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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. II. Band.

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Persönlichkeit und die in Amerika vielgelesenen Werke des verstorbenen Lippart
charakterisirt. Unter die Romane Lippards' gehört auch: "Die Geheimnisse der
Quäkerstadt", -I84L, Philadelphia. Bei diesem Roman bemerkt Herr Strodtmann
S. S der Einleitung, daß Gcrstcicker als literarischer Freibeuter diesen Roman
in Deutschland für sein Original ausgegeben habe.

Das Sachverhältniß ist folgendes: Nach Abkommen mit der Verlagshandlung
O, Wigand übersetzte Herr Gcrstcicker deu Roman unter demselben Titel, unter welchem
er damals in Amerika erschienen war: "Die Quäkerstadt und ihre Geheimnisse,
amerikanische Nachtseiten. Nach dem hinterlassenen Manuscript des Herrn K., Advocat
zu Philadelphia, 3 Bände. (Leipzig O. Wigand, 1846). Niemals ist Herrn Ger-
stcickcr eingefallen, an diesem Buch, welches die Greuel der Mysterienliteratur nicht
ohne bedeutendes Darstellungstalent, aber in excessiver Weise auf die Spitze stellt,
ein Autorrecht zu beanspruchen; wol aber hat er das Herzeleid erlebt, ungefähr
ein halbes Jahr nach dem Erscheinen seines Romans ein Exemplar desselben zu
finden, auf welches die Verlagshandlung ohne sein Wissen und wider die Wahr¬
heit den Titel gesetzt hatte: "Die Geheimnisse der Quäkerstadt, von Fr. Gerstäcker."

Auf die starken Einsprüche, welche Gerstäcker sogleich gegen dieses Ver¬
fahren der Verlagshandlung erhob, wurde Herr O. Wigand genöthigt, im Bör¬
senblatt die Fälschung des Titels als ein Versehen zu entschuldigen. Daß
diese Sache wirklich ein Versehen war, möge man nicht bezweifeln, da Herr
O. Wigand im Jahre 18L0, während Gerstäcker auf seiner letzten großen Reise war,
nochmals das Versehen beging, den Grenzboten unter frühern Schriften Gerstäckcrs
auch die "Geheimnisse der Quäkerstadt" unter dem falschen Titel zur Recension
zuzusenden. Unser Blatt wurde dadurch veranlaßt, einen lebhaften Tadel gegen
diese Mystcrienrichtung Gerstäckcrs auszusprechen, worauf der Redaction wieder
eine Erklärung zuging, daß Herr Gerstäcker eigentlich nicht der Verfasser des
Romans sei.

Jetzt nach zehn Jahren muß der unbescholtene Schriftsteller sich für dieses Ver¬
sehen eines Buchhändlers öffentlich in Amerika und Deutschland das Aergste nach¬
sagen lassen, was einem Autor von Selbstgefühl geboten werden kann. Es ist an¬
zunehmen, daß er selbst die geeigneten Schritte thun wird, um in Amerika das
Sachverhältniß darzustellen. Dies Blatt aber hält es für Pflicht gegen einen
deutschen Autor, seinen Lesern zu erzählen, was der Redaction durch oben erwähn¬
ten Zufall bekannt wurde. Zudem wir alle Schriftsteller davor warnen, sich einer
ähnlichen Gefahr auszusetzen, ersuchen wir die deutschen Redactionen in Amerika,
welche dieses Blatt sehen sollte", das Factum selbst, wie es ist, zur Ehrenrettung
des Herrn Gerstäcker ihren Lesern mitzutheilen.




Herausgegeben von Gustav Freytag und Julian Schmidt.
Als vennilworll. "tedcicieur lcgiiimirr: F. W. (Krunvw. -- Verlag vo" F. L. Herbig
i" Leipzig,
Druck von C. E, Elbert in Leipzig,

Persönlichkeit und die in Amerika vielgelesenen Werke des verstorbenen Lippart
charakterisirt. Unter die Romane Lippards' gehört auch: „Die Geheimnisse der
Quäkerstadt", -I84L, Philadelphia. Bei diesem Roman bemerkt Herr Strodtmann
S. S der Einleitung, daß Gcrstcicker als literarischer Freibeuter diesen Roman
in Deutschland für sein Original ausgegeben habe.

Das Sachverhältniß ist folgendes: Nach Abkommen mit der Verlagshandlung
O, Wigand übersetzte Herr Gcrstcicker deu Roman unter demselben Titel, unter welchem
er damals in Amerika erschienen war: „Die Quäkerstadt und ihre Geheimnisse,
amerikanische Nachtseiten. Nach dem hinterlassenen Manuscript des Herrn K., Advocat
zu Philadelphia, 3 Bände. (Leipzig O. Wigand, 1846). Niemals ist Herrn Ger-
stcickcr eingefallen, an diesem Buch, welches die Greuel der Mysterienliteratur nicht
ohne bedeutendes Darstellungstalent, aber in excessiver Weise auf die Spitze stellt,
ein Autorrecht zu beanspruchen; wol aber hat er das Herzeleid erlebt, ungefähr
ein halbes Jahr nach dem Erscheinen seines Romans ein Exemplar desselben zu
finden, auf welches die Verlagshandlung ohne sein Wissen und wider die Wahr¬
heit den Titel gesetzt hatte: „Die Geheimnisse der Quäkerstadt, von Fr. Gerstäcker."

Auf die starken Einsprüche, welche Gerstäcker sogleich gegen dieses Ver¬
fahren der Verlagshandlung erhob, wurde Herr O. Wigand genöthigt, im Bör¬
senblatt die Fälschung des Titels als ein Versehen zu entschuldigen. Daß
diese Sache wirklich ein Versehen war, möge man nicht bezweifeln, da Herr
O. Wigand im Jahre 18L0, während Gerstäcker auf seiner letzten großen Reise war,
nochmals das Versehen beging, den Grenzboten unter frühern Schriften Gerstäckcrs
auch die „Geheimnisse der Quäkerstadt" unter dem falschen Titel zur Recension
zuzusenden. Unser Blatt wurde dadurch veranlaßt, einen lebhaften Tadel gegen
diese Mystcrienrichtung Gerstäckcrs auszusprechen, worauf der Redaction wieder
eine Erklärung zuging, daß Herr Gerstäcker eigentlich nicht der Verfasser des
Romans sei.

Jetzt nach zehn Jahren muß der unbescholtene Schriftsteller sich für dieses Ver¬
sehen eines Buchhändlers öffentlich in Amerika und Deutschland das Aergste nach¬
sagen lassen, was einem Autor von Selbstgefühl geboten werden kann. Es ist an¬
zunehmen, daß er selbst die geeigneten Schritte thun wird, um in Amerika das
Sachverhältniß darzustellen. Dies Blatt aber hält es für Pflicht gegen einen
deutschen Autor, seinen Lesern zu erzählen, was der Redaction durch oben erwähn¬
ten Zufall bekannt wurde. Zudem wir alle Schriftsteller davor warnen, sich einer
ähnlichen Gefahr auszusetzen, ersuchen wir die deutschen Redactionen in Amerika,
welche dieses Blatt sehen sollte», das Factum selbst, wie es ist, zur Ehrenrettung
des Herrn Gerstäcker ihren Lesern mitzutheilen.




Herausgegeben von Gustav Freytag und Julian Schmidt.
Als vennilworll. »tedcicieur lcgiiimirr: F. W. (Krunvw. — Verlag vo» F. L. Herbig
i» Leipzig,
Druck von C. E, Elbert in Leipzig,
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[0368] Persönlichkeit und die in Amerika vielgelesenen Werke des verstorbenen Lippart charakterisirt. Unter die Romane Lippards' gehört auch: „Die Geheimnisse der Quäkerstadt", -I84L, Philadelphia. Bei diesem Roman bemerkt Herr Strodtmann S. S der Einleitung, daß Gcrstcicker als literarischer Freibeuter diesen Roman in Deutschland für sein Original ausgegeben habe. Das Sachverhältniß ist folgendes: Nach Abkommen mit der Verlagshandlung O, Wigand übersetzte Herr Gcrstcicker deu Roman unter demselben Titel, unter welchem er damals in Amerika erschienen war: „Die Quäkerstadt und ihre Geheimnisse, amerikanische Nachtseiten. Nach dem hinterlassenen Manuscript des Herrn K., Advocat zu Philadelphia, 3 Bände. (Leipzig O. Wigand, 1846). Niemals ist Herrn Ger- stcickcr eingefallen, an diesem Buch, welches die Greuel der Mysterienliteratur nicht ohne bedeutendes Darstellungstalent, aber in excessiver Weise auf die Spitze stellt, ein Autorrecht zu beanspruchen; wol aber hat er das Herzeleid erlebt, ungefähr ein halbes Jahr nach dem Erscheinen seines Romans ein Exemplar desselben zu finden, auf welches die Verlagshandlung ohne sein Wissen und wider die Wahr¬ heit den Titel gesetzt hatte: „Die Geheimnisse der Quäkerstadt, von Fr. Gerstäcker." Auf die starken Einsprüche, welche Gerstäcker sogleich gegen dieses Ver¬ fahren der Verlagshandlung erhob, wurde Herr O. Wigand genöthigt, im Bör¬ senblatt die Fälschung des Titels als ein Versehen zu entschuldigen. Daß diese Sache wirklich ein Versehen war, möge man nicht bezweifeln, da Herr O. Wigand im Jahre 18L0, während Gerstäcker auf seiner letzten großen Reise war, nochmals das Versehen beging, den Grenzboten unter frühern Schriften Gerstäckcrs auch die „Geheimnisse der Quäkerstadt" unter dem falschen Titel zur Recension zuzusenden. Unser Blatt wurde dadurch veranlaßt, einen lebhaften Tadel gegen diese Mystcrienrichtung Gerstäckcrs auszusprechen, worauf der Redaction wieder eine Erklärung zuging, daß Herr Gerstäcker eigentlich nicht der Verfasser des Romans sei. Jetzt nach zehn Jahren muß der unbescholtene Schriftsteller sich für dieses Ver¬ sehen eines Buchhändlers öffentlich in Amerika und Deutschland das Aergste nach¬ sagen lassen, was einem Autor von Selbstgefühl geboten werden kann. Es ist an¬ zunehmen, daß er selbst die geeigneten Schritte thun wird, um in Amerika das Sachverhältniß darzustellen. Dies Blatt aber hält es für Pflicht gegen einen deutschen Autor, seinen Lesern zu erzählen, was der Redaction durch oben erwähn¬ ten Zufall bekannt wurde. Zudem wir alle Schriftsteller davor warnen, sich einer ähnlichen Gefahr auszusetzen, ersuchen wir die deutschen Redactionen in Amerika, welche dieses Blatt sehen sollte», das Factum selbst, wie es ist, zur Ehrenrettung des Herrn Gerstäcker ihren Lesern mitzutheilen. Herausgegeben von Gustav Freytag und Julian Schmidt. Als vennilworll. »tedcicieur lcgiiimirr: F. W. (Krunvw. — Verlag vo» F. L. Herbig i» Leipzig, Druck von C. E, Elbert in Leipzig,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99385/368>, abgerufen am 17.06.2024.