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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. I. Band.

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Piligrim von Passau und das Erzbisthum Lorch. Von ">'. Ernst Dümmler.
Leipzig, Hirzel, --
Das Mississippithal, geographisch und statistisch beschrieben von Theodor
Olshausen. Bd. 2, 1. Hälfte: der Staat Missouri. Kiel, Akademische
Buchhandlung. --
Beiträge zur Kunde Pommerns. Herausgegeben von dem Verein für
pommersche Statistik, Stettin. Morin. IV, 3. V, 1. VI, -I. --
Ad albert Erz disch os von Hamburg und die Idee eines nordischen Patriarchats.
Von Colmar Grün Hagen. Leipzig, Brockhaus. --
Geschichte Bayerns unter König Maximilian Joseph I. Mit besonderer
Beziehung ans die Entstehung der Verfassungsurkunde. Von Gustav
Freiherr" v. Lerchenfeld. Berlin, Veit u. Comp. --
Geschichte der Türkei von A. v. Lamartine. Deutsch von Nordmann. Wien,
Wallishausser. 3. u. i. Lieferung. --

Nachdem lange Zeit hindurch der Liberalismus, wie es früher die Aristokratie
gethan, sich an den Formen der französischen Staatsentwicklung geschult hatte,
trat seit dem Jahre I8i8, als die neueste französische Revolution eine so mi߬
liche Wendung nahm, eine sehr natürliche und sehr gerechtfertigte Reaction
dagegen ein, und nicht allein die conservative Partei und diejenige politische
Richtung, die wir vorzugsweise mit dem Ausdruck "vaterländische" bezeichnen
mochten, weil sie am folgerichtigsten an der deutschen Erhebung festgehalten
hat, sondern auch ein großer Theil der demokratischen Partei brach offen mit
ihren französischen Sympathien und sah ein, daß die freie Entwicklung eines
jeden Landes nach eignen Gesetzen erfolgen müsse, und daß jede Nachäffung
fremder Formen die wahre Freiheit beeinträchtigte. Wir erinnern in dieser
Beziehung nur an die Schriften von Diezel, die wir in diesen Blättern be¬
sprochen haben, und die trotz ihren zahlreichen und gefährlichen Uebertreibungen
doch wenigstens im ganzen einen richtigen -Jnstinct verriethen. Gleichzeitig
zeigte sich überall ein neuerwecktes Interesse an jener großen Zeit, wo das
deutsche Volk zum ersten Mal in seiner Gesammtheit sich auf eine glorreiche
Weise erhoben hatte; eine Zeit, deren Bild wir uns immer wieder ins Ge¬
dächtniß zurückrufen mußten, um nicht den Muth und den Glauben an unsre
Zukunft zu verlieren. Die zahlreichen Schriften, welche einzelne Bilder aus
den Jahren 18l2 --Is darstellten, gaben natürlich den Ton wieder, der in jener
Zeit der maßgebende gewesen war, das heißt, sie waren mit Abneigung gegen
Frankreich erfüllt und betrachteten die Russen als unsre natürlichen Verbündeten.
Seit dem Eintritt der orientalischen Krisis ist nun in dieser Stimmung eine
merkliche Veränderung eingetreten. Das Mißtrauen gegen die heimlichen Er¬
oberungspläne des Kaisers Napoleon III., der nicht blos durch seinen Namen.


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Piligrim von Passau und das Erzbisthum Lorch. Von »>'. Ernst Dümmler.
Leipzig, Hirzel, —
Das Mississippithal, geographisch und statistisch beschrieben von Theodor
Olshausen. Bd. 2, 1. Hälfte: der Staat Missouri. Kiel, Akademische
Buchhandlung. —
Beiträge zur Kunde Pommerns. Herausgegeben von dem Verein für
pommersche Statistik, Stettin. Morin. IV, 3. V, 1. VI, -I. —
Ad albert Erz disch os von Hamburg und die Idee eines nordischen Patriarchats.
Von Colmar Grün Hagen. Leipzig, Brockhaus. —
Geschichte Bayerns unter König Maximilian Joseph I. Mit besonderer
Beziehung ans die Entstehung der Verfassungsurkunde. Von Gustav
Freiherr» v. Lerchenfeld. Berlin, Veit u. Comp. —
Geschichte der Türkei von A. v. Lamartine. Deutsch von Nordmann. Wien,
Wallishausser. 3. u. i. Lieferung. —

Nachdem lange Zeit hindurch der Liberalismus, wie es früher die Aristokratie
gethan, sich an den Formen der französischen Staatsentwicklung geschult hatte,
trat seit dem Jahre I8i8, als die neueste französische Revolution eine so mi߬
liche Wendung nahm, eine sehr natürliche und sehr gerechtfertigte Reaction
dagegen ein, und nicht allein die conservative Partei und diejenige politische
Richtung, die wir vorzugsweise mit dem Ausdruck „vaterländische" bezeichnen
mochten, weil sie am folgerichtigsten an der deutschen Erhebung festgehalten
hat, sondern auch ein großer Theil der demokratischen Partei brach offen mit
ihren französischen Sympathien und sah ein, daß die freie Entwicklung eines
jeden Landes nach eignen Gesetzen erfolgen müsse, und daß jede Nachäffung
fremder Formen die wahre Freiheit beeinträchtigte. Wir erinnern in dieser
Beziehung nur an die Schriften von Diezel, die wir in diesen Blättern be¬
sprochen haben, und die trotz ihren zahlreichen und gefährlichen Uebertreibungen
doch wenigstens im ganzen einen richtigen -Jnstinct verriethen. Gleichzeitig
zeigte sich überall ein neuerwecktes Interesse an jener großen Zeit, wo das
deutsche Volk zum ersten Mal in seiner Gesammtheit sich auf eine glorreiche
Weise erhoben hatte; eine Zeit, deren Bild wir uns immer wieder ins Ge¬
dächtniß zurückrufen mußten, um nicht den Muth und den Glauben an unsre
Zukunft zu verlieren. Die zahlreichen Schriften, welche einzelne Bilder aus
den Jahren 18l2 —Is darstellten, gaben natürlich den Ton wieder, der in jener
Zeit der maßgebende gewesen war, das heißt, sie waren mit Abneigung gegen
Frankreich erfüllt und betrachteten die Russen als unsre natürlichen Verbündeten.
Seit dem Eintritt der orientalischen Krisis ist nun in dieser Stimmung eine
merkliche Veränderung eingetreten. Das Mißtrauen gegen die heimlichen Er¬
oberungspläne des Kaisers Napoleon III., der nicht blos durch seinen Namen.


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[0099] Piligrim von Passau und das Erzbisthum Lorch. Von »>'. Ernst Dümmler. Leipzig, Hirzel, — Das Mississippithal, geographisch und statistisch beschrieben von Theodor Olshausen. Bd. 2, 1. Hälfte: der Staat Missouri. Kiel, Akademische Buchhandlung. — Beiträge zur Kunde Pommerns. Herausgegeben von dem Verein für pommersche Statistik, Stettin. Morin. IV, 3. V, 1. VI, -I. — Ad albert Erz disch os von Hamburg und die Idee eines nordischen Patriarchats. Von Colmar Grün Hagen. Leipzig, Brockhaus. — Geschichte Bayerns unter König Maximilian Joseph I. Mit besonderer Beziehung ans die Entstehung der Verfassungsurkunde. Von Gustav Freiherr» v. Lerchenfeld. Berlin, Veit u. Comp. — Geschichte der Türkei von A. v. Lamartine. Deutsch von Nordmann. Wien, Wallishausser. 3. u. i. Lieferung. — Nachdem lange Zeit hindurch der Liberalismus, wie es früher die Aristokratie gethan, sich an den Formen der französischen Staatsentwicklung geschult hatte, trat seit dem Jahre I8i8, als die neueste französische Revolution eine so mi߬ liche Wendung nahm, eine sehr natürliche und sehr gerechtfertigte Reaction dagegen ein, und nicht allein die conservative Partei und diejenige politische Richtung, die wir vorzugsweise mit dem Ausdruck „vaterländische" bezeichnen mochten, weil sie am folgerichtigsten an der deutschen Erhebung festgehalten hat, sondern auch ein großer Theil der demokratischen Partei brach offen mit ihren französischen Sympathien und sah ein, daß die freie Entwicklung eines jeden Landes nach eignen Gesetzen erfolgen müsse, und daß jede Nachäffung fremder Formen die wahre Freiheit beeinträchtigte. Wir erinnern in dieser Beziehung nur an die Schriften von Diezel, die wir in diesen Blättern be¬ sprochen haben, und die trotz ihren zahlreichen und gefährlichen Uebertreibungen doch wenigstens im ganzen einen richtigen -Jnstinct verriethen. Gleichzeitig zeigte sich überall ein neuerwecktes Interesse an jener großen Zeit, wo das deutsche Volk zum ersten Mal in seiner Gesammtheit sich auf eine glorreiche Weise erhoben hatte; eine Zeit, deren Bild wir uns immer wieder ins Ge¬ dächtniß zurückrufen mußten, um nicht den Muth und den Glauben an unsre Zukunft zu verlieren. Die zahlreichen Schriften, welche einzelne Bilder aus den Jahren 18l2 —Is darstellten, gaben natürlich den Ton wieder, der in jener Zeit der maßgebende gewesen war, das heißt, sie waren mit Abneigung gegen Frankreich erfüllt und betrachteten die Russen als unsre natürlichen Verbündeten. Seit dem Eintritt der orientalischen Krisis ist nun in dieser Stimmung eine merkliche Veränderung eingetreten. Das Mißtrauen gegen die heimlichen Er¬ oberungspläne des Kaisers Napoleon III., der nicht blos durch seinen Namen. 12*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_98851/99>, abgerufen am 17.06.2024.