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Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. II. Band.

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Neue historische Schriften.
Geschichte der deutschen Freiheitskriege in den Jahren 1818 und 18IL.
Von Major Beitzkc. 2. Band, Berlin -1853. Duncker Humblot^ --

Die Erwartungen, die der erste Band dieses vortrefflichen Werkes er¬
regt hat, bestätigt der zweite Vollkommen. Wir haben in dieser Geschichte
der Freiheitskriege zunächst eine auf gründlichster technischer Kenntniß und sorg¬
fältigen Studien beruhende militärische Darstellung, die aber der Verfasser,
durch eine ungewöhnliche Kunst, allgemeine und umfassende Vorstellungen durch
Individualisirung anschaulich zu machen, dem Verständniß auch des größern
Publicums eröffnet hat. Der Verfasser verschweigt niemals die Fehler, die in
der bisherigen Einrichtung des Heerwesens, in der Uneinigkeit der Verbündeten,
zum Theil auch in der individuellen Beschaffenheit der Generale ihren Grund
hatten. Ja militärisch betrachtet erscheint Napoleon auch in diesen Kriegen
als der interessantere Theil, und wir erkennen, daß die Misere, über die wir
uns in Deutschland beklagen müssen, sich nicht blos auf die innere Politik
bezog; aber der warme, kräftige, patriotische Geist des Verfassers gibt doch
den Ereignissen diejenige Beleuchtung, die sie in einem deutschen Volksbuche
haben müssen. Wir lernen die kerngesunde Natur unsrer Väter achten und
verehren, wenn wir auch die ungesunden Verhältnisse, in denen sie lebten, be¬
klagen müssen. Möchte doch dieses Buch nicht blos der müßigen Neugierde
sondern auch der nationalen Belebung unsers Volkes dienen, denn dazu ist eS
umsomehr berufen, da wir. bei politischen Geschichtswerken häufig unsre,
eigne Gesinnung und Ueberzeugung antreffen, bei militärischen dagegen fast
nie, während uns hier ein tüchtiger und erprobter Soldat begegnet, den wir
in Beziehung auf die politischen Ueberzeugungen als unsern Glaubensgenossen
freudig begrüßen können.

Wir behalten uns vor, aus den reichen und bewegten Bildern des Kriegö-
lebens, die uns dieses Werk entwickelt, später einiges mitzutheilen; hier kam
es nur darauf an, die Aufmerksamkeit auch des größer" Publicums aus eine
Schrift hinzulenken, deren Werth von Sachverständigen schon längst richtig ge¬
würdigt ist. --


Grenzl'eien, II. 186L. 46
Neue historische Schriften.
Geschichte der deutschen Freiheitskriege in den Jahren 1818 und 18IL.
Von Major Beitzkc. 2. Band, Berlin -1853. Duncker Humblot^ —

Die Erwartungen, die der erste Band dieses vortrefflichen Werkes er¬
regt hat, bestätigt der zweite Vollkommen. Wir haben in dieser Geschichte
der Freiheitskriege zunächst eine auf gründlichster technischer Kenntniß und sorg¬
fältigen Studien beruhende militärische Darstellung, die aber der Verfasser,
durch eine ungewöhnliche Kunst, allgemeine und umfassende Vorstellungen durch
Individualisirung anschaulich zu machen, dem Verständniß auch des größern
Publicums eröffnet hat. Der Verfasser verschweigt niemals die Fehler, die in
der bisherigen Einrichtung des Heerwesens, in der Uneinigkeit der Verbündeten,
zum Theil auch in der individuellen Beschaffenheit der Generale ihren Grund
hatten. Ja militärisch betrachtet erscheint Napoleon auch in diesen Kriegen
als der interessantere Theil, und wir erkennen, daß die Misere, über die wir
uns in Deutschland beklagen müssen, sich nicht blos auf die innere Politik
bezog; aber der warme, kräftige, patriotische Geist des Verfassers gibt doch
den Ereignissen diejenige Beleuchtung, die sie in einem deutschen Volksbuche
haben müssen. Wir lernen die kerngesunde Natur unsrer Väter achten und
verehren, wenn wir auch die ungesunden Verhältnisse, in denen sie lebten, be¬
klagen müssen. Möchte doch dieses Buch nicht blos der müßigen Neugierde
sondern auch der nationalen Belebung unsers Volkes dienen, denn dazu ist eS
umsomehr berufen, da wir. bei politischen Geschichtswerken häufig unsre,
eigne Gesinnung und Ueberzeugung antreffen, bei militärischen dagegen fast
nie, während uns hier ein tüchtiger und erprobter Soldat begegnet, den wir
in Beziehung auf die politischen Ueberzeugungen als unsern Glaubensgenossen
freudig begrüßen können.

Wir behalten uns vor, aus den reichen und bewegten Bildern des Kriegö-
lebens, die uns dieses Werk entwickelt, später einiges mitzutheilen; hier kam
es nur darauf an, die Aufmerksamkeit auch des größer» Publicums aus eine
Schrift hinzulenken, deren Werth von Sachverständigen schon längst richtig ge¬
würdigt ist. —


Grenzl'eien, II. 186L. 46
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[0369] Neue historische Schriften. Geschichte der deutschen Freiheitskriege in den Jahren 1818 und 18IL. Von Major Beitzkc. 2. Band, Berlin -1853. Duncker Humblot^ — Die Erwartungen, die der erste Band dieses vortrefflichen Werkes er¬ regt hat, bestätigt der zweite Vollkommen. Wir haben in dieser Geschichte der Freiheitskriege zunächst eine auf gründlichster technischer Kenntniß und sorg¬ fältigen Studien beruhende militärische Darstellung, die aber der Verfasser, durch eine ungewöhnliche Kunst, allgemeine und umfassende Vorstellungen durch Individualisirung anschaulich zu machen, dem Verständniß auch des größern Publicums eröffnet hat. Der Verfasser verschweigt niemals die Fehler, die in der bisherigen Einrichtung des Heerwesens, in der Uneinigkeit der Verbündeten, zum Theil auch in der individuellen Beschaffenheit der Generale ihren Grund hatten. Ja militärisch betrachtet erscheint Napoleon auch in diesen Kriegen als der interessantere Theil, und wir erkennen, daß die Misere, über die wir uns in Deutschland beklagen müssen, sich nicht blos auf die innere Politik bezog; aber der warme, kräftige, patriotische Geist des Verfassers gibt doch den Ereignissen diejenige Beleuchtung, die sie in einem deutschen Volksbuche haben müssen. Wir lernen die kerngesunde Natur unsrer Väter achten und verehren, wenn wir auch die ungesunden Verhältnisse, in denen sie lebten, be¬ klagen müssen. Möchte doch dieses Buch nicht blos der müßigen Neugierde sondern auch der nationalen Belebung unsers Volkes dienen, denn dazu ist eS umsomehr berufen, da wir. bei politischen Geschichtswerken häufig unsre, eigne Gesinnung und Ueberzeugung antreffen, bei militärischen dagegen fast nie, während uns hier ein tüchtiger und erprobter Soldat begegnet, den wir in Beziehung auf die politischen Ueberzeugungen als unsern Glaubensgenossen freudig begrüßen können. Wir behalten uns vor, aus den reichen und bewegten Bildern des Kriegö- lebens, die uns dieses Werk entwickelt, später einiges mitzutheilen; hier kam es nur darauf an, die Aufmerksamkeit auch des größer» Publicums aus eine Schrift hinzulenken, deren Werth von Sachverständigen schon längst richtig ge¬ würdigt ist. — Grenzl'eien, II. 186L. 46

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 14, 1855, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341580_99385/369>, abgerufen am 27.05.2024.