die Wölbungen,
Säulenverkuppelungen in. ganz unorganisch dazu stellen. Sein Beispiel hat
also der Reinheit des Stils geschadet; um so mehr, als er, um den Effect für
die Ansicht zu vermehren, sich von seinem malerischen Talent hat verleiten
lassen, Formen und Constructionen anzuwenden, die, wie namentlich die
Karyatidensäulen und die Hermenpilaster, in der getroffenen Anordnung in
statischer wie in ästhetischer Hinsicht gleich verwerflich sind. Dieses strenge
Urtheil sucht der Verfasser durch eine Analyse der Glyptothek und der übrigen
Bauwerke in München, die Klenzes Ruhm begründet haben, nachzuweisen.




Beiträge zur Gartenkunst.

Das Dekamcron, oder zehn Darstellungen vorzüglicher Formen und Charakter¬
verbindungen aus dem Gebiet der Landschaftsgartenkunst, mit ausführlichen
Erklärungen von Rudolph Sieb cet, früher kais. russ. Hofgärtner und
gegenw. Rathsgärtncr zu Leipzig, Verfasser der "Bittenden Gartenkunst in
ihren modernen Formen". Leipzig, Arnold. --

Wir haben in früherer Zeit mehre ausführliche Abhandlungen über die
Verschönerung der Landschaft durch deu Menschen mitgetheilt. Auf diese be¬
ziehen wir uns jetzt zurück, indem wir eins der vorzüglichsten Werke anzeigen,
durch welches dem Besitzer eines bedeutenden Gutes möglich gemacht wird, was
er zur Verschönerung der Natur thun will, mit Geschmack und Methode
zu thun.

Das Werk erscheint in zehn Lieferungen, von denen eine jede vier Tafeln
in Imperial-Folio und einen Bogen Tert enthält; auf diesen vier Tafeln ist
der Plan zu einem größern Park dargestellt; der Tert enthält die ausführ¬
liche Erklärung derselben, sowie die Angabe der bei der Ausführung zu ver¬
wendenden Gehölze und Blumen.


in der Verschiedenheit der Formbildung und Zusammenstellung von einzelnen
Gebäudetheilen sichtbar, der jetzt gewöhnlich, um der bestechlichen malerischen
Haltung zu stöhnen, besonders zum Nachtheil der innern Einrichtung, sowie
auf Kosten des Baues und dessen Unterhaltung selbst, von den heutigen
Architekten gehuldigt wird." — Die Begründung dieser Ansichten im einzelnen
muß in den frühern Kritiken gesucht werden, unter denen wir namentlich auf
die Kritik des neuen Schauspielhauses in Berlin und des neuen Museums
aufmerksam machen. — Ueber Klenze, der in vieler Beziehung als daS Gegen¬
bild Schinkels anzusehen ist, kommt der Verfasser zu folgendem Resultat: Der
Versuch, den griechischen Stil sür unsre baulichen Bedürfnisse angemessen zu.
gestalten, ist ihm nicht gelungen, ja er hat>bei seinen Entwürfen den griechischen
Stil mit Formen und Verhältnissen verbunden, die sich wie die Wölbungen,
Säulenverkuppelungen in. ganz unorganisch dazu stellen. Sein Beispiel hat
also der Reinheit des Stils geschadet; um so mehr, als er, um den Effect für
die Ansicht zu vermehren, sich von seinem malerischen Talent hat verleiten
lassen, Formen und Constructionen anzuwenden, die, wie namentlich die
Karyatidensäulen und die Hermenpilaster, in der getroffenen Anordnung in
statischer wie in ästhetischer Hinsicht gleich verwerflich sind. Dieses strenge
Urtheil sucht der Verfasser durch eine Analyse der Glyptothek und der übrigen
Bauwerke in München, die Klenzes Ruhm begründet haben, nachzuweisen.




Beiträge zur Gartenkunst.

Das Dekamcron, oder zehn Darstellungen vorzüglicher Formen und Charakter¬
verbindungen aus dem Gebiet der Landschaftsgartenkunst, mit ausführlichen
Erklärungen von Rudolph Sieb cet, früher kais. russ. Hofgärtner und
gegenw. Rathsgärtncr zu Leipzig, Verfasser der „Bittenden Gartenkunst in
ihren modernen Formen". Leipzig, Arnold. —

Wir haben in früherer Zeit mehre ausführliche Abhandlungen über die
Verschönerung der Landschaft durch deu Menschen mitgetheilt. Auf diese be¬
ziehen wir uns jetzt zurück, indem wir eins der vorzüglichsten Werke anzeigen,
durch welches dem Besitzer eines bedeutenden Gutes möglich gemacht wird, was
er zur Verschönerung der Natur thun will, mit Geschmack und Methode
zu thun.

Das Werk erscheint in zehn Lieferungen, von denen eine jede vier Tafeln
in Imperial-Folio und einen Bogen Tert enthält; auf diesen vier Tafeln ist
der Plan zu einem größern Park dargestellt; der Tert enthält die ausführ¬
liche Erklärung derselben, sowie die Angabe der bei der Ausführung zu ver¬
wendenden Gehölze und Blumen.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 13, 1854, II. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341578_96706/357>, abgerufen am 27.05.2024.